recht in den Berg hineingetriebenen Stollen, die die auftretenden Gruben wässer abführten. Mit dem Stollenbau entwickelten sich auch spezifische Rechtsverhältnisse; das sogenannte Stollenrecht 37 . Es leuchtet ein, daß nicht jeder Grube, von denen es eine relativ große Zahl gab, durch die Stollen Wasser genommen und Wind (frische Luft) ge bracht werden konnte, da die Anlage eines Stollens von den örtlichen Be dingungen abhing. So kommt es, daß wir noch weit später von ersoffenen Bergwerken hören, bzw. daß zur Entwässerung Menschen eingesetzt wur den, die sich das Wasser in ledernen Kübeln gegenseitig zureichten und so das Wasser hoben vom Sumpf (tiefste Stelle des Schachtes) bis zur Erd- Oberfläche oder bis zu einem Stollen, wo es durch leichtes Gefälle abfließen konnte. Diese Methode hat jedoch ihre Grenze. Sie wäre und war unter Bedingungen der Sklaverei möglich, ist jedoch bei einer relativen Freiheit des unmittelbaren Produzenten (des Wasserhebers oder -knechtes) unren tabel, da er bereits entscheidend auf seinen Lohn angewiesen ist. Wenn wir bei Hue lesen, daß in Schwaz täglich 600 Wasserknechte beschäftigt waren, die jährlich 20 000 Gulden Ausgaben verursachten, so kann das nur bei einer hohen Gesamtausbeute möglich gewesen sein 38 . Zum Vergleich sei erwähnt, daß die durchschnittliche jährliche Silberproduktion des gesamten Frei berger Reviers in der Zeit von 1730-1780 26 236 Mark (Gewichtsmark — ä = 233,856 Gramm) betrug, was etwa 350 000 Taler ausmachte oder nach der alten Rechnung von 12 Gulden auf 1 Mark 314 832 Gulden. Dabei muß natürlich beachtet werden, daß in Freiberg 1730-1780 mit einer weit hö heren Technik produziert wurde. Der Einsatz von Wasserhebeknechten wäre also ökonomisch nicht mehr möglich gewesen. Ähnlich wie das Wasserproblem lag auch das der Zufuhr frischer Wetter. Hierüber erfahren wir allerdings weniger als vom Kampf gegen das Was ser. Wahrscheinlich ist aber, daß die Schwierigkeiten, die sich aus ver brauchter und mit Rauchgasen (vom Feuersetzen!) geschwängerter Luft ergaben, sich eben leichter auf Kosten der Arbeitskraft „ausgleichen“ lie ßen als der Kampf mit dem Wasser. Wenn eine Grube ersoff, war es eben mit der Produktion aus. Wenn schlechte Wetter da waren, bekam der Berg mann Kopfschmerzen, litt an Atemnot und schlimmstenfalls an Erbrechen. Agricola schildert und zeichnet uns die Methoden der Zufuhr frischer Wet ter. Der Wind wurde mittels verschiedener Vorrichtungen über der Schacht öffnung aufgefangen und in das Grubengebäude geleitet. Auch Blasebälge mit Lutten (Rohren) dienten der Zufuhr frischer Luft (Bild 11 u. 12). 37 Ermisch: a. a. O., Seite LXXIX. 38 Hue: „Die Bergarbeiter“, Seite 242.