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18 schieden werden von wirklichen Wasserausbrüchen (wobei die Temperatur zu ermitteln wäre), welche bis weilen in ausserordentlichem Grade stattgefunden haben sollen (Kosmos, IV. Band). Spalten, welche Wasser enthalten, ergiessen sich oft im Momente des Stosses. Brunnen ändern ihren Wasserspiegel und bisweilen die Beschaffenheit ihres Inhalts ; Quellen liefern eine grössere oder gerin gere Menge Wassers, als sonst. Die Richtungen der Spalten und die Beziehungen dieser Richtungen zu jener des Stosses müssen ermittelt werden, sowie auch jeder Wechsel in der Temperatur der Quellen. Aus würfe (aus solchen Löchern oder Spalten) von fremdartigen flüssigen oder festen Substanzen, bisweilen von trockener Asche oder Sand, werden öfter erwähnt, und Ausbrüche von Feuer oder Rauch sollen bisweilen vorgekommen sein, besonders in der Nähe von Vulkanen, dessgleichen Dampf- und Gas- Exbalationen, deren chemischer Charakter so genau als möglich bestimmt werden sollte. Der Staub, welcher von zusammen gestürzten Gebäuden aufwirbelt oder durch das Zerreissen von Felsmassen entsteht, darf hiemit nicht ver wechselt werden. Spalten, manchmal von bedeutender Tiefe, öffnen sich und bleiben geöffnet, oder schliessen sich wieder: ihre Richtungen, Dimensionen, Zeit und Aufeinanderfolge der Bildung und des Schliessens, dann die Formationen, in welchen sie Vorkommen, sind anzugeben, in den Abgrund gestürzte Körper ins Einzelne eingehend zu beschreiben. Bleibende Hebungen und Senkungen des Landes begleiten häufig die Erdbeben und sind von höchster Wichtigkeit für die Wissenschaft; sie müssen aber, wie schon bemerkt wurde, genau von dem Erdbeben selbst unterschieden werden. Solche Hebungen und Senkungen haben eine gemeinschaftliche Ursache mit dem Erdbeben ; ver wechselt man sie aber, so geräth man in Gefahr, die wissenschaftliche Einsicht in beide gänzlich zu verlieren. Die Beobachtung der letztgenannten Erscheinungen sollte niemals vernachlässigt werden. Der mittlere Stand des Meerwassers (half-tide level, Spiegel der „Wanzeit“) muss in allen Fällen als die Ver gleichungsebene für ähnliche Fragen betrachtet werden , und man muss sorgfältig Orte längs des Strandes, Hafendämme, Werften etc. aufsuchen oder im Binnenlande Mühlgräben oder Bewässerungscanäle etc., wo Veränderungen des Wasserspiegels auf eine vertrauenswürdige Weise am Wechsel der Wassertiefe oder des Laufes nachgewiesen werden können. Locale, aber oft weithin sich erstreckende, bleibende Hebungen oder Senkungen begleiten bisweilen auch Erdbeben, scheinen aber von seitlichem Druck und nicht von direct hebenden Kräften herzurühren. Diese müssen von den vorhergehenden unterschieden werden. Flüsse sind bisweilen während eines Erdbebens ausgetrocknet und nach demselben aufs Neue mit Wasser gefüllt erschienen. Das kann ebenso von dem Durchgang einer Erd-Welle, welche sich strom aufwärts bewegt und so die Quellwässer aufstaut, als von plötzlicher Erhebung oder Senkung des Landes herrühren. Wo man aber gut beobachtet hat, da fand man immer als Grund eine plötzliche Eindämmung durch das Herabfallen von Gestein oder Erdmassen an engen Stellen des Flusslaufes; die herabgestürzten Trümmer werden gewöhnlich bald weggeschwemmt. Beobachtungen über die forcierte Seewelle, ob sie nun durch Uebergang der Erdwelle vom Land ins Meer oder umgekehrt entstanden ist, würden nahezu auf ähnliche Weise zu machen sein. Es wäre wünschenswerth ihre Höhe über dem ruhigen Meeresspiegel mit Rücksicht auf den mittleren Stand zwischen Ebbe und Fluth ('half-tide level), dann ihre Länge oder Amplitude zu bestimmen; aber bei der ausserordent lichen Schnelligkeit, mit der sie entsteht und vergeht oder sich in kleine oscillatorische Wellen auflöst, die sich am Strande brechen, und bei ihrer gewöhnlich geringen Höhe sind derartige Beobachtungen äusserst schwierig. Sie sind nur dann möglich, wenn die Oberfläche der See völlig ruhig ist, und dann muss es dem Geschick des Beobachters überlassen bleiben, von den örtlichen Verhältnissen und dem Grade der Deutlich keit der Erscheinungen an der Welle im Augenblick des Stosses den erwünschten Nutzen zu ziehen. Was die, durch Erde, Wasser oder Luft fortgepflanzten, Schallwellen betrifft, so hat jene, welche durch die Erde geht, wahrscheinlich dieselbe Geschwindigkeit wie der Stoss oder die Erdwelle; sie ist in der That der hörbar gewordene Stoss. Anzugeben ist, ob und was für ein Schall vor, während oder nach dem Stoss wahrgenommen wurde. Ein Beobachter, welcher ein Ohr dicht an die Erde legt und das andere sich verstopft, wird die Schallwelle in der Erde abgesondert von jener in der Luft vernehmen und so Töne hören, welche sonst nicht