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beitserfahrung abhängig ist, wenn dieses auch die entscheidenden Faktoren sind, sondern auch von den Naturgegebenheiten. Der Verbrauch an Arbeits mitteln für die Produktion z. B. eines Zentners Erz ist also ganz verschie den. Er ist abhängig a) vom Erzgehalt des Ganges oder Flözes, b) von der Teufe, die überwunden werden muß, um das Erz zutage zu fördern, c) von der Härte des Gesteins, d) von den geologischen Verhältnissen, nämlich ob starke Wasseradern in den Abbau münden, und schließlich von der Ent wicklung der Arbeitsteilung. Da aber die Lebensdauer der in unserer Zeit benutzten kleineren Arbeitsmittel eine relativ kurze war, müssen wir sie zum konstanten zirkulierenden Kapital rechnen. Zu diesen Arbeitsmitteln gehört das Gezähe, nämlich Schlegel und Eisen, ferner Kübel, Körbe, Tröge, Seile, das Geleucht (Unschlittlampe und Un- schlitt), Leitern, Holz usw. Den größten Verbrauch dürften wir bei den Eisen und bei Unschlitt für die Beleuchtung finden. Die Unschlittlampe mußte dauernd brennen und die Qualität der Eisen dürfte noch viel zu wünschen übriggelassen haben. Die Freiberger Hauer stellten 1447 fest, „ein haer (Hauer, J. K.) muß dick XXX ader XL heisen haben, dy vorsleth er zcu czeiten in eyner sicht“ 98 . 30 bis 40 Eisen wurden also von einem Hauer in einer Schicht, d. h. damals in 6 Stunden, verschlagen. Die Eisen wurden dann natürlich nicht weggeworfen, sie waren nur stumpf geworden und mußten erneut vom Bergschmied, der damals wohl noch als freier selbständiger Handwerker 99 in der Stadt produzierte, hergerichtet werden. Hier tritt nun eine Besonderheit in der Lohnarbeit der damaligen Zeit auf. Der Lohnarbeiter mußte sich gerade diese am schnellsten verschlei ßenden Arbeitsmittel selbst besorgen und in gebrauchsfähigem Zustand halten. Diese Gepflogenheit, die für die kapitalistischen Gewerken durch aus einträglich war, dürfte noch aus der Zeit stammen, da der Lohnarbeiter als selbständiger Arbeiter, als Eigenlehner, auf eigene Rechnung produ zierte und ist ein Zeichen dafür, daß diese Zeit noch nicht allzulange vor bei war und auch noch nicht als überwunden angesehen werden konnte. Auch weist uns diese Tatsache darauf hin, daß wir nur von Keimen der kapitalistischen Produktionsweise sprechen können. Die Kosten für Unschlitt und Eisen waren also im Lohn der Hauer ent halten. Daraus ersehen wir, daß wir den Lohn in seinem Netto-Ausdruck nicht überschätzen dürfen. In der ersten Zeit, als die Hauer sich schon ver dingten, d. h. ihre Arbeitskraft verkauften, mag dieser Zustand für ihre Lebenslage noch nicht so entscheidend gewesen sein, da sie in der Regel »s FUB Bd. II, Seite 103. 99 vergl. Klagen des Handwerks der Schmiede 1449 über die Übel, welche dem Bergbau schaden. Ermisch: FUB Bd. II, Seite 120 f.