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d. h. nach den Beratungen im preußischen GtaatSministe- rium und vor ihrer Unterschrift durch den Kaiser, noch eine Abänderung insosern erfahren haben, al« die Zahl der mehr tinvMllenden Rekruten nicht 70 OVO, sondern nur 60 000 x "gen soll. Außerdem wird berichtet, in der Borlage ftkzwar die zweijährige Dienstzeit zugestanden, doch sollen alle nicht hinreichend ausgebildeten Mannschaften noch ein drittes Zahr dienen. Dann hinge die gesetzliche Durchführung der zweijährigen Dienstzeit lediglich von der Ansicht des Regiments- oder Batallionskommandcur über den Grad der Ausbildung, den die Leute bei den einzelnen Kompaniechefs erfahren haben, ab — genau wie jetzt. - Kaiserin Auguste Victoria begeht am 22. Oktober .... 34. Geburtstag. - — Deutschland wird rin Heer von 3900000 Mann haben, also die dreifache Kriegsstärke von 1870, wenn erst die Neuorganisation von 1887 durchgedrungen sein wird. Wird die neue HeereSvorlage angenommen, dann muß das Heer aus SV« Pjt ^wachsen. Ein Krieg mit einem solchen Heere würde «n»Atkbar fein. Nur der beste Teil desselben könnte verwandt werden. — Trotz der Cholera-Sperre und der Mac Kinley-Bill ist Deutschlands AuSsyhrnach Amerika im S. Vierteljahre 1892 gegen das Vorjahr von 12 auf 15 Millionen Dol lar« gestiegen. Der Grund liegt darin, daß die Vereinigten Staaten sich wieder zum veutfchen Zucker bekehrt haben. Zm vergangenen Zahre gelang es den großen Zuckerraf fineur» Nordamerikas, einen festgeschlosfeuen Ring zu bilden, die wenigen bisher außen gebliebenen Raffinerien anzukaufen und so al« einziger Käufer von Rohzucker den Markt vollständig zu beherrschen. Die deutschen Exporteure nahmen nicht die schlechten, ihnen gebotenen Preiie an, well sie ausreichende Versorgung Amerikas aus anderen Quellen sür unmöglich hielten, und Hoden ihre Zuckervvr« räte aus. Ein halbe- Jahr lang hielt der amerikanische Trotz an. Jetzt ergab er sich und holte die deutschen Zuckervorräte ab. Kol.o niale«. Deutschland bleibt nur «ine Wahl. Entweder es erhält ein starke« Heer in Ostasrika, oder es giebt das Innere de« Landes auf und zieht die schwache Schutzlruppe in den Küstenplätzen zusammen. Abermals hat die Schutzlruppe eine Nieverlage erlitten. Leutnant Brüning und vier Soldaten Haden die Schlappe mit dem Leben bezahlt. Wie lange noch und der deutsche Name wirb zum Ge spött der Wilden? Kllosja, der Schauplatz Le» neuen Un fall», liegt auf einer Anhöhe am linken Ufer des Mukon- dokwa und beherrscht tue Straße von Kondoa nach Mpwapwa; die Station ist im Herbst 1891 angelegt und nach dem Verteidigung-plan vom Frühjahr d. I. mit 150 Farbigen und 7 Europäern belegt: außerdem befinden sich auf der Station di« im Herbst 1891 angelegt zwei Schnell- feuergeschütze. Hie Wahehe find derselbe Stamm welcher s. Z. die Expedition Zelewski nudermetzelte. Seil dieser Zerl verhielten sie sich ruhig und es wurden vielfache Be mühungen des Sultans von Uhehe unternommen, mit dem Gouvernement zu einem Frieden zu gelangen. Diese Un terhandtungen »,aben aber zu keinem Ergebnis gesührt, weil von den Deutschen als Vorbedingung die Ausliefe rung der der Zelewskischen Expedition abgenommenen Waffen und Geschütze gestellt wurde und die Wahehe diese Auslieferung verweigerten. — Der Aseikareisende vr. Zintgrass berichtet in der „Köln. Ztg.": „Daß der König von Dahomey von ei ner in Weidah einem Hafenplatz von Dahomey ansässi gen deutschen Hirma Hinlertader (Maujergewlyre) sowie Munition gelaust hat, «st an der ganzen westasrikanijchen Küste bekannt, ebenso, daß er von derselben Firma Schneüseuergeschütze bezogen hat und daß von einem Agen ten derselbe» Firma die Soldaten des Königs von Daho mey mit diesen Geschützen eincxerziert worden sind. Das war aber ein Privatgeschäft der Firma, das ihr in keiner Fanny schlug die Hände vor's Gesicht und begann zu schluchzen. „Pfui Deibel!* brach Wilhelm endlich los und spuckte energisch aus. „Pfui Deibel!" und dann begann er, die Hände in den Taschen, in großer Erregung aus uuo ab zu gehen. „Pfui Deibel, so'n jlvodijet Möver! Und Fräu lein Fanny, Sie jehorchen so eenem? So weit sin Sie runterjetvmmen? — Un ick habe Ihnen jelannt, als Sie noch een tleenet Mächen waren, Ihre Minter un meine haben zusammen Wäsche ufsjehangen, allemal reell be»'t Jeschäsi, immer orndliche Waschweiber. Und Sie sind jo aus der Art geschlagen? Sie tragen bunle Kteedajche und schämen sich nich? Sie arbeiten nich?" „Ick arbeite, Willem I" stammelte das Mädchen drmü- § thig und schlug die großen thrünennasjen Augen bittend zu ihm auf. Ick habe immer jearbeitet. Aber die arme Marie, — seit ick ihr pflege, habe ick nischl verdient. Ja kann ja nich fort von ihr. Es hat ihr zu mächtig rum gerissen. I" „Fanny!" rief der Mann entsetzt. „Du dHust et, um ihr zu pflegen? Du hast ufsjehört, een ornvtlches Mächen zu sind, um an der Blltmanir Jute- zu thun ? Fanny I" Das Mädchen weinte herzbrechend. „Ach, Willem, wenn der Aujust wäre wie Du. Aber ick habe ja keenen Menschen. Hunger thut weh! Und mir noch nich so, aber ihr» — ihr! Se dauert mir so! Du sprichst dock oocy, ihr Mann i» unschuldig, aber ji, müßet büßen. Un nu iS sie so schwach, sie wird et viel leicht jar nich überstehen, wenn bet Kind tomml. Un >v',> Wurm will doch voch leben. Willem, wat sollt' ick denn machen? Det Leben kost' Jeld, un ick kann doch tags über nich »eg von ihr, Nachts schläft se!" „Es is jut!" antwortete Wilhelm mit bgewandtem Ge sicht. „Wat j.Hetzen i«, l« nich zu ändern. Ick habe Dich nischt vv.»werfen. . Aber freuen kann ick mir ooch weise zum Vorwurf gemacht «erben kann. In Weidah waren bi» zum Beginn des Kriege« weder französisch« noch sonstige Behörden, welche irgend welche Anordnungen hätten treffen können, und im übrigen haben französische und englische Firmen ebenso gut Waffen an eingeboren« afrikanisch« Könige geliefert, wie hier di« deutsche Firma." — Englische Zeitungen melden über den Kamps mit den Wahehe: „Der arabische Gouverneur und rin an derer hervorragender Araber fiel im Kampfe; der Sohn de« letzteten wurde verwundet, gleichzeitig zwei britische Indier. Ein Deutscher wurde getötet, «ährend ein anderer Deutscher in die Gefangenschaft der Wahahe geriet. Letztere plünderten und verbrannten viel Eigentum. Andere euro päische Stationen sollen ebenfalls angegriffen worden sein." Grotzdrttannie«. NordenSland ist von schweren Ueberschwemmungen heim gesucht, einige Flüsse haben 1b bi- 17 Fuß Wasser über dem normalen Stand, Hunderte von Quadratmeilen find unter Wasser gesetzt. Schwetzen-R-rwege». In Norwegen hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche norwegischen Schellfisch aus den deutschen Markt bringen will. Nachdem dir Fische gereinigt und gespült find, «er den ji« in der Gefriertammer de» Schiffe« zum Erstarren gebracht, damit sie die selbstverständlich nur in der kühlen Jahreszeit resp. im Winter vorzunrhmenden Reisen nach Hamburg bezw. von dort nach dem deutschen Hinterland unbeschadet zu überstehen vermögen. Diese gejrornen Schellfische müssen, nachdem sie der Gesrierkammrr ent nommen sind, m kalte« Wasser gelegt »erden, in welchem sie etwa 2 bi« 3 Stunden zu blriven haben, damit sie vollständig austaueu und ihre früher« Weiche wieder er halten. Nach diesem Auftauung«prozeß ist der Fisch so dann sür die Zubereitung zum Verzehr unmittelbar ver fügbar. Der Schellfisch ist in Gewässern zwischen Ham- mersesl und dem Nordkap in so -roße» Mengen zu fin den daß da» Pfund aul dem deutschen Markte nicht mehr als 1b Pfg. kosten würde. Dänemark. Die Ehe des Prinzen Waloemar von Dänemark und der Prinzessin Maria von Orleans ist getrennt worden. Riederland. Die beiden Ausschüsse sür die Weltausstellung von Brüssel und Antwerpen haben sich dahin verständigt, daß beide S.äbte zugleich Ausstellungen veranstalten. Zur Eröffnung der Feier sollen bilde Städte durch eine breit spurige elektrische Bahn verbunden werden. Rutzland. Der russische Anleiheveriuch ist gescheitert. Rothschild in Paris lehnte ab, wodurch man in Petersburg zu der Einsicht gelangt ist, daß weder in diesem noch wahrschein lich im nächsten Jahr eine auswärtige Anleihe nötig sei. Man habe kein Getdvebürfnis (IN die Lage bessere sich.) Spaaie». Der junge König von Spanien leidet, wie sein Vater an epileptischen Krämpfen. Dieser Tage stand eS so schlimm mit ihm, daß man für sein Leben fürchtete. Die geistige Entwickelung des Kinve« muß unter dem Uebel leiben. Durch di« schwächliche Natur de» Kinde« und Ue- »ersälliguug mit schweren Nahrungsmitteln ist zudem der Magen völlig verdorben. Das Kind leidet an gastlichem Fieber und verweigert die Aufnahme von Nahrung. Während de« Fackelzuge» aus Anlaß der EvlumduSfeier in Eadix ist ein Schauwagen auf welchem angebunden al« Indianer verkleidete Leut« sich befanden, anscheinend böswillig angezündet worden. Drei der Angebundenen . nich mehr, über jar nischt mehr, nun ick det weiß. Ick habe Dir jekannt, al- Du noch een kteenet Mächen warst, un ick bin Dir immer jut jewejen. Al» De noch mit d« blonden Zöppe rumtiesst, un die Zungen- Dich dran ziep ten, denn kam ick immer dazu — un hals Dir." — Ein Schluchzen stieg ihm in di« Kehle und würgte ihn. Er biß die Zähne zusammen und machte kurz entschlossen eine Wendung nach der Thür. „Adjes, — adjes Fanny, jeh man, zieh Dir an, der seine Mann wartet, un Aujust ovchl" Seine Stimme brach. Mit einem erstickten „Pfui Deibel," tastete er nach der Thür. „Willem I" schrie das Mädchen verzweifelt und riß ihn zuruck: „Jeh, nich so von mir! Verlaß mir nich janz! Und als er eine ungeduldige Bewegung machte, warf sie sich ihm zu Füßen unv weinte in seine Hände. „Du denkst schlecht von mir. Ach Willem, warum hab' ick Dir so lang« aus de Ovgen verloren! Du warst immer so rejell und ick war jut ustgehoben, wo Du warst. Wa rum mußt« ick Pir aus de Vogen verlieren? Warum? Ach Jotti — Der Aujust is'n schlechter Kerl. Aber ick »onnte doch jetzt nischt arbeiten, — ach Willem, Willem! Der Mann hob die Knieenvr aus und strich ihr trau rig und ernsthaft bi« blonden Haare au« der Stirn. „Sei still, Fanny. Die Thränrn Helse«» ja nischt! E« l» Alle- gekommen, wie et mußte. Eietzst«, ick habe Dir jejucht een janzet Jahr, seit ick wieder in Berlin bin. Ick habe Dir derbe jesucht. Aber et sollte nich sein. Ick hatte MU wat jejpart, et hätte grtangt sür UN» Beidr, — na'» i» vorbei. Berlin i» groß. Arme Mächen und sein« Herren mag't woll vllle jeden. Du hast Dir nischt bei jevcicht. — Aber dem Aujust, Hundekerl insami-trr, dem tränt' ich't ei» !" Und er schüttelt« dir geballte Faust, ^.hnekni-schend, al» wollt« er den Feind zermaunen. „Sei stille, Fanny. Du wirst bald uffhtrrn p, weiaen. find verbrannt, ein Zuschauer ist schwer venvun det wor den. Orient. Zwischen Griechenland und Rumänien ist ein Streitfall entstanden, infolgedessen die griechische Regierung jeden diplomatischen Verkehr mit Rumänien ausgehoben hat. Der Grund diese» Bruche« ist da« Testament eine« in Ru mänien naturalisierten Griechen, Zappa, der sein Vermö gen seinem GeburtSlande vermachte. Rumänien hat Gründe gefunden die Auszahlung der Millionen zu ver hindern. Deshalb der Streit. Bestellungen auf die WU^AuerLhcrL-IeiLung "WD (No. 66S der ZeitungSprei-liste) für November i»nd Deeember werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Lendbriesträgern jederzeit gern angenommen. Krpediiron der „Amrtyal-Zeitung," Aus deul Auerthat und Umgebung. MlttyMung«« an »»kalem Interest« flnv »er lNevnlkti»« stet» wtukam»««. — Hohensteiner Jahrmarkt. Der auf den 24. Okto ber angrsetztr Jahrmarkt ffmdet nicht statt, da die ministe rielle Genehmigung hierzu verweigert worden ist. — Der Bau der Eisenbahn Sauper-dors-Wilzschhau« ist in Angriff genommen worden. Dir Strecke«; bieten ein belebte« Bild. Namentlich zahlreiche böhmisch« Arbei ter und Arbeiterinnen sind vertreten. Dieselben hosten, den größten Theil des Winters hindurch Beschäftigung zu finden. — Zn Grimma ist Herr Rektor Becnhardi, der frühere Leiter de« hiesigen Gymnasiums dieser Tage nach länge rem Leiden verichiedeu. Aus Sachsen und Umgegend. Schönheide. In der Nähe der Papierfabrik wurde am Donnerstag Abend in der siebenten Stunde der Ei sengießer Karl Ernst Mehncrt, auf dem Schädlichderge wohnhaft, von einem mit Stöcken beladenen Wagen über fahren und ist dadurch so schwer verletzt worben, daß der selbe nach kurzer Zeil starb. Der Ueberfahrene hatte auf dem Wagen gesessen und ist anscheinend durch eigene Un vorsichtigkeit von diesem herabgefallen. — Die sozialdemokratischen Turner wollen sich in ganz Deutschland zu Vereinen zusammenjchließen. In Sach sen sind 4 Turnkreise, die sich mit den Kreishauptmann- schasten decken, eingerichtet wvroen. Der Wahtspruch soll „Frisch, fröhlich, frei!" sein. „Fromm" wird weggelas sen, obwohl an dieser Stelle dos Wort etwas ganz ande res al» „kirchlich-fromm" bedeutet. — Ein 3jährige Knabe in Plauen i. V. spielte, als er allein zu Hause eingeschlossen ivar, mit Streichhölzern, Die Nachbarn hörten plötzlich klägliches Geschrei und sa hen durchs Schlüsselloch da« Kind in Hellen Flammen stehen. Ehr die Thüre aufgebrochen war, «ar der arme Meine tot. — (Wichtige Entscheidung.) Das Kammergericht in Berlin hat entschieden,, daß die Bäckermeister durch Poli- zriverordnung nicht verpflichtet werden können, einem re vidierenden Polizribeamten ihre Backwaren zum Nachwie gen vorzulegen. Wenn «in Polizeibeamter di« Backwarr Und'» i« jut, et hilft ja doch nischt. Aber ick, siehst«, ick freu' mir über jar nischt mehr. — Nur die Marie, pfleg' ihr man, Hörste? Pfleg' ihr jut. Bittmann war mein Freund, wat man sagt, 'n Jenvsje. Ick babe'n nie se. recht verstanden, aber er meente't rejell, er hatte Jroßet vor. Ick wer mir ooch als Zeuge melden, wenn se'n vornehmen, 't wird nich Ville helfen, — wen sie haben, oen Haden je un den vertobaken se voch. — Hast'« Jeld? — Ne? Ich habe weichet. Hier, — hier iS et, — nimm et nur. — Nanu sei fülle, Fanny. — Pfleg' ihr man jut, Hörste? Der Btttmann kommt ja doch jo bald nich wieder raus. — Wenn't Gelb alle i», dann schreibe mir, hörst«? — Ick verdient ja. — Nanu sei doch stille, ick jebe't ja so jernl — Un nu: abje», Fanny I" „Willem, barmherziger Jvtt! Du kommst nich wieder!" „Sei stille, Fanny, sei doch stille! Et Hilst ja nischt. Det Jeld schicke ,ck immer, wenn bu't brauchst. Pfleg' ihr man jut, Hörste ? Ick besorge schon det Nöthtge. Und schreib mir, ob et «en Junge i« oder « Mächen, willst«? — Nanu, adje» Fanny, adjes!" k. Die BertodungSseier. „Wenn't ««ter nichts wäre," sagte Meister Bittmaya Harb stolz und halb verlegen, indem er mit einer gewisftn entschuldigenden Gutmüthigkeit an seinem schwarzen Sam- metkäppchen bastelte. „Hehe! Mir wär't schon recht, Tübbeke," fuhr er fort un» »abei gab er ihm einen herzhaften Schlag auf di« Schütter, ihm in muntere Laune zu versetze,,. „Weiß Jott, mir wär't recht. Aber der Grete am Ende nicht, die will hoch hinaus. Und et jtückt ihr, der AUerwelt-krtzt«. Sie hatte immer wat Feinet an sich. Nu kriegt sie ooch 'nen seinen Mann. Un wat die Hauptsache dabei i« —." Der junge Tischler stand leichenblaß. Sein Athen» gin mühsam. (Fortsetzung folgt.)