V. DIE FORMEN DER PRODUKTION Entsprechend den verschiedenen Formen des Eigentums und den natür lichen Produktionsbedingungen ergeben sich und entwickeln sich auch ver schiedene Formen der Produktion. 1. Der Eigenlehner (Eigenlöhner) „Wenn jemand für sich allein, oder mit Zuziehung anderer, ein Gebäude (hier für Bergwerk gebraucht) mutet und in Lehen nimmt, dieses Gebäude mit eigener Hand bearbeitet, die dazu erforderlichen Kosten aus dem Gebäude nimmt, die fehlenden aus eigenen Mitteln aufbringt und den Überschuß erhält: so wird er ein Eigenlöhner genannt. Man nennt solchen auch Ein spännigen oder G e s e 11 e n.“ 67 Ohne Zweifel herrscht zur Zeit der Aufnahme des Bergbaus in Frei berg der Betrieb des Eigenlöhners vor. Wir haben hier die einfachste Be triebsorganisation vor uns. Der Eigenlöhner schürfte auf eigene Rechnung, er gab sich selbst seinen „Lohn“. Da er aber vom Schürfen nicht leben konnte, war das nur möglich, wenn seine wirtschaftliche Existenz außerhalb des Bergbaus gesichert wurde. Er und seine Familie mußten also eine kleine Landwirtschaft betreiben, die die Voraussetzung für jegliche Tätigkeit im Bergbau im Stadium des Schürfens war. Bei dem schnellen Wachstum Freibergs, bei dem großen Zustrom nach den Silberfundgebieten ist es aber unwahrscheinlich, daß sofort allen Zuzüglern eine kleine Landwirtschaft zur Verfügung stand. Der eigenlöhnemde Schürfer kann also nicht der einzige Schürfer gewesen sein. Wahrscheinlich schürften neben ihm bereits vereinzelt Bergleute gegen Lohn. Als Auftraggeber können hier Bergleute fungiert haben, die bereits mit Erfolg einen Schürf abbauten und die sich bereits nach einem neuen, vielleicht ertragreicheren Grubenfeld umsahen. Für das Überwiegen des Eigenlöhners zu dieser Zeit spricht auch, daß noch viel unverritztes Feld vorhanden war, die Möglichkeiten des erfolg reichen Schürfens also noch groß waren. Jeder versucht selbst erfolgreich zu schürfen. Andererseits bestand auch noch nicht ein großer Bedarf an Lohnarbeitern, da 1. die Erze noch nahe der Oberfläche zu finden waren, 2. für einen Abbau in geringer Teufe die Kräfte der Familie ausreich ten und <•“ H. G. Hacke, zitiert bei Hue: „Die Bergarbeiter“, Seite 147.