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Die Produktion im sächsischen Bergbau wird seit ihrer Aufnahme von juristisch freien Produzenten durchgeführt, die, bis auf den Arbeitsgegen stand (die Erzader), Eigentümer ihrer Produktionsmittel sind. Der Produzent hat das Recht der Freizügigkeit, er ist nicht an den Boden gebunden. Der auf Grund der Besonderheiten der Produktion im Bergbau ver stärkte Diffeyenzierungsprozeß, wie auch die Notwendigkeit der arbeits teiligen Kooperation (der manufakturmäßigen Arbeit) führen dazu, daß wir bereits aus den ersten Dokumenten, aus denen wir konkrete Schlüsse auf Inhalt und Form der Produktion ziehen können (jüngeres Freiberger Bergrecht [A]), kapitalistische Keime der Produktion ableiten müssen. Da die herrschenden Verhältnisse jedoch feudale sind, verbirgt sich der neue, der kapitalistische Inhalt hinter einer alten, feudalen Form. So ist z. B. der an den Landesherrn abzuführende Zehnt, wie wir noch zeigen werden, in der Tat kapitalistische Grundrente. Auch aus anderen Momenten, auf die wir noch zu sprechen kommen, ergibt sich, daß Bergregal und Bergbau freiheit, die wir als eine Einheit betrachten müssen, den frühen kapita listischen Charakter der Produktion zur Folge haben. Die Ausbeutung ist hier verschleierter als unter den feudalen Verhältnissen, weil der Berg arbeiter scheinbar für sich arbeitet, aber sie ist gleichzeitig brutaler, denn die neuen Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise beginnen sich durchzusetzen und zu wirken. So finden wir im Bergbau bereits recht bald Auswirkungen des Gesetzes der absoluten und relativen Verelendung. Wenn Kautsky in seinem Aufsatz „Die Bergarbeiter und der Bauern krieg . ..“ feststellt, daß der Bergbau in Deutschland der erste Produktions zweig ist, der der kapitalistischen Ausbeutung verfällt, so ist das wohl zu unterstreichen. Es kann aber nicht richtig sein, wenn er schreibt, daß der Bergbau auch der erste Produktionszweig ist, „in dem das persönliche Eingreifen des Kapitalisten in den Betrieb entbehrlich und überflüssig wurde, so daß der Kapitalist auf diesem Gebiet der Produktion früher als auf anderen als bloßer Aneigner des von anderen geschaffenen Mehrwerts erschien, gleich den Kauf leuten und Wucherern, deren Kreisen die ersten industriellen Kapi talisten auch entstammten.“ 47 Das Eingreifen des Kapitalisten in die Produktion kann deshalb nicht überflüssig und entbehrlich werden, weil es praktisch nie bestanden hat, wie wir später noch sehen werden. Aber daß der Bergbau der erste Pro duktionszweig in Deutschland ist, der kapitalistisch wurde und gerade ohne -i" Kautsky: a. a. O., Seite 337.