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16 werden, liefern Elemente für die Berechnung der Geschwindigkeit der Welle, wenn die Richtung des Ein treffens anderweitig ermittelt wurde, oder vice verca. Gespaltene oder zusammengestürzte Mauern von Gebäuden ermöglichen gewöhnlich angenäherte Bestimmungen des Horizontal-Azimuths des Stosses, geben aber nie bestimmte Werthe für die Richtung des Durchgangs. Bei einem NS.-Azimuth bleibt es z. B. ungewiss, ob die Bewegung von N. nach S. oder von S. nach N. gieng. Umgeworfene Gegenstände, als Statuen, Altar-Leuchter, Pfeilerplatten, Gemälde, welche nur in einer Richtung fallen können werden zu einer bestimmten Angabe hierüber führen. Der Beobachter darf überhaupt nichts, was für die spätere Berechnung von Werth ist, unberücksichtigt lasse : ; Azimuth Richtung und Stosswinkel sollen auf jeden Beobachtungspunkt sobald als möglich in die besten Karten eingezeichnet werden. Die Azimuth-Angaben sind mit dem Hand-Sextanten zu bestimmen und auf den wahren Meridian zu reducieren. Die magnetische Abweichung muss möglichst häutig ermittelt werden, besonders in vulkanischen Gegenden. Von Körpern welche um eine vertikale Axe gedreht werden (wie die calabrischen Obelisken siehe Kau mann’s Geognosie, 1. Band, zweite Auflage, Seite 189) glaubte man früher dass sie einer wirbelnden Erdbewegung ihre Lage verdanken. Eine solche Bewegung entsteht jedoch, wenn der Schwerpunkt des Köpers auf einer Seite einer Vertical-Ebene in der Richtung des Stosses liegt und der Stoss durch jenen Punkt der Unterlage des Körpers geht, in welchem die ganze Adhärenz desselben an seine Basis, durch Reibung oder Gement, vereinigt gedacht werden kann, welchen Punkt man den Adhäsions-Mitelpunkt nennen kann. (Siehe Mailet, „Dynamics of Earthquakes,“ Trans. Royal Irish Acad., 1846). Der Beobachter, welcher diese mechanischen Bedingungen der Bewegung klar auffasst, wird die Elemente, welche er sammeln muss leicht heraustinden, so dass die Bewegungs-Erscheinungen an solchen verdrehten Körpern zur Berechnung der Geschwindigkeit etc. der Welle benützt werden können. Alle Beobachtungen dieser Art, wenn sie wissenschaftlichen Werth haben sollen, müssen umfassen: Material, Grösse, Ge-talt, Gewicht, Beschaffenheit des Bindemittels, der Unterlage der bewegten Körper, und Messungen des Betrags der Verrückung etc. Bogen und Azimuth der Oscillation aufgehängter Lampen, welche durch den Stoss in Schwingungen versetzt wurden, nebst Angabe des Gewichtes und der Länge der Schnur oder Kette, geben oft werthvolle Anhaltspunkte. Den Schwingungsmittelpunkt erhält man indem man die Lampe in Schwingung versetztu. die Vibrationen während einer Minute (bei bekannter Schwingungs weite) notiert. Ebenso verfährt man mit eisernen Kreuzen, oder eisernen Laternenpfählen, welche durch den Stoss gebogen wurden. Höhe, Gestalt, Gewicht, sowie ein genauer Durchschnitt der Biegung und die Richtung derselben sind aufzuzeichnen. Wie gross immer der Unterschied in den zerstörenden Wirkungen durch die Formation oder den Zufall sich heraussteilen mag, immer muss man bedenken, dass bei jedem Stoss, welcher von einem tiefen Erschütterungsmittelpunkt ausgehend nach allen Richtungen in Kugelschalen sich ausbreitet, in bestimmter horizontaler Entfernung von dem senkrecht über demStossheerd befindlichen Centralpunkt ein c ose ism i scher Kreis anf der Erdoberfläche vorhanden sein muss, in welchem die horizontale Kraft des Umwerfens (overturnig power) ein maximum sein wird, grösser, caeteris paribus, als auf irgend einem Punkt inner halb oder ausserhalb dieses Kreises. Denn innerhalb des Kreises nähert sich die Stossriehtung mehr der verticalen und ist daher weniger geeignet Gebäude umzuwerfen ; ausserhalb desselben ist der Stoss zwar mehr horizontal, seine Kraft wird aber geschwächt durch die Entfernung. Diese Zone kann der meizoseis- mische Kreis genannt werden; sein Radius ist D<?, Fig. 1. Der Stosswinkel (angle of emergence) für diese Zone des Maximums der umwerfenden Kraft ist eonstant und bildet mit dem Horizont einen Winkel von 54 44' 9" nahezu angenommen, dass die Kraft des Stosses in der senkrechten Lin e im Quadrat der Entfernung vom Ursprungsorte abnimmt. Wenn daher der Mittelpunkt des Kreises über dem Ursprungsort gegeben ist, oder durch Beobachtung 3 Punkte in der meizoseismischen Zone bestimmt werden können, so lässt sich die Tiefe des Ursprungs unter der Erdoberfläche nach folgender Regel berechnen: „Man bestimme den mittleren Durchmesser des meizoseismischen Kreises. Dann ist die Tiefe de* Ursprungs- oder Stoss-Centrums unter der Oberfläche gleich der Diagonale, des Quadrates, dessen Seite gleich ist dem Radius dieses Kreises. u