22 „Gold ist ein wunderbares Ding! Wer dasselbe besitzt, ist Herr von allem, was er wünscht. Durch Gold kann man sogar Seelen in das Paradies gelangen lassen.“ 24 Neben den direkten, außerökonomischen Zwang der Feudalherren trat ein neues Machtmittel: das Geld. Je mehr Geld der Kaufmann, der Wuche rer, der Feudalherr besaß, um so größer war seine Macht. Es ist daher ver ständlich, daß die deutschen Fürsten, in deren Ländern es keine Edelmetall produktion gab, neidvoll auf die blickten, in deren Ländern Lagerstätten edler Metalle lagen, denn sie mußten das Rohmaterial für die zur Zirku lation erforderlichen Münzen aus anderen Ländern importieren. Auf das Schlagen der Münzen verzichteten sie in den seltensten Fällen, da mit dem Münzen sich auch gewisse Einnahmen verbanden. Die Möglichkeit der Aneignung und Vermehrung von allgemeinem Äqui valent förderte gleichzeitig die Entwicklung der Warenproduktion. Der Feudalherr wollte von seinen Untertanen in erster Linie Geld. Die Land wirtschaft mußte also in das System der Warenproduktion einbezogen wer den. Das gab der Produktion einen großen Aufschwung, da auch der Produ zent, der Bauer, in größerem Maße an der Steigerung der Produktion in teressiert war als zuvor. Die Veränderungen in der Zielsetzung der Produktion haben auch Ver änderungen der Klassenbeziehungen zur Folge. Die alten herrschenden Klassen bringen das neue Evangelium mit den bestehenden Ausbeutungs methoden in Übereinstimmung. Das geschieht auf mehrfache Weise, je nach dem, wie das meiste herausgeschlagen werden kann. Der hörige oder leib eigene Arbeiter des Landes wird ausgeplündert wie nie zuvor, so daß die Abgaben mit der Verwandlung der Arbeits- und Produktenrente in die Geldrente nicht nur das Mehrprodukt, sondern auch Teile des Wertes des notwendigen Produktes umfassen. „Die Warenproduktion mit Zwangsarbeit ist daher die scheuß lichste Form der Ausbeutung“ schreibt Kautsky 25 . Auf dem Gebiet der Silberproduktion sind zur Zeit des Aufkommens des Bergbaus in Sachsen andere Methoden erforderlich. Unter den hier herrschenden Bedingungen erweist sich die „Bergbaufreiheit“, d. h. die Freigabe des Bergbaus an jeden, als zweckmäßigste und einzig mögliche Form, unter der die feudale Herrschaftsschicht in den Besitz des ersehnten Metalls kommen kann. 2-1 Marx: „Das Kapital“ Bd. I, Seite 137. ?5 Kautsky: „Thomas More und seine Utopie“, Seite 41.