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blatt wird die Zeit, wann der Stoss eintrat, bis auf eine Sekunde angebeh, und der Zahneinschnitt wird zeigen, an welcher Stelle des Schwingungsbogens das Pendel angehalten wurde, wodurch die Zeit bis auf einen Bruchtheil einer Sekunde gegeben wird. Diese Methode kann man bei jeder Art von Uhren undbeijeder Pendellänge anwenden. Die Beobachtung der totalen Dauer des Stosses an der Beobachtungsstation sollte mittelst einer genauen Secundenuhr gemacht werden oder noch besser mittelst eines Brequet’schen Chronoskops, welches sicher bis auf '/ lfl einer Sekunde die Zeit angiebt. Auch sollte sich der Beobachter bemühen, die Zahl der kleinen, schnell wiederkehrenden, Stösse und ihre totale Dauer in jeder Epoche genau zu ermitteln. Gehen wir auf die Beobachtungen über die Erd welle, die man indirekt oder an ihren \\ irkungen machen kann, über, so hestehen sie vorzüglich: 1) In Beobachtungen an Gebäuden und andern Gegenständen, welche gespalten, von ihrer Stelle gerückt oder umgeworfen wurden. 2) An Körpern, welche gebogen, weggeschleudert, entfernt oder umgekehrt wurden. 3) An Körpern, die um eine vertikale Axe gedreht und dabei mehr oder weniger verschoben wurden. Einige der werthvollsten Daten kann man erhalten, wenn man die Risse und Dislocationen an Gebäuden nach dem Erdbeben untersucht. Man sollte solche Gebäude auswählen, deren Grundriss recht- winklich u. deren Mauerwerk ziemlich fest ist, mit einem einzigen Stockwerk, z. B. Kirchen etc.; und so viel als möglich sollte man solche ins Auge fassen, deren Hauptmauern von Norden nach Süden und von Osten nach Westen laufen. Diese kann man als Cardinal-Gebäude bezeichnen. Bei einer gegebenen Stosskraft und bei Gebäuden von ziemlich gleicher Form hängt die Ausdehnung der Risse hauptsächlich von der Beschaffenheit und der Verbindung („bond“) des Mauerwerks ab. Die Richtung der Risse ist nahezu ver- tical, wenn die Stösse fast horizontal sind; Stösse, welche unter einem stumpfen Winkel die Erdoberfläche treffen, bringen stark geneigte und einander oft kreuzende Risse hervor. Cardinalgebäude werden von Stössen , deren horizontale Componente entweder Nord-Süd oder Ost-West ist, hauptsächlich in der Nähe der Ecken gespalten und an denjenigen Mauerseiten, deren Ebene in der Linie des Stosses liegt. Aber Unregelmässigkeiten in der Masse der Mauern, von Zwischenräumen herrührend, bröckliches'Bau- materiale und geringe Abweichungen von der Cardinal-Richtung beim Stoss selbst bringen oft Mauerrisse untergeordneter Art hervor, welche die Bewegungsrichtung quer durchschneiden, wenn die Gebäude über haupt nicht ganz einstürzen. Wenn die Richtung des Stosses diagonal zum Grundriss der Mauern ist, so wird eine trianguläre Masse vom oberen Theil beider Mauern, von deren Ecke die Welle kommt, getrennt werden. Bei Wellen, welche unter stumpfen Winkel die Erdoberfläche treffen , können solche Massen von beiden Ecken an dem selben Ende eines rechtwinkligen Gebäudes, gegen welches die Welle geht, losgelöst werden. Schwere Dächer und gewölbte Vorhäuser (arched floors) leiden immer am meisten von steil ansteigenden Stosswellen. Gebäude welche nahezu senkrecht über dem Erschütterungsmittelpunkte stehen, zeigen Dislokationen in jeder Richtung, d. i. von dem verticalen oder nahezu verticalen Anprall der Normal-Schwingung und von den nahezu horizontalen Bewegungen der zwei Transversal-Schwingungen in rechtwinkligen Ebene. Der Beobachter muss erwägen, dass alle diese Bewegungen in der Trägheit der Körper im Momente des Wellendurchgangs ihren Grund haben. Jeder Körper hat demnach zuerst das Bestreben in einer Richtung zu fallen, welche jener der Wellenbewegung entgegengesetzt ist. Dieses Bestreben wird jedoch öfters gehindert durch gegenseitig sich unterstützende Körper, z. B: bei gekreuzten Mauern, oder wenn die Richtung de? Welle eine solche ist, dass ein Fall unmöglich stattfinden kann, so wenn sie vollkommen diagonal durch eine lange Mauerlinie lauft etc. Wenn die StossWelle unter einem stumpfen Winkel den Horizont trifft, werden Körper oft fortgeschleudert z. B. Steine vom Kranzgesimse (cordön). Die ! Grösse, das Gewicht/die Gestalt, das Bindemittel, die Art der Steine, die Entfernung bis zu welcher sie herabgewörfen wurden, und alle übrigen begleitenden Umstände sollen dann genau angegeben werden. Isolierte Körper wie z; B. Glocken in Glockenthürmen, Kugeln oder Vasen von Stein, Statuen etc. werden oft von erhöhten Punkten an Gebäuden .herabgeschleudert und erreichen den Boden, indem sie' eine trajektorische Bahn beschreiben. Die verticale ■Höhe des Falls, der horizontale Abstand, bis zii welchem sie von der ursprünglichen Lage entfernt wurden; Gestalt, Grösse, Substanz, Gewicht und die Art und Weise der Befestigung des" Körpers, wenn sie angegeben