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beim gegen Lohn arbeitenden Bergmann. Zwischen 1472 und 1480 heißt es in den Klagen der Knappschaft der Hauer, daß die Gefahr besteht, daß einer „bergsuchtig wurde alzo unde ab er nymmer arbeitenn konde, das er sich dester baß unde seyne kynder enthaldenn konde und er nicht alzo- balde an denn bettelstab gedeyge und das almoßenn bettelnn“ 127 . Wir sehen daraus, daß schon mit den Keimen der kapitalistischen Lohn arbeit bei „nur“ etwa 1000 Lohnarbeitern und deren Familien, sich auch bereits die Keime des kapitalistischen Bevölkerungsgesetzes und dessen Folgen einstellten, die Keime des Gesetzes der Verelendung. Doch wie wir auch schon sahen, setzten sich die Arbeiter zur Wehr, ja sie schufen sich sogar ihre eigene Organisation, die „Knappschaft der Hauer“. In der Literatur wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Knapp schaft der Hauer oder Gesellschaft der Hauer in Freiberg, als der ältesten Bergstadt Sachsens, als eine Altarbruderschaft entstanden sei. Diese Schluß folgerung wird anscheinend gezogen auf Grund der Tatsache, daß die „ge- selleschaft der heuwer“ am 16. Aug. 1400 für die Wiederherstellung eines Altars und seine Instandhaltung einen jährlichen Zins von 24 Groschen ge stiftet hatte 128 129 , und wohl auch aus dem Rückschluß von den Verhältnissen späterer Jahrhunderte auf die Zeit der Gründung der Knappschaft. Diesem einen Dokument aus dem Jahre 1400 stehen aber eine Reihe anderer Doku mente gegenüber, aus denen weniger der fromme Geist der Knappschaft als vielmehr der Kampf um die Verbesserung ihrer Lage hervorgeht. Daß die Knappschaft schon im Jahre 1400 existierte und auch über eigene finan zielle Mittel verfügte, geht aus der Stiftung von 1400 hervor. Es scheint daher durchaus richtig, wenn Langer annimmt, daß die Knappschaft zwi schen 1350 und 1400 gegründet sein muß 120 , und daß auch schon in dieser Zeit gewisse Beträge von den Mitgliedern gesammelt wurden. Dies wohl in erster Linie, um kranke, invalide, altgewordene oder sonst in Unglück geratene Mitglieder der Knappschaft zu unterstützen. Die sogenannten Büchsenpfennige sind, wie Langer feststellte, für Freiberg erst seit 1518 dokumentarisch nachzuweisen 13 ". Die wirkliche Ursache der Gründung der Knappschaft kann keinesfalls in der Absicht der Hauer gelegen haben, fromme Werke zu vollbringen, Altäre zu stiften und zu erhalten oder ge meinsam fromme Lieder zu singen, sondern einzig und allein in der Ver tretung der gemeinsamen Lebensinteressen, in der Verbesserung ihrer ma teriellen Lage 1S1 . Bevor die Menschen Religion betreiben und Altäre stiften 127 FUB Bd. II, Seite 263. 128 wappler: „Uber die alte Freiberger Berg-, Knapp- und Bruderschaft“, In Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins Heft 37, Seite 48. 129 Langer: a. a. O., Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins Heft 61, Seite 19. iso Langer: ebenda. Seite 53.