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4. ALLGEMEINE UND KRITISCHE BETRACHTUNGEN ZUM PROBLEM „MESSERSCHNITT“ Obwohl das Schneiden mit Messern ein alltäglicher Vorgang ist, liegen für einzelne auf die Natur des Messerschnitts bezogene Begriffe vorerst nur experimentell gewonnene Ansätze vor, die zu verschiedenen Hypothesen führen. Es ist aus diesem Grunde notwendig, durch eine kritische Gegenüberstellung und Zusammenfassung der Gedankengänge einzelner Verfasser mit den eigenen gewonnenen Erkenntnissen den Vorgang beim Schneiden in eindeutiger Weise klarzustellen. Die Vorstellung von der Trennung irgendwelcher Stoffe durch das Messer unterliegt deshalb verschiedenen Gesichtspunkten, weil der eigentliche Trennungsvorgang mit unbewaffnetem Auge nicht zu verfolgen ist und die Beschaffenheit des wichtigsten Messerteiles, der Schneide, nur mikroskopisch erkannt wird. Aus diesem Grunde ist die Mechanik des Messerschnitts allgemein noch rätselhaft. Die Begriffe „Schneidfähigkeit“ und <,Schneidhaltigkeit“ sind bereits definiert worden. Ihre Größe kann zahlenmäßig erfaßt werden. Weiterhin sind als sogenannte „äußere“ Faktoren eines Messers die Schneide in der Form eines Keils von bestimmtem Winkel, die Ziehgeschwindigkeit beim Zugschnitt und der aufzuwendende Druck (Auflagedruck) vorstellbar. Die „inneren“ Faktoren sind die chemische Zusammen setzung und die Wärmebehandlung eines Messers. Sie bilden die Ursache für Härte, Zähigkeit, Elastizität usw., also Eigenschaften, die sich nicht leicht einhalten lassen. Während die SF ausschließlich von den äußeren Bedingungen abhängt, wird die SH von den inneren Faktoren eines Messers bestimmt. In diesem Zusammenhang stimmen die Ansichten überein. Zu vielseitigen und auch teilweise komplizierten Anschauungen führen die weniger wahrnehmbaren mechanischen Vorgänge an der Schneide, wie z. B. das Stumpfwerden eines Messers und vor allem die Frage über die trennende Wirkung desselben. Die eindeutige Erfassung der eigentlichen Arbeit eines Messers ist heute noch ein sehr umstrittenes Problem. Im Schrifttum stößt man deshalb auf bedachtsam geäußerte Hypothesen über den Mechanismus. Rapatz, der zum allgemeinen Thema oft Stellung nahm [15 bis 18], ist in seinen theoretischen Darlegungen speziell über die Sägewirkung eines Messers vorsichtig, worauf noch eingegangen wird. Einleuchtend sind die Gedanken, die schon R a p a t z bei seinem Vortrag [17] über das Umbiegen der Schneide entwickelte. Er vertrat die Anschauung, daß ein Messer so elastisch sein müßte, daß seine Schneide bei einer geringen Umbiegung in ihre Ausgangsstellung zurückkehrt. Dieser Gedankengang steht in Verbindung mit der eigenartigen Beobachtung, die Daeves [19] in einer Problemstellung anführt: Warum werden Feinmesser durch Lagern scharf? Nach seinen Ausführungen sollen Rasier messer und Klingen, also drückende und schabende Schnittwerkzeuge, durch Liegen lassen nach erfolgtem Abzug eine bessere Schneide erhalten. Diese Erscheinung, die nur beim Druck- oder Schabeschnitt festzustellen ist, tritt nicht nur nach erfolgtem Abzug auf, sondern soll allgemein beim Liegenlassen, zum Beispiel nach dem Rasieren, zu beobachten sein. Die Erklärungen von Daeves hierüber sind weniger stichhaltig. Er spricht sich dafür aus, daß während des Lagerns entstandene Anfressungen die Schneide in eine Art Feinsäge verwandeln. Diese korrodierten Stellen an der Schneide würden aber eine drückende oder schabende Schnittwirkung eher hemmen, und Daeves sagt selbst, daß die ziemlich geradlinige Schnittführung des Messers beim Rasieren eine sägende Wirkung schwerlich hervorbringt. Weiter nimmt er an, daß die Deutsches Brennstoff institut Frell»ef|/S«.