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Kayser die Schneidenform durch Reflexion fest. Er geht aber in seiner Arbeit nicht darauf ein, ob im Zusammenhang mit den verschiedenen geometrischen Formen eine unterschiedliche Schneidfähigkeit der Rasiermesserschneiden besteht. Die Arbeit einer Rasierklinge bezieht Kayser auf einen Durchschnitt von insgesamt 25 000 Haaren mit 0,1 mm Durchmesser auf 250 cm 2 Gesichtsfläche, also von 100 Haaren auf 1 cm 2 , wogegen R a p a t z in seinem Vortrag [15], bei einem Beispiel auf die spezifische Belastung be zogen, von 25 Haaren/cm 2 und 0,2 mm Haardurchmesser spricht. Dieser Haarquerschnitt dürfte etwas zu hoch sein. Es ist überhaupt gewagt, in der Hinsicht Versuche und Vergleiche anzuführen, deren Daten starken individuellen Schwankungen unterliegen. Auch das Ergebnis steht in keinem Verhältnis zum Aufwand, mit dem durch Aus zählen der Karbidkügelchen die Leistungsfähigkeit eines Messers bestimmt wird. Hier bei ist nicht allein die Anzahl der Karbide pro Quadrateinheit ausschlaggebend, son dern in erster Linie zu berücksichtigen, wie die verschiedenen Durchmesser der Kar bidkörnchen verteilt sind. Diese Prüfmethode ergibt nur Vergleichswerte, die an genähert die zahlenmäßige Erfassung der SF und SH zulassen. Da sich die Härte einer Klinge in die Härte der Karbide und in die Härte des Grundgefüges aufteilt, ist von vornherein der Gedanke verkehrt, aus dem Einfluß der Verteilung und der Anzahl der Karbidkügelchen auf die SF und SH schließen zu wollen. Kayser führt unter anderem zur Prüfung von Rasiermessern das Verfahren von Honda und T a k a h a s i [8] an, stellt aber mit einer ähnlich konstruierten Prüf maschine fest, daß die Schneiden der Rasierklingen vollständig zerstört sind, bevor die von den Japanern angegebene erforderliche Zahl der Anfangsschärfe für Rasier messer erreicht ist. Das ist aus dem Grunde erklärlich, weil die Belastung von 1500 g für die kleinen Klingenquerschnitte von 0,1 bis 0,06 mm abwärts im Zugschnitt viel zu hoch ist. Kayser prüft außerdem nach der Methode von Thunberg [7], findet aber, daß die meisten Klingen, die eine hohe Schneidfähigkeit zu haben scheinen und Faden um Faden schneiden, ohne eine Erhöhung des angezeigten Druckes nicht glatt rasieren. Kayser vertritt die Meinung, daß eine Rasur selbst die angebrachteste Prüfung von Rasiermessern und Klingen wäre, und erwähnt, daß Bereitwillige sich dieser Prüfung zur Verfügung stellen. In vielen Betrieben, berichtet Kayser weiter, wird jede Schneide auf die Weise geprüft, indem ein zwischen Daumen und Zeige finger der linken Hand gehaltenes und frei stehendes Haar sauber geschnitten werden muß. Auch soll weiches Horn als Prüfstoff dienen, indem es mit 2—5 mm Schneiden länge und dem bei einer Rasur üblichen Druck von 25—50 g geschnitten wird. Die aufgezeigten Beispiele und verschiedenen Ansichten gestatten es nicht, voll kommene Klarheit über den gesamten Fragenkomplex „Messerschnitt“ zu schaffen. Es wird deshalb in den folgenden Ausführungen auf die einzelnen Vorgänge und Begriffe näher eingegangen, um aus der kritischen Zusammenstellung verschiedener Anschauungen eine klare Übersicht zu gewinnen. a) Der ziehende Schnitt Dem Zugschnitt wird zum großen Teil eine „Sägewirkung“ zugesprochen. Es herrschen hierüber recht falsche Vorstellungen, weil häufig unter dem Ausdruck „sägender“ Schnitt an eine regelrechte Säge gedacht wird. Die Anschauung [17; II. Auf lage] über den sägenden Schnitt war insofern nicht ganz einleuchtend, als hierbei die Meinung vertreten wurde, daß ein Trennungsvorgang nur bei regelmäßiger Gestalt der Schneidenzacken möglich sei. Es kann daraus entnommen werden, daß ein Messer