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wie der Eigenlehner der von uns besprochenen Periode, da im 17. Jahrhun- | dert längst die kapitalistischen Verhältnisse im Silberbergbau vorherrsch ten und die Leitung des Produktionsprozesses durch einen Schichtmeister erfolgte. Der Eigenlehner im Sinne eines einfachen Warenproduzenten mußte im Silberbergbau mit zunehmender Teufe und mit zunehmender Einmischung des Regalherren in die Produktion einer großen Kooperation weichen. Um die technischen Schwierigkeiten (zunehmende Teufe, eindringende Grubenwasser) zu überwinden, schlossen sich wohl schon recht früh die einzelnen Produzenten zu großen Kollektiven zusammen. Die Koopera tion, die zunächst innerhalb der Familie geherrscht haben mag, mußte er weitert werden. Die sich bildende Arbeitsgemeinschaft war also ein aus dem natürlichen Produktionsprozeß entspringendes Kollektiv. Mit Hilfe dieses Kollektivs war es möglich, die mit der größeren Teufe auftretenden Schwierigkeiten zu überwinden, indem beispielsweise zwei Mann den Haspel drehten. Auch war der Bergmann in der Tiefe nicht mehr allein und konnte sich mit seinem Ge nossen in der Arbeit (hauen und vorläufiges ausklauben) abwechseln. Außer dem erforderten die in großer Teufe ständig zufließenden Wasser auch ein ständiges Ausschöpfen, so daß der Produktionsprozeß nicht nur, wie es lan desherrliche Vorschrift war, nicht länger als drei Tage, sondern aus produk tionstechnischen Gründen überhaupt nicht unterbrochen werden durfte, un ter Umständen sogar Tag und Nacht aufrecht erhalten werden mußte. Das alles war einem allein mit seiner Familie arbeitenden Bergmann nicht mög lich. Nach wie vor dürften die Familienmitglieder beim Fördern und groben ( Aufbereiten mitgeholfen haben. Wir haben eine Arbeitsgenossenschaft vor uns, die arbeitsteilig produziert, also eine Manufaktur, und zwar eine orga nische Manufaktur. Der Produktionsprozeß ist ein zusammenhängendes Gan zes und kann nicht auseinandergerissen werden, d. h., die einzelnen Operatio nen lassen sich nicht verselbständigen, wie z. B. bei der Uhrenproduktion. Der organische Charakter der Manufaktur ist naturmäßig bedingt. Auch ist zu beachten, daß die einzelnen Arbeitsgänge, die nun arbeitsteilig vorge- , nommen werden, sich durchaus nicht von vornherein verselbständigen. Die Tatsache, daß es sich in unserem Fall noch nicht um Lohnarbeiter handelt, wo es dem Ausbeuter darauf ankommt, möglichst viel am Lohn zu sparen, führt dazu, daß sich die Genossen in den verschiedenen Arbeiten abwech seln: Hauen, Feuersetzen, Klauben, Fördern, Haspeln. Erst über Tage ist es wahrscheinlich, daß, wie in den späteren Jahrhunderten, die Kinder das Pochen, Zerkleinern und Klauben des Fördergutes unter Aufsicht Erwach-