kauf der Arbeitskräfte ausgeben, die dann letzten Endes den Mehrwert produzieren, den sich die Kapitalisten unbezahlt aneignen. Wir stellten die Existenz der Lohnarbeiter bereits fest und sprachen auch schon vom Ausmaß der Lohnarbeit. Zur letzten Frage wollen wir noch einmal Friedrich Engels hören. Er sagt im „Anti-Dühring“: „Die ersten Kapitalisten fanden ... die Form der Lohnarbeit be reits vor. Aber Lohnarbeit als Ausnahme, als Nebenbeschäftigung, als Aushülfe, als Durchgangspunkt. Der Landarbeiter, der zeitweise taglöhnern ging, hatte seine paar Morgen eignes Land, von denen allein er zur Not leben konnte. ... Die Lohnarbeit, früher Ausnahme und Aushülfe, wurde Regel und Grundform der ganzen Produktion; früher Nebenbeschäftigung, wurde sie jetzt ausschließliche Tätigkeit des Arbeiters. Der zeitweilige Lohnarbeiter verwandelte sich in den lebenslänglichen.“ 111 Mit der Lohnarbeit, die die Kapitalisten bereits vorfinden, dürfte En gels kaum bereits die Keime der kapitalistischen Produktionsverhältnisse verstanden haben, denn als Keime müssen wir wohl bereits die Ansätze der neuen Produktionsverhältnisse betrachten, die ohne wesentliche Rück schläge tatsächlich zur kapitalistischen Produktionsweise selbst führen. Lohnarbeit als Ausnahme gibt es schon in der Sklavenhaltergesellschaft. So erwähnt Hue die Bergwerksordnung von Vipaska, die aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammt und ausdrücklich von Lohn arbeitern spricht, die sich aus Freien und Halbfreien rekrutiert haben sol len 112 . Daß das nur Ausnahme gewesen sein kann, ist selbstverständ lich, da nach der dort herrschenden Arbeitsmoral die Arbeit für Freie eine Schande war und der römische „Proletarier“ lieber hungerte und bettelte als arbeitete 113 . Ebenso kann es nur im Feudalismus gewesen sein, daß in einer Zeit relativer Freiheit kleinere Landbesitzer gegen einen bestimmten „Lohn“ bei anderen arbeiteten. Die eigene kleine Wirtschaft sicherte ihre Existenz, so daß sie „zur Not leben konnten“. Ohne Zweifel dürfte diese Art von Lohnarbeitern auch in der von uns besprochenen Periode auf dem Lande zu finden gewesen sein. Doch im Bergbau waren die Verhältnisse von vorn herein anders. Freiberg war als Bergstadt entstanden. Der Zuzug, der jedem ui Engels: a. a. O., Seite 334. 112 Hue: a. a. O., Seite 63 f. Bei dieser Bergverordnung von Vipaska (südliches Portugal) handelt es sich um eine Ordnung in römischem Kolonialgebiet aus dem 1. Jahrhundert n. d. Ztr. Unter „Freien“ dürfen wir also nicht von vornherein einen freien römischen Bürger verstehen. 113 Das römische Proletariat darf keineswegs mit dem modernen Proletariat gleichgesetzt werden. Bekanntlich lebte das römische Proletariat auf Kosten der Gesellschaft, während die kapitalistische Gesellschaft auf Kosten des Proletariats lebt.