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Bischofswerdaer Tageblatt der Amtrhauptmmmschast, der Schul- infpMon und de- HmPtr-I-mt- lM v«utzen, sovie de- Amt--erkcht- und de- St-dtr-t- gk vtsch»f»»erda und der »e«einde«mter de- BeM». Aeste-L»l-tt du BeM. . . . Erscheint sek 184S. Eür Vtschof-W<«s« Stolpe« und Umgegend »« wie Pir die angrenzenden BezÜe. Wöchem^M Beil-gen: Der SAchßsch« Laudvirt und SonMMS» U»tertz«ltu«g-dlM. ..... Fernsprecher Rr.EM> GeschLfttftrle: Bstchosiwerka, Altmarkt 18. Echhetnt jede» Wer«« abend, für de« folgenden Tag. Der Be- angKprri, m einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung rn der Geschäftsstelle monatlich ML. S.—»bet Zustellung in. Hau, «onatkich ML. 3.28, durch die Do» bezogen oierteljährltch ML. ».— ohne Zustellungrgroühr. P»ftfcheM«N,«t»: A«t Leipzi, Rr. 2L54S. — GemeinLe« ve»L«u»»^t»,L«ste Bischofswerda Nonto Sir. «4. 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Er wird in bezug auf seine Ausgestaltung von dem Ausgang des Krieges mit Polen abhängen. Die Hauptfrage dreht sich um Polen. Im April 1920 wäre Räterußland bereit gewesen, mit Polen Frieden zu schließen, auch Polen als Staat mit freier, nicht vom Bolsche wismus beeinflußter Verfassung anzuerkennen. Polen ließ sich Lurch di« Entente, vornehmlich Lurch Frankreich, bestim men, eine großangelegte Machtpolitik nach Osten hin zu trei ben. Es wollte Telle von Weißrußland und Litauen, auch die Ukraine bis zum Goryn und Sbrucz haben. Unter Petl- jura sollte, ein unter polnischem Einfluß stehender schwacher Staat geschaffen werden, der den Polen den Machtbereich bis Odessa sicherte. Hieraus entwickelte sich der Krieg, der Polen in eine verzweifelte Lage brachte. Rußland hat ge siegt und wird Polen seine Bedingungen stellen. Ob sie mit der Erhaltung eines verkleinerten, aber noch selbständi gen Polens enden, oder ob Polen früher oder später wieder in Rußland aufgehen wird, liegt in der Zukunft. Eng verknüpft mit dem Ausgang des polnischen Krie- ges 'ist das BechiNtnis Rußlands zu Rumänien und der Tschechoslowakei. Gegen Rumänien hin ist der Besitz Bessarabiens, gegen die Tschechoslowakei die Einigung über Teile der Ostkarpathen strittig. Hier stehen Machtfragen im Vordergründe, deren Lösung von der militärischen Stellung abhängt, welche Rußland im polnischen Kriege gewinnen wird. Daß die Ukraine urü» di« Krim in irgendeiner Form „Jede Vergewaltigung, Raub und Plünderung wird mit dem Tode bestraft und -er SchuLige aus der Stelle erschossen. Die Soldaten, welche sich in Einquar tierung befinden, werden für jede grobe Tat auf schrift liche Meldung bestraft." Die Offiziere sind von größter Höflichkeit. Jede Frage wird beantwortet, jede Auskunft bereitwillig gegeben. Die Sutzere Politik des russischen Bolschewismus. Die Korrespondenz L. L. schreibt: Drei klar erkennbare Richtlinien lassen sich in der gegenwärtigen äußeren Politik Rußlands feststellen: Wie derherstellung der russischen Herrschaft über die sogenannten Randsraaten, Anerkennung der Räterepublik durch die derSegend Pknsk und Nasielsk südwestlich Brest-Lllowsk Großmächte, Bekämpfung -er englischen Politik in.Dorder- «<ckt. Die polnischen Kräfte wurden hinter den Meprz-Ab- "sten. c., » «vrückaenommen. - Der Friede von Brest^Lltowsk hat Rußland die west- MvM zurNSgenommen. lichen Randstaaten genommen. Die Ukraine, die Krim, Po ¬ len, Litauen, die Baltenländer, Finnland machten sich selb ständig. Rußland kam sehr schnell von der selbstmörderi schen Theorie zurück, daß es den Randstaaten frei stehen soll te, ihre eigenen Wege zu wandeln, selbst wenn ihre Frei- yeitsbestrebungen bis zur Loslösung von Rußland gehen sollten. Rußland braucht die Randstaaten, denn es kann sie weder zum wirtschaftlichen Aufbau rm Innern noch zur Ver bindung mit Mittel- und Westeuropa entbehren. Es bedarf der Getreidegebiete und Kohlenwerke der Ukraine, der Hä fen von Reval und Riga, der durch Polen nach Europa füh renden großen Verkehrsbrücke. Was Li« Zaren in Jahr- Bet« Nufsenheer. Der nach dem Kriegsschauplatz entsandt« Sonderbericht erstatter des „B. L.-A.", Rolf Brandt, berichtet: Soldau, 14. August. Gestern abend gegen 9 Uhr zog die Spitze der 12. russischen Division in Soldau ein. Der polnische Bürgermeister war geflohen und hatte dem deut schen SttGtrat Stachel das Bürgermeisteramt übergeben. Eine Abordnung der Einwohner begab sich zu dem russischen Divisionskommandeur Reva, der noch außerhalb der Stadt war und drückte ihm im Namen der Bürgerschaft für das , . , schonende Vorgehen derRussen den Dank aus. Der Komman- Hunderten durch viele Kriege erobert hatten, kann die Räte- deur dankt« der Bürgerschaft und fügte hinzu: „Zch schwöre, republik nicht hergeben, denn sonst wird sie nicht leben. Ur hatz dieses Gebiet nie wieder zu Polen kommt, wir er- sprünglich ging sie mit dem Gedanken um, mit diesen Staa- kennen nur die Grenze von 1S14 an." Es wurde dann von ten Frieden zu schließen und sie als eigene Gebilde anzu- den Russen angeordnet, daß die Stadt von einem Bürger- erkennen. Hierbei lag die Überzeugung zugrunde, daß diese schaftsausschuh verwaltet werde. (Selbstverwaltung nach Neubildungen auf die Dauer nicht daseinsfähig sein würden, deutschem Muster) und daß kein'Pole inderStadt- sondern in ein Föderativverhältnis zu Großrußland treten Verwaltung sitzen dürse. Wie weit diese Bestim- müßten, wobei eine mehr oder weniger große Unabhängig- mungen von dem Willen des Divisionskommandeurs oder keit in praktischer Hinsicht gegenstandslos war. der Politik Moskaus ausgehen, ist natürlich nicht zu ent- Der Krieg gegen Polen hat die Lage wesentlich ver scheiden. schoben. Er löste das russische Nationalgefühl aus und fachte Heute morgen ging ich über die Grenze nach Soldau. einen Imperialismus an, den die Moskauer Machthaber be- Die Stadt war mit deutschen Fahnen geschmückt. Auf dem nutzten, um über die inneren Schwierigkeiten hinwegzukom- schönen Marktplatze, der wieder neu erstanden ist, bewegten sich russische Mannschaften und Offiziere. Bagagen fuhren, Kavallerie reitet durch die Straßen, um weiter vorzurücken. Russische Milttärmusik kommt von der Front» zurück. Die Russen hatten heute morgen mit Regimentsmusik ange griffen. Ich habe nun die russische Sowjetarmee gestern im Ge fecht und heute den ganzen Tag über, Stäbe und Soldaten, beim Vormarsch und in Ruh« gesehen. Die Armee macht den Eindruck einer gut disziplinierten Trup pe, die fest in der Hand der Offiziere ist. Sie verfügt über alles Material, das eine Armee zum Vormarsch nötig hat, und ist sicher im Sieg. »Wir sind 800 Kilometer marschiert", sagte ein Offizier, der schon 1014 als Junker bei Neidenburg gefochten hatte, „und wir marschieren jeden Tag 20 Kilo meter weiter, trotz Kampf und Gefecht. Das reibt die Uni form aus, aber stärkt den Kampfgeist. Auf den kommt es an." Diese 12. russische Division ist eigentlich eine Armeegrup pe, die zur Besetzung des Korridors bestimmt ist. Dhorn, Graudenz und Posen sollen von ihr besetzt und im Norden Danzig erreicht werden. Bei der Schnelligkeit des Dor rückens — heute wurden Strasburg und Lautenburg besetzt und die Linie nach Nordwesten erweitert — soll das Ziel in der nächsten Woche erreicht werden. Don den Verhand lungen in Minsk wußte niemand etwas. Ich erzcchlte die russischen Bedingungen. Was wird aus -em ehemals deut schen Gebiet, das den Ruffen zujubelt — tatsächlich zusubelt — wenn nach dem Frieden di« Polen wiederkehren sollten? -Eine tiefernste Frage. Die Russen sehen die Bedeutung ein, In welche Lage sie die deutschen Bewohner brachten. Ihre «köp arMko Köklaekt RIM Warseka« Antwort war: „Rußland hat den Vertrag von gr»rxe Vrqraryr um nicht anerkannt. Wir werden setzt Peiris, 15. August. (W. T. B.) Der Sonderbericht- mitreden. Wir werden keine Ungerechtigkeiten dulden." «stafter des „Temps" meldet aus Warschau vom Soun- Die Bewohner der ehemals deutschen Gebiete sehen sehn- Ubend abend, die große Schlacht nm Warschau habe begon- süchtig nach dem Feind. ften. Die erste Phase sei wegen de» Versagens eine» polnl- In Soldau bezahlten Offiziere und Soldaten jede Fla schen Regiment» nicht gut gewesen. Eine wichtige Position sche Selterwasser und jedes Stückchen Brot, das sie verlan det Radzimin habe aufgegeben werden müssen, aber im gen. Ein Befehl des Kommandanten bestimmt: Lause d« Tage» habe da» Gleichgewicht wieder hergeflellt werden können. Die Stellung sei mit groben Verlusten für die Rote Armee wieder genommen worden vnd die pykni schen Trugen hätten einen für die gesamte Verteidiguag,- Nnie wichtigen Erfolg erzielt. Da» Schicksal der Schlacht «erde in etwa vier Tagen entschieden sein. .c. Die Auffen in Soldau. Königsberg l. P^ 14. August. (W. T. B.) Bericht über die Lage auf dem russisch-polnischen Kriegsschauplatz: Sol dau wurde nach Komps am 13. 8. abend» von den Bolsche wisten beseht. Die Polen gehen auf Löbau zurück, da die Bahnstrecke Soldau—Laulenburg—Strasburg bereits /in Händen der Vollchewisten ist. Russische Kavallerie ist im Vormarsch auf Wloclawec und hat die Gegend Sierpc er- reicht. 2m Angriff auf Modlin fanden heftige Kämpfe in der Gegend Plonsk und " - mit Rußland wieder vereinigt werden, kann schon jetzt als sicher gelten, wennschon es wohl nicht ohne Kämpfe ablau fen dürste. Eine Offensive der Entente von Odessa aus getzen Räterußland hat ebensowenig Aussichten wie das Eingrei fen über Deutschland-Österreich oder über Danzig—Memel- Riga. Der zweite Punkt, die Anerkennung Räterußlands durch die Großmächte, ist für die wirtschaftliche Stärkung Ruß lands von entscheidender Bedeutung. Zurzeit liegen die Dinge nicht günstig, denn Frankreich macht die Anerken nung davon abhängig, ob Rußland die Milliardenanleien auf sich nimmt, die das französische Kapital zur Gewinnung des russischen Bundesgenossen zum Weltkriege hergegeben hat. Augenblicklich hat die Entente die Anerkennungsfrage deshalb vertagt, weil der polnische Krieg vom Standpunkt der Entente aus ein militärisches oder wenigstens ein poli tisches Eingreifen gegen Rußland wünschenswert erscheinen läßt. Ob die Nichtanerkennung seitens der Entente ein ge nügend starkes Zwangsmittel gegen Rußland bilden wird, um es gegen Polen nachgiebig zu stimmen, bezweifeln wir. Don großer Bedeutung ist endlich die äußere Politik Räterußlands in Wen. Es ist den Russen gelungen, die drei selbständigen Staaten Georgien (Tiflis), Armenien, Aserbeidjan (Baku) dem Rätesystem zu gewinnen und hier mit den englischen Einfluß auszuschalten. Für England be deutet dies «inen schweren Schlag, denn di« Oelfelder von Baku sind von höchster wirtschaftlicher Bedeutung für Eng lands orientalische Interessen. Wie weit die Versuche der Bolschewisten gediehen silck», mit den Nationaltürken unter Kemal, mit den Kurden durch Enver Beziehungen anzuknü pfen und sie praktisch auszuwerten, ist nicht mit Bestimmt heit zu erkennen. In Nordpersien hat sich bei Rescht unter russisch-bolschewistischem Einfluß eine kleine persische Natio nalrepublik gebildet. Turkestan ist in russischem Besitz, da gegen hat Rußland den ostsibirischen Pufferstaat zwischen Baikalsee und der Küste des Stillen Ozeans dem japanischen Einfluß überlasten müssen. Unser kurzer Überblick zeigt, daß sich die Frage der äuße ren Politik Räterußlands sehr weit verzweigt und von gro ßem Einfluß auf die Gestaltung der Weltereignisse sein wird. Wir Deutsche haben alle Ursache, auch in unserer durch die Auswirkungen des Versailler Friedens gedrückten Lage die volle Aufmerksamkeit auf Rußland zu richten. Was dort vorgeht, wird von großem Einfluß auch auf die Gestaltung unserer Angelegenheiten sein. Königsberg, 15. August. (Priv.-Tel.) Die Rigaische Rundschau bringt Mitteilungen einer Persönlichkeit, die in Moskau dem Volkskommissariat des Auswärtigen nahege standen hat, über die Ziele der bolschewistischen Außenpoli tik, die es darauf abgesehen habe, England den Todesstoß zu versetzen. Zu diesem Zweck beständen in dem Kommis sariat 2 Kommissionen. Die eine betreibe die Agitation in Irland und England und die andere in Indien und den überseeischen Kolonien. Jene überweise den irischen Sinn- feinern schon seit längerer Zeit riesige Summen. Sozialisti sche Zeitungen dienen der Moskauer Kommission zur Ver breitung der Propaganda. Die zweite Kommission, welche die Agitation in Indien, Persien, Arabien und der Türkei betreibe, habe schon große Geldsendungen und Waffensen- Lungen dorthin geliefert. Lenin interessiere sich sehr lebhaft für die Agitation gegen England und gebe selbst auch Wei sungen. Die Bolschewisten verhandelten mit den englischen Revolutionären auf Rcrdiotelegraphischem Wege. Die Ri gaische Rundschau will für die Zuverlässigkeit dieser Mittei lungen einstehen können. Neuer Völkerrechts bruch der Entente Die Mißachtung de» Abstimmungs-Ergebnisse». Bei der deutschen Regierung ist die Note der Botschaf terkonferenz über die Grenzziehung für Vst- und Westpreu- ßen nunmehr eingegangen. Die deutschen Einsprüche we gen der Überlastung eines 50 Meter breiten Streifens auf beiden Weichselufern und die Abtretung einiger Ortschaften an Polen haben keine Berücksichtigung gefunden, sondern es ist bei den Beschlüsten der Botschafterkonferenz geblieben. Die Note der Entente ist ein Akt brutalster Ungerech tigkeit. Sie weist Polen endgültig einen Streifen aus dem rechten Weichselufer mit den Weichselhäfen Eurzebrack und Johannisdorf, und drei anderen Ortschaften za, di« deutsch stimmten. Trotz des Protestes der deutschen Bevölkerung hat die Entente die geographische und wirtschaftliche Einheit