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Krankheiten dem Erdbeben folgen und in einem gewissen ursächlichen Zusammenhang mit demselben stehen, sei es wegen geänderter Witterungsverhältnisse oder in Folge von Nebeln und Exhalationen oder wegen ähnlicher Vorgänge. Die Wirkungen des Stosses selbst auf Menschen und Thiere sind nicht zu übersehen. Eine Art Seekrankheit stellt sich bei Menschen oft im Augenblick des Stosses ein; der eigentliche Entstehungsgrund derselben ist aber nicht aufgeklärt. Ist es Folge der Einwirkung auf’s Nervensystem oder der Bewegung, wie bei der echten Seekrankheit? Manche Thiere scheinen ein Vorgefühl der Erschütterung zu haben. Vögel werden oft getödtet, indem sie im Schlafe von ihren Sprossen im Käfig herabgeworfen werden etc. Schlüsslich mögen die coseismischen und meizoseismischen Curven in Karten der erschüt terten Gegend eingetragen werden. Pläne der Spalten in Beziehung auf die coseismischen Linien, und im Allgemeinen Skizzen aller bemerkenswerthen sichtbaren Einwirkungen des Erdbebens auf Natur- und Kunst gegenstände sind zu verfertigen. Photographische Aufnahmen der zerrissenen Gebäude etc. sind sehr wünschens werth. Vielleicht lohnt kein Zweig der tellurischen Physik so reichlich die Mühe des Beobachters, der das Glück hat den grösseren Sitzen vulkanischer und seismischer Thätigkeit nahe sein, wenn er sich bestrebt, über den Gegenstand seiner Beobachtungen ernstlich ins Klare zu kommen , als die Seismologie ; Beobach tungen aber, welche ohne die so nothwendige Vorbereitung unternommen werden, sind gröstentheils werthlos. Dem deutschen Beobachter wäre ausser den hier gegebenen Winken noch zu empfehlen, die auf unser Thema bezüglichen Partieen in Humboldt’s Kosmos (l.und4. Bd.) und in Naumann’s Geognosie (1. Bd.) sorgfältig zu studieren. Zusätze des deutschen Bearbeiters. 1) Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die Lichterscheinungen, welche häufig die Erd erschütterungen begleiten. Sie mögen elektrischer Natur sein und ähnlichen Vorgängen ihren Ursprung verdanken wie das Funkensprühen , welches entsteht, wenn man zwei Quarzstücke an einander reibt oder Zucker im Dunkeln zerbricht. Das bei Erdbeben so häufig stattfindende Zerreissen von Gesteinsmassen, welches zur Bildung von Erd- und Felsspalten Veranlassung giebt, oder auch nur das Abtrennen einzelner Schichtenlagen von ihrem Hangenden oder Liegenden dürfte die nächste Entstehungsursache dieser Blitz ähnlichen Licht-Phänomene sein. Es ist Volger’s Verdienst, zuerst (in seinen „Untersuchungen überdas Phänomen der Erdbeben in der Schweiz“, 3. Theil Seite, 413) mit Bestimmtheit auf diese Ursache hingewiesen zu haben. Selbst Gletscherstürze sind nach Volger von Lichterscheinungen begleitet. Aehnliche Blitz- Phänomene sind, wie mir von glaubwürdigen Männern berichtet wurde, nicht selten beim plötzlichen Zu sammenbrechen von Gebäuden, Brücken etc. beobachtet worden. In allen diesen Fällen ist es das augen blickliche Zerreissen des Zusammenhanges der kleinsten Theilchen eines Körpers, welches die elektrischen Blitze zur Erscheinung bringt. Je härter der Körper ist, dessen kleinste Theilchen von einander getrennt werden, und je rascher diese Trennung stattfindet, desto lebhafter wird die Feuererscheinung sich zeigen. Der Beobachter wird nun namentlich die Himmelsgegend und, wo möglich, die speciellen Orte, wo solche Blitz-Lichter auftauchen, sich zu notieren haben. Auch die Farbe und Gestalt des Licht-Phänomens, wenn sie zu ermitteln sind, wären von Wichtigkeit, dann der Umstand, ob solche Blitze von der Erde himmel wärts oder vom Himmel herab giengen oder auf dem Boden im Zickzack laufend oder züngelnd an Fels wänden sichtbar wurden. Nicht immer aber sind deutliche Blitze wahrnehmbar. Häufig zeigt sich nur ein Lichtschein (wohl nur der Reflex eines entfernten elektrischen Aufleuchtens) am Horizont. In diesem Fall ist die Weltgegend, die Ausdehnung des Phänomens nach Länge und Breite, die Farbe und die Dauer desselben, wenn möglich zu bemerken. Jedoch auch andere Licht-Phänomene, als besonders Feuerkugeln oder Sternschuppen, unmittelbar vor, während oder nach dem Erdbeben sind sorgsam ins Auge zu fassen. Dessgleichen ist aufSpuren eines Nordlichts zur Zeit der Bewegung, falls diese zur Abend- oder Nachtzeit eintritt, aufmerksam zu forschen.