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D-rMMeLrMer Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. ereignet. Gegen Handlungen des Hochverrats, soweit sie von rechts kämen, seien die Organe der Justiz gar nicht oder nur mit außerordentlicher Milde vorgegangen. Die Ermor dung Erzbergers sei symptomatisch für die politische Atmo sphäre. Die Vertreter der Gewerkschaften richteten daher an den Reichskanzler die dringende Aufforderung, zur Beseiti gung dieser Mißstände in schärfster Weise durchzugreifen. Der Reichskanzler erklärte in seiner Erwiderung, daß er die von den Vertretern der Gewerkschaft vorgetragenen Besorg nisse teile. Er begrüße es, daß die Vertreter der Gewerk schaften sich so entschieden hinter die Regierung stellen woll ten, um sie bei der Sicherung der Republik zu unterstützen. . Berlin, 29. August. (W. T. B.) Von der Leitung des Deutschen christlichnationalen Gewerkschaftsbundes wird die urteilt: Inmitten der von langer Hand planmäßig vorbe- sungsmäßigen Ordnung betreiben, in weitere Kreise getragen werden soll. Offen und in rohester Form wird in solchen Organen und in Versammlungen zu Gewalttaten an politischen Gegnern, ja zum Mord aufgefordert. Augen scheinlich halten die Führer dieser Bewegung die Zeit für gekommen, in der die Ziele nicht mehr verschleiert zu werden brauchen, sondern offen bekannt werden dürfen. Die Reichs regierung wird in dieser Bewegung als ein Klüngel un fähiger, schwächlicher und undeutscher Politiker dargestellt, deren Beseitigung patriotische Pflicht sei. Neben den Par teien, die in parlamentarischer Opposition stehen, gewinnen in letzter Zeit Organisationen, Vereine, Gruppen und Per- Dischofswerücrer Hauptblatt und gelesensteZeitungimAmtsgerichts- bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft. der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Reichsregierung ist deshalb entschlossen, das zu tun, was die Zeitumstände und die Provokation der Gegner der Verfas sung gebieterisch erheischen. Die Verfassung, welche die de mokratische Forderung der Freiheit der Presse, der Vereine und der Veilammlungen verwirklicht, gewährt zugleich die Möglichkeit, diese Freiheiten zu beschränken, wenn sie zur Beseitigung der Verfassung selbst und aller Freiheit schlechthin mißbraucht werden. Von dieser Befugnis, die dem Reichspräsidenten znsteht, wird durch den (in der fol genden Meldung mitgeteilten) Erlaß über die Sicherung der öffentlichen Ordnung Gebrauch gemacht. Die Reichsregie rung hofft und ist überzeugt, daß alle rechtlich den kenden und zum Wiederaufbau des Vaterlandes willigen Deutschen hinter sie treten und mit ihr zum Schutz der Ver fassung und der Gesetze Zusammenwirken. Sie wird mit unerbittlicher Strenge gegen jede Auflehnung vor gehen und fordert alle Organe des Reiches und der Länder auf. in völliger Unparteilichkeit und ohne An sehender Personen der Verordnung rücksichtslos Geltung zu ver schaffen. Die Reichsregierung: (gez.) Dr. Wirth." Zugleich mit dieser Verordnung hat die Rcichsregie- ung folgenden Aufruf rlafsen: „Schon seit geraumer Zeit erfüllt es die Reichsregie- ung mit Besorgnis, daß die öffentlichen Sitten in Deutsch- and immer mehr in Verfall geraten und die Grundlagen «an Reich und Staat zu erschüttern drohen. In einer Zeit, i der alle Kräfte der Nation daran gefetzt werden müßten, ie moralischen, sozialen und wirtschaftlichen Schäden des krieges zu heilen, geht eine zügellose Agitation im- ier offener ans Werk, die politischen und staatlichen Funda- leitte zu untergraben, auf.denen sich der Neubau des Deut- chen Reiche» erheben soll. Die Sprache der Presse, die dle rn unheilvollen Bestrebungen dient, wird von Tag zu Tag indeutiger. Sie zeigt, daß der Plan gewissenloser Elemente nd Gruppen, die den gewaltsamen Umsturz der verfas- lichen Autorität gegenüber dem Ausland bringen. Die furcht baren Folgen hätte dann das gesamte deutsche Volk, in er ster Linie die deutschen Arbeitnehmer, zu tragen. Verschiebung der Beisetzung Erzbergers. Berlin, 29. August. Wie die „Parteipolitischen Nach richten" hören, ist die Beerdigung Erzbergers, die bekannt- -lich nunmehr in Biberach, dem Hauptort seines Wahlkrei ses, stattfinden soll, auf Freitag verschoben worden. Bis dahin dürfte der Katholikentag in Frankfurt sein Ende er reicht haben, so daß allen führenden Männern der Zen trumspartei Gelegenheit zur Teilnahme geboten ist. Auf der Suche nach den Mördern. Berlin, 29. August. (W. T. B.) Da damit gerechnet werden muß, daß die Spuren des gegen Erzberger ausge führten Anschlages nach Berlin gehen, hat der Polizeipräsi dent von Berlin angeordnet, daß auch die hiesige Poli zei Ermittlungen anstelle. Die von ihr an erster Stelle ver folgte Spur betrifft eine Person, die in der ersten Hälfte des Juli bei einer Zeitungsredaktion die Äußerung getan hat, Erzberger müsse als Schädling des Reiches erledigt, er müsse auf alle Fälle unschädlich gemacht werden. Es handelt sich um einen Mann, auf den im allgemeinen die Beschreibung zutrifft, die von einem der in Wiesbaden aufgetretenen Meuchelmörder gegeben wird. Der Mann ist etwa 1,73 bis 1,7b Meter groß, schlank, mit ovalem Gesicht, blondem Haar, Hellen Augen, und einem kleinen blonden Schnurr bart. Er war mit abgeänderter feldgrauer Uniform, Wickel gamaschen und schwarzen Schnürschlchen bekleidet. Er scheint seinem Benehmen nach ehemaliger Offizier und fetziger Stu dent zu sein. Die Meldung über die Äußerungen jenes Mannes ging der Berliner Polizei am 12. Juli zu. Erzber ger befand sich damals im Jordanbad bei Biberach. Aus Ersuchen der Berliner Polizei hatte Erzberger durch die Württemberger Polizeibehörde am 24. Juli von dem Vor gang Kenntnis erhalten. Auf Erzbergers Wunsch ist am 28. Juli dem Staatskommissariat für öffentliche Ordnung Kenntnis davon gegeben worden. Offenburg, 29. August. (W. T. B.) Zum Mordan schlag auf Erzberger erhält die Offenburger Zeitung von zu- < verlässiger Seite noch folgende Mitteilungen: Die beide« Ob'erschlesien dem Reiche nicht gesichert. gefährdenden ^r-die die Regierung seit Monaten kämpft, kann! schaftsblind steht fest auf dem Boden der deutschen Volksge- b'S auf ^ durch einen offenen Ausbruch innerer Zwistigkeiten in- ' " " ' ' ' ^ou^en ausgedehnt werden.^ wenn^ die Frage gestellt werden. Der politische Kredit des Bestimmungen des Abs. 1 verstößt. Verordnung der Reichsregierung zum Schutze dec Verfassung Berlin, 29. August. (W. T. B.) Der Reichspräsident hat folgende Verordnung erlassen: Auf Grund des Artikels 48 der Verfassung des Deutschen Reiches wird zur Wieder herstellung der öffentlichen Sicherheit und Ord nung für das Reichsgebiet folgendes verordnet: § 1. periodische Druckschriften, deren Inhalt zur ge- walkfamen Änderung oder Beseitigung der ver- suppen Mw Per lgegen sönlichkeiten an Bedeutung, die aus Haß gegen die de n.^publikanisch-demokrattschen^ Staatssorm, m okratisch-republikanische Staatsform of-.^emppeu impmu-nmwumeu ^eweriiuMiwvmwev unrv v.e Sur Verachtung der Verfassung und Übertretung der Ge° gegenwärtige gespannte innerpolitische Lage wie folgt be- «ult>ge Verordngen^oder ^gen die .nnerhalb auffordern. urteilt: Inmitten der von langer Hand planmäßig vorbe- Die Not des Vaterlandes macht es zur doppelten Pflicht, reiteten wirtschaftlichen Nöte breitester Volkskreise und der für mit harter Hand diesem Treiben teils gewissenloser, teils die allgemeine politische Erregung skrupellos ausnützenden . Elches gilt verblendeter Elemente entgegenzutreten. Ein schwerer Win-! Parteikämpfe ist die Ermordung Erzbergers erfolgt. Der Druckschriften, deren Jnhatt eine Billig»^ steht Deutschland bevor. Noch lasten auf uns die schwc-! Deutsche Gewerkschaftsbund ist mit allen ehrliebenden und ren, drückenden Folgen des verlorenen Krieges, noch ist'politisch urteilsfähigen Menschen einig in der rückhaltlosen Drgmw u^ ^"rlchiungen des Staates Oberschlesien dem Reiche nicht gesichert. Seine Ret- Verurteilung dieses Meuchelmordes. Der Deutsche Gewerk- den mnettn Fneden des Staates gefährdendem j^ng, für die die Regierung seit Monaten kämpft, kann! schaftsbund steht fest auf dem Boden der deutschen Volksge- wo durch einen offenen Ausbruch innerer Zwistigkeiten in s meinschaft. Wer sich zu ihr bekennt, muß besonders in er- Monaten usgedehnt werd n. w nn dre Frage gestellt werden. Der politische Kredit des regten Zeiten den Mut haben, die sich daraus ergebenden nm «i? ^outschen Reiches darf nicht erschüttert werden in einen, Pflichten vorbehaltlos und nach allen Seiten zur Geltung zu Mit Augenblick, in dem es den Anspruch auf Oberschlesien auf die bringen. Deshalb verurteilt der Deutsche Gewerkschaftsbund d"d^f^wkeR umfaßt auch jede angeblich der Demokratie gründet. Ebensowenig kann es aufs schärfste die wüste und vergiftende Form der partei- reue periodische Druckschrift, die sich sachlich als die alte dar- werden, daß durch politische Unrrihen die Wirt-j politischen Kämpfe, wie sie augenblicklich das deutsche Volk k,i„ Kan kaa !schaftskraft Deutschlands geschwächt wird, die zur Abtragung 'durchtoben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund wird sich mit sspruchde^ Verbots ist derReichs- der schweren uns auferlegten Lasten aufs höchste angespannt: aller Entschiedenheit gegen alle Bestrebungen wenden, gleich n^^skia^d'e ium Vollzüge notwendigen,Eden muß. Nur durch dauernde ungestörte Arbeit kann.'woher sie kommen, die eine gewaltsame Änderung der Ver- a . - ... . es gelingen, Reich und Volk über die schweren Zeiten hin- sfassung zum Ziele haben. Weitere verschärfte innerpolitische Beschlagnahme von Druckschriften ohne wegzuführen, in denen Teuerung und steuerliche Höchst-' Wirren würden Deutschland um den letzten Rest jeder staat richterliche Anordnung ,st außer in den Fallen des 8 23 Nr. 1 leistung nebeneinander hcrgehen. ' " - und 2 des Reichsgesetzes über die presse vom 7. Mai 1874, In dieser Lage des Vaterlandes die Verfassung und die auch dann zulässig, wenn der Inha t der Druckschnft Gesetze antasten oder verächtlich machen, heißt eine die Voraussetzung eines Verbotes nach 8 1 Absatz 1 erfüllt.w e i t e, in Wahrheit erst vernichtende Niederlage 8 3. Wer eine nach H 1 verbotene Druckschrift heraus- und damit den Verfall des Reiches vorbereiten. Die gibt, druckt oder verbreitet, wird mit Geldstrafe von " ' 500 009 Mark und mitGesängnis oder mit einer dieser Strafen bestraft. 8 4. Versammlungen, Vereinigungen, Aufzüge und Kundgebungen können außer dem Falle des Artikels 123 der Reichsverfassung verboten werden, wenn die Besorgnis begründet ist, daß in den Ver sammlungen usw. Erörterungen stattfinden, die zur gewalt- ämen Änderung oder Beseitigung der Verfassung oder ver- sassungsmäßiger Einrichtungen des Reichs oder eines seiner Länder, zum Ungehorsam gegen Gesetze oder rechtsgültige Verordnungen oder gegen die innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen der verfassungsmäßigen Behörden äufreizen, solche Handlungen billigen oder verherrlichen oder die verfassungsmäßigen Organe und Einrichtungen des Staates in einer den inneren Frieden des Staates gefähr denden Weise verächtlich machen. Zuständig für den Ausspruch des Verbots ist der Reichs minister des Innern, der die zum Vollzüge notwendigen Vorschriften erläßt. ß 5. Wer eine nach § 4 verbotene Versammlung usw. veranstaltet oder in einer solchen verbotenen Versammlung usw. als Redner auflritt, wird mit Geldstrafe bis zu 500 090 Mark und mit Gefängnis nicht unter einem Monat, wer an einer solchen verbotenen Versammlung usw. teilnimmt, mit Geldstrafe bis zu 100 900 Mark und mit Gefängnis oder mit einer dieser Strafen bestraft. Die obige Verordnung und die anschließende Kundge bung sind jedenfalls wenig geeignet, die erregten Wogen zu glätten. Selbst nach dein Berichte Les „Berliner Tage blattes", betrachtet man in parlamentarischen Kreisen die Lage als außerordentlich ernst. Man ist sich darüber klar, daß die Verordnung des Reichspräsidenten im Augenblicke eine Zuspitzung bedeute, jedenfalls aber zur .Klärung der Lage" wesentlich beitragen werde. Die Fraktionen der Regierungsparteien stünden geschlossen hinter dem Vor gehen der Regierung. Die Vertreter der Gewerkschaften beim Reichskanzler. Berlin, 29. August. (W. T. D.) Wie von gewerkschaft ¬ licher Sette mitgeteilt wird, fanden heut« nachmittag im,, , „ , „ „ Reichskanzlei-Hause Besprechungen von Vertretern des all-, verlässiger Seite noch folgend« Mitteilungen: Die beiden gemeinen deutschen Gswerkschastsbundes, des Gewerkschasts- Täter gingen in einem so geringen Abstande hinter den bet- ringes deutscher Arbeiter, Angestellte- und Deamtenver- den Abgeordneten her, daß man sie allgemein für ihre bände und des Afa-Dundes mit dem Reichskanzler stqtt. Söhne hielt. Es wird berichtet, daß die beiden Täter wie- Die Vertreter der Gewerkschaften wiesen auf die durch die derholt die Zimmer de» Abgeordneten Erzberger beobachte jüngste Mordtat blitzartig beleuchtete politische Lage hin und i tcn. Das geschah auch unmittelbar, bevor sie am Freitag schilderten die in den Reihen der Arbeiterschaft vorhanden«' morgen in den Wald gingen. Rach der Tat flüchteten di« starke Beunruhigung. Ausschreitungen schlimmster Art oe-'Täter in der Richtung nach dem Kniebis und fragten den gen das Ansehen der Republik und ihre Organ« hätten sich Straßenwärter nach der Wegrichtung. Di« an gesetzten Po- Erscheinungsweise: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis: Bri Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk 4.—, durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 11.25 ohne Zuftrllungsgebühr. Alle Postanstaltrn, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521.—Gemeinde« verbandsgirokafie Bischofswerda Konto Nr. 64. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzrile (Zlm. 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