22 2. Von Thieren, deren Benehmen vor und während der Erderschütterung ganz besondere Beachtung verdient, sind vorzüglich die Blutegel zu erwähnen. Kein Thier besitzt eine so feine Empfind lichkeit für elektrische Vorgänge in der Atmosphäre und den mit dieser in Berührung stellenden Theilen der Erdrinde, als der Blutegel. Kein Thier eignet sich daher besser zum Wetterprophezeien als dieses; wahr scheinlich keines besser zur Verwendung als Anzeiger einer bevorstehenden Erderschütterung. In allen Gegenden, welche häufigeren Erdbeben ausgesetzt sind (z. B. Komorn, Laibach, Rosegg in Kärnten, Ragusa etc.) sollte man daher immer mehrere dieser Thiere in einem Glasgefäss mit Wasser (am be: ten in einer gewöhnlichen Flasche) am Fenster halten und ihr Gebahren bei Erdstössen sorgfältigst beobachten. Ein längeres Beobachten des Blutegels bei ähnlichen Gelegenheiten würde uns vielleicht Mittel an die Hand geben , denselben in Wirklichkeit als Seismoscop (Erdbeben-Anzeiger) zu benützen. Je naher man das Gefäss mit den Egeln dem Erdboden zu anbringen kann, desto besser. In Erdgeschoss-Zimmern oder Keller-Lokalitäten dürften sie bei nächstbevorstehenden Erschütterungen früher eine besondere Unruhe zeigen , als in den oberen Stockwerken. Ausser dem Egel wäre noch die Beobachtung des ohnediess auch als Wetterfisch verwendeten „Schlammbeitzgers“ (Cobitis fossilis L.,in Wien „Bissgurn“, ungarischesik“) zu empfehlen. Man hält diese Fische in einem Glase mit Wasser, auf dessen Grunde sich Schlamm und Erde befinden muss. 3) Bei Mittheilungen über stattgehabte Erdbeben ist es höchst wünschenswerth, immer auch möglichst viele Detail-Angaben überden Gang der Witterung des vorausgegangenen Jahres oder wenigstens Halbjahres bis zum Tage der Erschütterung anzuführen. Sollte das im Speciellen nicht möglich sein, so möge man wenigstens nicht unterlassen im Allgemeinen anzugeben, ob die vorausgegangenen 6—10 Monate exersiv trocken oder nass oder keines von beiden w r aren. “ ' Solche Berichte über die vorausgegangene Witterung machen es möglich, über den Zusammenhang zwischen Erderschütteningen und atmosphärischen Processen sich allmälig ein Urtheil zu bilden. Dieser Zu sammenhang dürfte viel inniger sein, als man bis jetzt im Ganzen angenommen hat.