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ttgsten Eigner, auf Deutschland, stürzen. Nach Ost und West wird er sich gegen den Anprall zu stemmen haben. Die Angreifer «erden es sich dabei — da» heißt, solange st« «< halbwrg« ertragen können — gefallen lassen, daß Oestreich und Italien sie in der Flanke packen. Erst muß Deutschland« Kraft gebrochen sein, dann wird man sich gegen die Bundesgenossen «enden. Deutschland muß also so stark sein, daß es eine Zeit lang allein nach beiden Seiten hin Widerstand leisten kann. Der Sieg ist dann sicher, wenn e» sich solange hält, bis seine Bundes genossen sich so tief in die Flanken de» Gegners einge bohrt haben, daß sie seinen Lebensnerv bedrohen und ihn zur Teilung der Kräfte nötigen. — Ueber seinen Zug mit Emin Pascha durch Zentral afrika sprach Leutnam Dr. Stuhlmann in einer Berli ner Versammlung. Darnach hat Emin Pascha nicht in seiner früheren «gyptischen Provinz bleiben, sondern quer durch den Erdteil nach der «estasrikanischen Küste ziehen »olle«. Die Unlust seiner früheren Soldaten und eine schwere Hungersnot vereitelten diesen Plan. Als dann «och eine Pockenepidemie auSbrach trennten sich Emin und Stuhlmann. Möglich ist «S, daß ersterer nach dem Kon go zieht. — Eine Marseiller Zeitung veröffentlicht den Brief ei ne« deutschen Handelsagenten in Weidah an einen früher dort ansässig gewesenen französischen Kaufmann, worin die Anschuldigungen französischer Blätter bezüglich angeb licher deutscher Waffenlieferungen an den König Behan- zin von Dahomey in der eingehendsten Weise zurückge wiesen werden. Gleich den Deutschen hätten auch Port» giesen, Engländer und Franzosen AuSschoßwaffen an Kö nig Behanzin verkauft. Da« französische Schiff „Tay- gete" habe noch bei seiner vorletzten Fahrt 25 Kisten mit Chaffepot- und GraS-Gewehren gelandet. Wenn die Da- Homeher Präzisionswaffen besäßen, so seien letztere aus Manchester, Lissabon und Lagos gekommen. Die vielbe sprochenen Kruppschen Kanonen seien an einen gewissen Cordido Rodriguez verkauft worden, welcher eine Bestel lung durch die katholische Mission für den Eybasil-Stamm erhalten habe. Die Deutschen hätten von dem Gouver neur von Togo den Befehl gehabt, in ihren Beziehungen mit König Behanzin die größte Zurückhaltung zu beob achten. Dreimal habe dieser Geschenke angeboten und das Ansuchen um Uebernahme des Protektorates gestellt. Das fraglich« Ansuchen sei indeß nicht einmal nach Berlin übermittel worden. Ein alter Bekannter aus früheren Zähren ist unter wegs, wiederum seine Aufwartung zu machen: die In fluenza. AuS Ostpreußen wird berichtet daß sie besonders im Kreise Pillkallen, rasch um sich greift. Besonder« be fällt sie ältere Leute. - Belgien. Für Belgien sind mit dem in voriger Woche erfolgten Zusammentritt des Parlaments, das eine neue Verfassung «»«arbeiten soll ernste Tage angebrochen. Die Hauptstadt Brüssel hat noch nicht solche Austritte gesehen, wie sie stattfandcn, als König Leopold in den Kammerpalast zur Verlesung der Thronrede ritt. Tausende und Abertau sende von Arbeitern füllten die Straßen, welche die Ein führung des allgemeinen Wahlrechtes forderten, und das selbe ereignete sich beim Rücktritt. Abends in der zehn ten Stunde kam es, wie schon tags zuvor in Gent, zu blutigen Straßenunruhen. Die Volksmenge durchbrach di« Absperrung der Bürgergarde und drang bis zum Schlosse vor. Nunmehr hieb die berittene Gendarmerie scharf ein, und nachdem eine ganze Anzahl Personen ver wundet worden war, stob die Menge auseinander. Auch au« anderen Städten werden Krawalle gemeldet. Da an die Bewilligung des allgemeinen Wahlrechtes durch die Kammer nicht zu denken ist, kann das Land noch recht stürmische Tage erleben. In Belgien gtebt e« 1ÜOOOO Schnapstnrtpen, «her mit 5000 Schulen. Ein Wirtshaus kommt schon «ms 89 Belgier, eine Schul« auf 1L7S. Berechnet man, daß Kim der und Frauen nicht trinken, so genüge» 15 «nv«chsr»r Belgier, um «in Wirtshaus au«zuhalt«n. Je» Deutsch land Holland und Frankreich kommt ein WutShau« auf 250 Menschen. Der Geldwert des jährlich in Belgien vertrunkenen Alkohols erretchte i« Zahre 1891 nicht we niger al« 450 Millionen Fr., d. h. ungefähr den dritte» Teil des Durchschnittslohnes der Arbeiter. Wie dir Re- gierung einem derartigen Zustand ruhig zusehrn kann, ist unverständlich. Man kann nur annehmen, daß st« sich vor den Schankwirten fürchtet, die ungefähr di« Hälfte der Kammcrwähler bilden. Die Einführung de» allgemeinen Stimmrechtes würde den Einfluß der Wirte brechen. Kraukretch. Ministerpräsident Loubet, der im S'reike von Earmaux vermittelt hatte erhielt rin in Pari» aufgegrbeneS Tele gramm des Inhalt«: i,Da» Attentat ist unsere Antwort auf den Schiedsspruch." Zahlreiche Fremde verlassen die Stadt au« Furcht vor neuen Dynamitattentaten. Biele Beamte, die dir Rache der Anarchisten fürchten, schicken ihre Familien fort. Der „Temps" glaubt, daß die Attentate sich wiederholen «er den. Wenn die Ueberzeugung der Polizei, daß der vorgest ern verwendete Sprengstoff au« dem Dynamitdiebstahl herrühre, der im Ju'i aus der Station Lachapell« verübt wurde, richtig ist, so dürfen wir noch schöner Dinge ge wärtig sein. Damals verschwanden über hundertvierzig Kilogramm Dynamit; da die vorgestrige Bombe sieben Kilogramm enthalten haben dürfte wär« noch Munition für etwa zwanzig ähnliche Attentate vorhanoen. Amerika. Clevelands Sieg bei der Präsidentenwahl ist ein über alle Erwartung glänzender. Um un» die Größe diese» Erfolges zu veranschaulichen, müssen wir un» in- Gedächt- nis zurückrufen, daß al» Grover Cleveland im November 1884 über James Blaine siegte, da« Ergebni«, welche» damals einzig und allein vom Ausfall der Wahlen im Staate Neuyork abhing, drei volle Tage unsicher «ar. Von Stunde zu Stunde schwankten die lstachrichten. Bald behaupteten die Republikaner, bald die Demokraten, eine kleine Mehrheit errungen zu haben. Endlich «ar festgestellt, daß die demokratisch gesinnten Stadtbezirke im Staate Neuyork knapp tausend Stimmen mehr aufgebracht hatten als die republikanisch wählenden ländlichen Bezirke. Diesmal aber beläuft sich Clevelands Mehrheit nicht auf eintausend, sondern auf Hunderttausende von Stimmen. In Neuyork allein waren au» dem 1000 Mehrheit 76000 geworden. Die Kinley-Bill, die alle« nur die Löhne nicht gesteigert hat, wirkte unwiderstehlich, Die Republikaner, halten alles gethan, sich die Herrschaft zu sichern. Sie halten die Millionen des Staatsschatzes als Pensionen un- ters Volk verschenkt und die Wahlmänner der republika nisch gesinnten Staaten vermehrt. Umsonst, das Volk merkte, das ihm das Fell über die Ohren gezogen werden sollte. Harrison, „der schäbige," unterlag schmählich. Der Sieg Clevelands des gemäßigten Freihändlers, bedeutet die völlige Niederlage des übertriebenen Schutzzollsystem«. Es ist oft genug hervorgehoben worden, daß mit der Rückkehr Grover Clevelands ins weiße Hau« zu Washington keine radikale Umkehr in der Wirtschaft-Politik der Vereinigten Staaten verbunden sein wird. Aber es wird mit dem unsinnigen Zollsystem Harrison« nicht nur nicht weiter gegangen werden, sondern e« sind auch Ermäßigungen in den Tarifgesetzen zu erwarten. Die gestrig« Wahl in den Vereinigten Staaten hatte unstreitig für Europa größere Bedeutung als jemals zuvor. In Jaffa, dem Hasen von Jerusalem, wurde da- Boot eins« Lkoyddampfer«, da- 25 Passagier« landen wollte, von einem Windstöße umgeworfen, wobei 12 Reisend« er tränke«. AuS dem Auerthal und Umgebung. Mittheik»»««» »« lokale« Jntereff» find »er ««»aktto« stet« wtue»m««n. In dem Conzert am 10. d. M. ist unserer strebsamen Gladtkapelle und ihrem rührigen Direktor ein hohe» Lob zu thril geworden, indem Hr. Musikdirektor Töpfer au« Dres den seine vollste Aneriennung über deren vorzügliche Leistun gen aussprach. Auch die Conzertgesrllfchaft, die ausgezeich net« Musikkenner zu ihren Mitglieder» zählt, von der über- haüpt jede« einzelne Mitglied musikalisch gebildet ist, bracht« Hrm Slädtmufildirektor Zirn «in Hoch für dessen trefflich« Lonzert-Musik au«. Selbst der Ballmusik wurde rühmend gedacht. E« ist recht erfreulich, wenn man so die Beweis« findet, daß unsere Stadtkapelle sich mehr und mehr vervoll kommnet, wie Hr. Stadlmusikdiretlor Zien mit jahrelange« Fleiß unserer ausblühenden Stadt eine ebenbürtig starke» Mufikchor geschaffen hat und ist nur zu wünschen, daß un sere Stadlkapetle noch mehr wie bisher von allen Seiten unterstützt wird. Am Sonntag sand in dem jetzt überaus prächtig reno- virten Saale Le- Hotel zum Blauen Engel ein Wohl» thätigkeitS-Conzert der „Sächlischen Fechtschu>e" statt, da» sehr gut besucht war. Das Programm war eia äußerst chewählte». Besonder« hervorzuheden ist die melodiöse Arie au- der Oper „Martha" und das schöne Lied „da- Grab auf der Haide," welche Herr Otto Clöden in wunderbar ergreifender Weise zu Gehör brachte, ebenso da» schön« Männerquartett Nößle," das allgemeinen Beifall fand. Eine recht hübsche Leistung war auch va» Duett „Wunsch," welches die Schwestern Vogel sangen. Von ganz außer- gewöhnlicher Fingerfertigkeit zeugte da» Valse für Violine, welche» Herr Stadtmusikdirettor Meinel vortrug, der diese» Instrument in vollkommenster Weise beherrschte. Beson deren Effect machten aber die humoristischen Vorträge eine» Herrn Dr. Peter» aus Berlin, die da» Publikum zur größten Heiterkeit Hinriffen und wirklich gediegen waren. E» passtrt selten, daß man einen so trefflichen Künstler hier zu sehen bekommt, auch Herr Rauscher als lustiger „Cigar- renhändler" errang vielen Beifall. Das Conzert hat allge mein angesprochen und auch die „Fechtschulc" ihre Rech nung dabei gesunden. Möge sie zum S.gen der Armen fortwirken und gedeihen. Die Königliche AmtShauptmannschaft Schwarzenberg macht bekannt: Die unter Nr. 3 und 4 der im Erzgeb. Bfd. vom 15. Sept. Nr. 215 veröffentlichten Verordnung de« Königlichen Ministerium» de» Innern vom 12. Sept, dieses Jahre», Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera betreffend, enthaltenen Anordnungen „daß die Ein- und Durchfuhr von gebrauchter Leib» und Bettwäsche, gebrauchten Kleidern, Hadern und Lumpen aller Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und Weichkäse aus dem Hamburg'schen Staatsgebiete verboten sei" und „daß jede aus dem Hamburgischen Staatsgebiete eintreffende Post- oder andere Packetfendung von dem Empfänger vor der Oeffnuug der OrtSpolizri- dehirde zu melden und von der letzteren bei der Oeffnung festzustcllen sei, ob die Sendung Gegen stände, deren Einfuhr verboten ist, enthalte", sind mittel- Verordnung des Königl. Ministerium» vom 25. vorigen Monats wieder aufgehoben worden. Grünhain, 12. Novbr. Herrn Schuhmachermeister Heinrich Richter hier und seiner Gattin war es vergönnt „ES handelt sich also darum, unfern Socialisten wieder der Gesellschaft zuzuführen?" Alice nickie eifrig. „Und dttzu bietet die Festlichkeit, die das gräfliche Ehepaar zur Laufe de» Stammhalters arrangiren wird, die beste Ge legenheit. Mein Mann und ich sind eingeladcn; was Hans betrifft, so laß mich nur machen." „Still I" unterbrach die Räthin flüsternd ihren Rede strom, indem sie den Finger auf den Mund legte, „^.t- Isutioll, sie kommen! Hans und der Pastor sind soeben in da« Vorzimmer eingelreten." 13. Vor Gericht. Der Staatsanwalt begann sein Playdoyer. „Wer sind die sogenannten Arbeitslosen? Woraus be standen jene revoltirenden Massen, die sich auf das Eigen tum friedlicher Bürger stürzten, blindwüthend, ohne Ver stand, nur ihrem thierischen Wuthansalle gehorchend, wie der Stier auf da- rolhe Tuch? Ich will es Ihnen sagen, meine Herren. Diese zusammengerotieten Massen hatten weder Hunger, noch verlangten sie Arbeit, — denn wer Arbeit sucht, findet solche auf dem Wege der Ordnung immer genug, und zu hungern braucht Niemand, der ar beiten will. Aber alle diese Leute wollten nicht arbeiten l Ihre Revolte war nur ;in Vorstoß der Svcialdemokraten, gewissermaßen eine Probcvvrstellung derselben, die sie unternahmen, um der öffentlichen Meinung Trotz zu bieten und so die Stärke ihrer eigenen Meinung, die rin Spott auf aller Ordnung ist, Höhnlachend barzuthun. Jo, mein« Herren, schlimmere Leidenschaften noch sehen wir hinter dieser theatralischen Demonstration ihr lauern de» Haupt «mporstrecken. Auf die Socialoemokrati«, den Communtsmu«, ist nothwendig al« letzte, äußerste Conse quenz der Anarchismus gefolgt. Wir schreiten mit Riesen schritten dem Ende de« Jahrhundert» entgegen. Wollen wir es abwarten und unthätig zusehen, wie Gesetzlosigkeit, Züzellossigkeit und Willkür allenthalben immer frecher und auffallender in die Erscheinung tritt? Sollen wir die Hände falten und zusehen, wie der Janhagel, die Hefe de» Pöbels, unsere Straßen al« Herrscher betritt? Die Centennarfrier der französsischen Revolution, dieser abscheu lichen, orgienübcrsättigten Blutmetze ist jenseits de- Rheine- begangen worden. Welches nachahmung-würdige Beispiel für das alternde Jahrhundert! Und schon wirkte es, so daß der greise Körper sich in ekelhaften Krämpfen windet, während es bei seinen Zuckungen blitzt und wetterleuchtet. Wollen wir e» erleben, daß unter dem ehernen Tritte einer neuen, planvollen, Internationalen Revolution die Erde bebt? Meine Herren, e« mag die- wie Uebertreibung klingen. Aber ich versichere Sie, schlicht und ohne Patho«, wenn wir hier, bei solchen Symptomen einer krankhaften Selbst überschätzung, wie die sogenannten Arbeiterdemonstrationen, nur die geringste Spur von Schwanken oder Mitleid ver- rathen, so werden wir an dem Ausbruche dieser Pcstkrank- heit mitschuldig sein. Ein Schlag in'« Gesicht aber wäre es für alle Gutgesinnten, für alle, die zu un», zu Recht und Ordnung stehen, und ein Schrei de« Entsetzen« würde durch ihre Reihen hallen, wollten wir sie also der spötti schen Willkür dieser Zuknuft-partei überliefern. Hier ist eine Krankheit, die Medikament« nicht heilen, die dem Feuer widersteht. Hier Hilst, nur Eisen und Blut. Unerschütterlich, unerbittlich und unbarmherzig muß da» Vorgehen gegen Au-schreitung«n, wie die vorliegenden, vom ersten Augenblick an sein. Denn ich wiederhole e«, al» letzt« Consequenz hinter der Gesetzlosigkeit lauert dir Anarchie. Wenn diese Feindin geboren wird, so stirbt der Staat! Es ist Blut gestossen, Blut erheischt Sühnung. Hohn- -r «orte wurden au- den Reihen der Gesetzlosen geschleudert und der freche Raub am allgemeinen Gute war «in Spott auf da» Helle Tage-Iicht. Aber nicht genug mit dem Allen: Diese rohen Horden sind bi« vor da- Schloß gezogen und haben versucht, die geheiligte Person des Kaisers in ihren wüsten Kampf zu ziehen. Festen Trittes, Trotz in den erhobenen Häuptern, kamen st« einher und brüllten in die Helle Winierluft auf der Heerstraße der Könige, die den Todeszug unsere- ersten Kaiser« gesehen, in das Angesicht seines Enkel«, ihr wüste» Lied: „Tod jeder Tyrannei! Die Arbeit werde frei! Riarsch, marsch, Marsch, marsch! Und wär'- zum Tod! Denn uns're Fahn' ist roth!" — Hört man nicht au« diesem „Marsch, marsch" oen wil den Eisenschritt de« Fanatismus, die Gefahr der Zukunft klingen? „Marsch, marsch! Und wär'- zum Tod — Denn uns're Fahn' ist roth!" Nun wohl, schwarz und weiß aber ist die Fahne unsere» preußischen Königshauses und sie wird noch lange in ihrer ruhmreichen Größe in den Lüften flattern, wenn bereit« der letzt« rothe Fetzen zerrissen zu Boden hängt, Dafür, meine Herren, lassen sie un- alle sorgen, al» die berufenen Hüter der Ordnung und de- Rechts!' Die heutige Verhandlung gilt dem Haupträdelsführer der vergangenen Tumulte, Karl Bittmann. (Fortsetzung folgt.)