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<';»»»NM»."'t. iWMWWWWWMMW',!>M W ZSischofswerÜQer Hauptblatt und gelesensteZettungimAmtsgerichts- bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dieses Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Ämtshaupt- ««mnschast, der Schuknfpelstion und des Hauptzollamts zu Bautzen, sowie des Amtsgericht» und des Stadttals zu Bischofswerda. dcrgeSccrtt^. UnabhängigeZeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dichteste Verbreitung in ällenVolksschichten Wöchentliche Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsdlatt. — Geschäftsstelle: .Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckeret Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Postschew-Kouto: Amt Leipzig St» 21»48.—Bewetnde« verb«»»«Olr»Kasse Bffcho^weeba Kouta Slr. va. Am Falle höherer Gewalt — lttieg oder sonstiger irgend »elchrr Stönmg do» Betriebe» der Zeitung oder der Bisördenmgwinttch» Umgea — hat der Bezieher keinen «uspruch auf Lieferung oder Rachllefrruvg der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreis«« ««zeigenpreio: Die 6 gespaltene Druudzeite IN«. Bloss« ich oder der«, Raum V0 Pfg., örtlich« Anzeigen SO Pfg. gm Tert teil (Alm. Moye 14) 220 Pfg., die Sgespaltrn« Zeile. B« Wieder holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. - Lortttche Amaigr» die Sgrspaltene Zeile 120 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Platze wird kein Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Str. SSL. .MWMWWSBst Dienstag, den S. November ISA). 75. Jahrgang, sssssssssssssnw Deutscher Reichstag. In der Sitzung am Sonnabend stand erst die Interpel lation Schiffer über Eupen und Malmedy zur Besprechung. ReichsmirMer Slmoa» erwiderte, daß die deutsche Regie rung die Entschechung de» Obersten Rates in Paris über die Abstimmung in Eupen und Malmedy als rechtsgültig nicht anerkenne. Die Regierung hofft, daß der Völkerbund endlich eine eingehende Prüfung des vorgelegten Materials vor- -nimmt und von der Grundlage der Gerechtigkeit, ohne die es einen Völkerbund nicht geben kann, bei seinen Entschei Lungen nicht abweicht. ' Es folgt die Interpellation Arnstadt (Dnat.) über Kartoffellieferungsverträge. Wg. Schimmelpfennig (Dnat.) führt zur Begründung aus: Es werden viele Klagen laut, daß von den aus Liefe rungsverträge abgeschlossenen Kartdffeln noch große Men gen unabgenommen sind. Trotzdem weite Gebiete Mangel haben, können die Landwirte wegen der Nichtinnehaltung der Verträge durch Reich, Städte und Kommunalverbände über die Kartoffeln nicht verfügen. An vielen Orten wer den den Landwirten die Kartoffeln gewaltsam genommen. Überall mangelt es an Wagengestellung der Eisenbahnen. Was wird die Regierung zur Beseitigung dieser Mißstände stün? Reichsernährungs.minister Hermes: Nach den getroffe nen Abmachungen sollen 60 v. H. der Kartoffeln im Herbst, Der Rest im Frühjahr abgenommen werden. Zunächst hat Liese Abnahme unter großen Schwankungen gelitten, seit Oktober ist der Bezug aber regÄmäßig geworden: auch di- Reichsreserve ist in Ordnung, mit Ausnahme Schlesiens, wo die Abnahme nicht ganz wunschgemäß vonstatten ging; der jüngst eingetretene Frost hat aber den Transport erschwert. Die Abgabe billiger Kartoffeln Äst von der Landwirtschaft in dankenswerter Weise gefördert worden, wegen Transportschwierigkeiten ist die Lieferung dieser Kartoffeln nach dem Westen aber auf Schwierigkeiten gestoßen, und es ist bedauerlich, daß es deswegen vielfach zu Unruhen gekommen ist. Die Lieferung gedeckter Wagen für den Kartoffeltransport war auch nicht immer möglich. Die Preisfestsetzung ist bereits im Frühjahr dieses Jahres durch das Reichswirtschaftsministerium erfolgt, in der Ab sicht, auf den Kartöffelbau befruchtend zu wirken. Diese Ab sicht ist auch völlig erreicht worden. Durch Lieferungsabkom men wurde die Abnahme der Kartoffeln sichergestellt. Alle diese Abkommen fand das Reichsernährungsmimsterium bei seiner Einrichtung vor. Der Lieserungszuschlag ist ebenfalls auf ein Abkommen zwischen Landwirtschaft und Verbrau chern zurückzuführen: meine Bemühungen, diesen Zuschlag zu ermäßigen, sind daran gescheitert, daß beide Teile an die ser Festsetzung festh reiten. Nun haben die Kom munalverbände viel weniger an Kartoffeln angefordert, als seinerzeit der Abmachung zugrunde lag. Hätten die Städte die Kartoffeln regulär abgenommen, wären uns viele Un ruhen beim Übergang der Zwangswirtschaft zur freien Wirt schaft erspart geblieben. Das Ministerium hat daher einen Mittelweg eingeschlagen, indem es die Lieferungsverträge beibehielt, für alle Fälle eine Reichsreferve schuf und sonst den freien Handel einrichtete. Die Ernte ist gut ausgefallen. Der Hektarertrag ist von 110 auf 125 Doppel zentner gestiegen. Zudem ist die Ernte schon vielfach unter Dach und Fach, unter Frost hat sie daher weniger gelitten. ZuBesorgnissenliegtsomitkeinAnlaßvor. Auch hinsichtlich der Preisbildung ist das der Fall. Die Re gierung bereitet ein Gesetz gegen Wucher und Schieber vor. Das Haus vertagt sich auf Donnerstag, den 18. Novem- -ber: Sozialisierungsinterpellation. Der Eleklrizitätsstreik in Berlin. Wie bereits in der letzten Nummer mitgeteilr, ist in Berlin ein Streik der Elekttizitiitsarbeiter ausgebrochen, Lurch welchen zahlreiche Betriebe stillgelegt wurden. Über den Stand der Streikbewegung wird gemeldet: Berliu.7. November. (Priv.-Tel.) Nachdem gestern in sden späten Abercksstunden die Technische Nothllfe in den Berliner Elektrizitätswerken eingesetzt worden ist, ge- lang es nach anaesttengtem stundenlangen Arbeiten heute gegen Mittag in drei Merken Strom zu erzeugen. In den Verhandlungen, die am Sonnabend abend mit den streiken- den Arbeitern stattfanden, wurde von diesen zugestarcheu, daß ein Notbetkieb »ir Versorgung der Krankenhmtser na» ähnlicher wichtiger Anlagen eingerichtet werden sollte. Die Arbeiter haben diese Zusage jedoch nicht gehalten, so daß die Technische Nochilfe endlich mit großer Verzögerung ein gesetzt werden mußte. Besonders schwierig war di« Läge in den großen Werken von Moabit und Rummelsburg. Sabo tageakte sind nirgends verübt worden, jedoch waren in den Werken die Feuer gelöscht, das Wasser aus den Kesseln her ausgelassen und alles Werkzeug und alles Feuerungsmo- terial beiseite geschasst. Naturgemäß gelang es nur zum Teil, die Stromlieferung wieder in Gang zu bringen. Eine Verschärfung des Streiks ist inzwischen nicht singerreken. Besonders besteht bei den anderen Ärbeitergruppen in den Gas- und Wasserwerken keine Neigung zum streik mit Ausnahme von einigen wenigen Werken. Heute vormittag haben wieder Verhandlungen beim Magistrat stattgefunden. Danach erklärren die Arbei ter in den städtischen Werken, daß sie nunmehr die Not standsarbeiten in den Elektrizitätswerken wieder überneh men und die lebenswichtigen Betriebe mit Strom versorgen wollen. Daraufhin ist hält« vormittag die Technische Not hilfe aus den Elektrizitätswerken wieder zurückgezogen worden. Die Verhandlungen mit den Arbeitern über die Wiederaufnahme des vollen Betriebs werden gegenwärtig noch fortgesetzt. Zurzeit ist Berlin nur teilweise mir Licht und Kraft versorgt, Berlin, 7. November. (W. T. B.) Zum Streik der Elektrizitätsarbeiter bemerkt der „Vorwärts", er decke den Widersinn der politischen und wirtschaftlichen Strömungen der Jetztzeit in seiner ganzen Kraßheit auf. Man gewinne den Eindruck, daß die Wirkung von Streiks dieser Art we niger eine Stärkung der Einheitsfront Les Proletariats als vielmehr ein Abschrecken weiter Volkskreise bedeute. Wenn Tausende und aber Tausende von Familienvätern durch den Streik einer Arbeitergruppe gleichfalls zum Feiern gezwun gen werden, werden manche von ihnen in der Technischen Äothilfe nicht mehr den Fremdkörper im Organssatwnsleben der Arbeiterschaft sehen. Immer wieder sei zu betonen, daß die Arbeiter der lebenswichtigen Betriebe eine größere Ver antwortung haben als andere Derufsgruppen. Es liege aber leider sehr stark die Vermutung nahe, daß ein Teil der kommunistisch gerichteten Kresse weniger gegen den Schieds spruch protestieren, als der heutigen Feier der russischen Re volution eine passende Umrahmung gebey wollte. Wie der „B. Z. a. M." von maßgebender Seite mitge teilt wird, ist der Streik der Berliner Elektrizitätsarbs.ter auf die unverantwortliche Hetze des Kominunistenfi'ihrers Sylt zurückzuführen. Die gesamten Arbeiterführer, sowie alle Gewerkschaften sprechen sich gegen diesen wilden Streik aus. — Neues aus aller Welt. — Zum Jahrestag der russischen Revolution veranstal teten Sonntag vormittag in Berlin der linke Flügel der I U. S. P. D., die K. P. D. und die kommunistische Jugend ! Deutschlands in Groß-Berlin 20 öffentliche Versammlungen, ; die aber durchweg nur mäßig besucht waren und einen ruhi gen Verlauf nahmen. — Sozialistische Ariern in Mönchen. Sonntag vormit tag versammelten sich etwa 8000 bis 10000 Arbeiter und Ar- , beiterinnen in der Arena der Ausstellung in München. Ab geordneter Roßhaupter (Mehrheitssozialist) sprach über die Errungenschaften aus den Revolutionstagen. Nach der Feier zogen die Arbeiter ruhig in kleinen Gruppen in ihre j Bezirke zurück. Es kam nirgends zu Zusammenstößen. Die von der U. S. P. und K. P. D. veranstalteten Versammlun gen waren ziemlich schwach besucht. s — Stud jur. und Bäckergeselle. In der letzten Vor standssitzung der anhaltifchen Handwerkskammer in Dessau wurde das Gesuch eines Bäckergesellen, der vor dem Kriege drei Semester Rechtswissenschaft studiert und am Feldzug als Offizier teilgenommen hat, um Zulassung zur Meister prüfung unter Entbindung von dem oorgeschriebenen Nach weise einer dreijährigen praktischen Gesellentätigkeit ge nehmigt. j' 1 > — Ein Elefant standrechtlich erschossen. In einem ame ¬ rikanischen Zirkus sollte kürzlich ein Elefant vergiftet werden. ' Die ihm mit einer Apfelsine gereichte Dosis erwies sich jedoch für die Natur des Elefanten als nicht ausreichend. Das Tier hatte wohl aber nun von dem Anschlag auf sein kostbares j Leben eine Ahnung bekommen und geriet darüber in be greiflichen Arger, dies aber in einer höchst merkwürdigen Gestalt. Es erfaßte mit seinem Rüssel die Löwen- und Tiger käfige einen nach dem anderen und warf diese dann mit einer derartigen Kraft durcheinander, daß die Diagnose Al tersschwäche wohl doch nicht ganz stimmen mochte. Der an deren Tiere bemächtigte sich, sei es durch den Anschlag auf ihren kräftigeren Kollegen oder durch dessen Attentat auf sie selbst, eine so große Aufregung, daß die Zirkusvorstellungen drei Tage lang ausfallen mußten. „Schneider" aber, so hieß der Elefant, wurde wenige Tage später trotz größten Sträu bens von einer Kompagnie Soldaten standrechtlich erschossen. — Eine ganze Familie ermordet. In der westfälischen Ortschaft Altenhagen wurde die aus vier Köpfen bestehende Familie des Landwirts Boedecker mit zertrümmertem Schä del ermordet in der Jauchegrube aufgefunden. Mutmaß licher Mörder ist ein russischer Landarbeiter, der flüchtig ist. — Die Beraubung de» Sarges der heiligen Elisabeth, eine besonders empörende Tüt, wird aus Marburg berichtet. Es sind von dem Räuber 173 Edelsteine und 12 Perlen im Werte von 2 Millionen Mark erbeutet worden. — Strafanzeige gegen Erzberger. Wie eine Berliner Korrespondenz meldet, ist gegen den früheren Reichsfinanz minister Erzberger nunmehr bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet worden, und zwar wegen dringen den Verdachts der Steuerhinterziehung. Begründet wird die Anzeige damit, daß nach der Zurück ziehung des Strafantrages Erzbergers gegen Dr. Bülck und nach seiner Erklärung, daß er sich auf den Weg der Privat klage nicht locken lassen werde, eine gerichtliche Klärung der Steuerangelegercheit Erzbergers auf anderem Wege nicht möglich sei und daß man der durch das Finanzamt und das Finanzministerium geführten Untersuchung nach dem bis herigen Verlauf mit einem gewissen Mißtrauen gegenüber stehen müsse. Die Anzeige ersucht die Staatsanwaltschaft, ihre Ermittlungen auch auf die Auslandskonten Erzbergers auszudehnen. Es wird darauf hingewiesen, daß Herr Erz berger bei auswärtigen Banken sehr erhebliche Guthaben ge habt hat. Die meisten dieser Banküberweisungen Erzdergsrs an auswärtige Banken werden von ihm mit politischen Zwecken begründet, nur bei zwei Überweisungen an Schwei zer Banken im Betrage von etwa 2S0 000 werden keiner lei Zwecke angegeben, so daß man in diesen Fällen onneh- men muß, daß es sich um private Gelder Erzbergers han delt. Di« Anzeige bittet die Staatsanwalsschaft, durch Ver mittlung des Auswärtigen Amtes festzustellen, ob dis An gaben Erzbergers, daß es sich um Gelder des Reiches han dele, die zu politischen Zwecken verwendet werden sollen, den Tatsachen entsprechen. Ferner wird die Staasaiuvalt- schast ersucht, festzustellen, ob bei den Schweizer Überweisun gen Erzbergers di« steuerlichen Vorschriften erfüllt sind. Nach den geltenden Bestimmungen ist die Staatsanwalt schaft verpflichtet, nachdemsi« nunmehr amtlich von den Be schuldigungen gegen Erzberger Kenntnis erhalten hat, ge gen diesen da» Ermittlungsverfahren einzuleiten. Aus das Ergebnis der Untersuchung darf man mit Recht gespannt sein. . .ikM Sacyse» —* Der Rückgang der Lrwerbslosenziffern in Sachsen. Die Zahl der Erwerbslosen betrug am 1. Oktober 71080 männliche und 37 748 weibliche Erwerbslose. Am 15. Okto ber wurden 68107 männliche und 34 879 weibliche Erwerbs lose gezählt. Somit ist in Sachsen ein kleiner Rückgang der Erwerbslosenziffern zu verzeichnen. Dresden. 8. November. Die Abfindung dec sächsischen Krone. Die Arbeiten über die Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen sächsischen Königshaus« sind nunmehr so weit gediehen, daß die verschiedenen Besprechungen mir dem Gerichtsvertreter des Königs Friedrich August begin nen können. Diese Auseinandersetzungen waren bekannt lich deswegen besonders schwierig, weil die privatrechtlichen uiü> staatlichen Ansprüche auf die vielen Sammlungen, auf die Gemäldegalerie, das Grün« Gewölbe usw. geklärt wer den mußten. Dem neuen Landtag dürste bald nach seinem Wiederzusammentritt die Regierungsvorlage hierüber zu gehen. Dresden. 8. November. Abwanderung von Industrie arbeilern in die Koblengebiete. Der Andrang von Arbeits kräften in den sächsischen Kohlenrevieren ist außerordentlich stark. Don einem Arbeitermangel kann nicht mehr die Rede sein, teilweise besteht schon ein Überangebot att Arbeitskräf ten. Die Abwanderung nach den Kohlenrevieren ist nun mehr so groß, daß in manchen Industrien bereits ein emp findlicher Mangel an Arbeitern zu spüren ist und -s 'chwer hält, besonder» gelernt« Arbeiter zu bekommen. Plauen i. L, 8. November. Infame eine» Ohnmächte - anfalle« de» Lokomotivführer» mußte der abends iü.42 Uhr nach Reichenbach fahrende Personenzug über eine Stunde lang auf offener Streck« liegen bleiben. Der Führer eines Güterzuges brachte den Personenzug bis Jockeis, von wo au» der erkrankt« Lokomotivführer den Zug bis Reichenbach ohne weiteren Zwischenfall leiten konnte. ,,