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wir bereits die Anfänge des Direktionsprinzips, jenes Prinzips der Leitung des Produktionsprozesses, bei dem die kapitalistischen Gewerken zu reinen Geldgebern werden und völlig von der Leitung der Produktion und von der Produktion überhaupt getrennt sind, die dafür aber, um die Interessen des Regalherrn zu wahren, von landesherrlichen Beamten geleitet wird, die es auf Anweisung ihres Herrn nicht weniger gut verstehen, die Lohnarbeiter auszubeuten, wie die Kapitalisten, wenn sie selbst die Produktion leiten würden. Wir sehen jedenfalls schon so viel, daß selbstarbeitende Gewerken, sobald sie sich zu kapitalistischen Gewerken entwickeln, aus der Leitung der Produktion ausscheiden, daß man also faktisch gar nicht davon spre chen kann, daß sich die Kapitalisten von der Leitung der Produktion lösen, wie es etwa im Imperialismus, im letzten Stadium des Kapitalismus, der Fall ist. Deshalb kann man nicht wie Kautsky sagen, daß der Bergbau der erste Produktionszweig ist, in dem die Kapitalisten als Leiter der Produk tion überflüssig wurden. Sie waren faktisch nie die Leiter und hätten es faktisch auch niemals werden können, weil die Ausbeute der einzelnen Gruben viel zu unregelmäßig war, als daß ein Kapitalist Kapitalist geblie ben wäre, wenn er sich auf eine Grube konzentriert hätte. Darauf weist auch Agricola hin, indem er sagt: „Denn wer allein eine einzige Grube betreibt, wird zwar, so ihm ein günstiges Geschick einen an Erzen und anderen Mineralien reichen Gang beschert, ein sehr reicher Mann; wenn aber ein widriges Ge schick ihm einen armen oder tauben Gang gibt, verliert er für immer alle aufgewandten Kosten. Wer jedoch gewerkschaftlich mit anderen Geld in mehrere Gänge einer durch Erzreichtum bekannten Gegend steckt, der büßt selten Geld und Mühe ein, sondern meist entspricht der Erfolg seinen Wünschen.“ 81 Doch auch dieser „seltene“ Fall trifft oft genug ein. Allgemein kann festgestellt werden, daß die Kapitalisten sich bereicherten, die ihr Kapital nicht in die Produktion, sondern in den Erzhandel oder in die Weiterver arbeitung der einmal gewonnenen Erze steckten. Kroker weist in seinem Aufsatz „Leipzig und die sächsischen Bergwerke“ darauf hin, daß die Leip ziger Kaufherren schon vor dem Fündigwerden Schneebergs im Jahre 1471 mit Freiberger Silber, Altenberger Zinn, Mansfelder Kupfer und Goslarer Blei gehandelt haben und daß sie sich den neuen Schneeberger Gruben eifrig zuwandten 82 . si Agricola: „Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen“ 1953, Seite 23. 82 Kroker: „Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs“ IX. Band, 1909, Seite 33/34.