war die Entwicklung des Kapitalismus im Erzbergbau jedoch von gewal tiger Bedeutung und die Ausstrahlung durch den Export von Silber als allgemeinem Äquivalent nach fast ganz Europa nicht zu unterschätzen. * 'i' * Über die Entwicklung des Kapitalismus im sächsischen Erzbergbau gibt es, wie schon gesagt, eine reichhaltige Literatur. Für die gesamte Literatur gilt in bezug auf die Darstellung mehr oder minder die Marxsche Ein schätzung, daß in ihr die Idylle vorherrscht. Die Methoden der Ausbeutung wie auch die Armut der Produzenten, der Lohnarbeiter, werden verherr licht. Während — abgesehen von verschiedenen Rechten, die sich der schwer arbeitende Bergmann erkämpfte — Betrug und skrupellose Ausbeutung des Menschen durch den Menschen die große Rolle spielen, wird den „meist armen Bergleuten“, „den armen Purschen“ eine Einstellung zugeschrieben, bei der der Wunsch der Vater der Gedanken des Schreibers ist. Heydenreich bringt diese Idylle am treffendsten und unverschämtesten zum Ausdruck, wenn er in seiner „Geschichte und Poesie des Freiberger Berg- und Hütten wesens“ einen Bergmann ausrufen läßt: „Ich bin nur ein armer Mann, aber ich bin ein erzgebirgischer Knappe. “ 15 Diese, dem Bergmann immer wieder in dieser oder jener Form in den Mund gelegte Einschätzung der eigenen Lage entspricht den Wünschen der herrschenden Klasse. Sie wurde gehegt und gepflegt. Es wird höchste Zeit, mit dieser Darstellung der Geschichte unserer Bergarbeiter Schluß zu machen, wie auch mit der „Volksverbundenheit“ der Kapitalgeber, deren „Verbundenheit“ mit dem Volk darin bestand, daß sie sich die Werte an eigneten, die das Volk schuf. Schwand diese Bindung, dann war von der ..Verbundenheit“ nichts mehr zu spüren. Entgegen diesen Bestrebungen der bürgerlichen Geschichtsschreiber, die Geschichte der Bergarbeiter zu idyllisieren, gilt es hier wertvolle revolu tionäre Traditionen zu erhalten. Einige davon werden auch im folgenden Erwähnung finden. Doch bleibt auf diesem Gebiet, besonders durch die bis herige apologetische Darstellung von historischen Fakten, noch viel zu tun. Das aber muß in erster Linie die Aufgabe von Historikern sein. 15 Heydenreich, Eduard: „Geschichte und Poesie des Freiberger Berg- und Hüttenwesens“, Freiberg 1892, Seite 7.