Volltext Seite (XML)
13 gangene Gliedmaßen, ja selbst Augen, wieder zu erzeugen vermögen, daß sogar Schildkröten ohne Gehirn noch Monate lang Lebenszeichen von sich geben und Frösche mit ausgerissenem Herzen noch forthüpfen können. Die Säugethiere verdiene» den Namen Sinnenthiere vorzugsweise, weil sie alle 5 Sinne ziemlich ausgebildet, nur nicht in so gleichmäßiger Ausbildung wie der Mensch, besitzen. Bei den Vögeln sind wohl anch alle 5 Sinnesorgane vorhanden, aber Geschmack und Geruch treten schon sehr zurück, wie auch das Gefühl, wogegen Gesicht und Gehör (obwohl das äußere Ohr ohne Ohrmuschel ist) bei vielen sehr ausgebildet sind. So nehmen die großen Raubvögel ihren Raub fast nur durch das überaus scharfe Auge wahr, so vermag auch selbst der Sperling ein Gerstenkorn in einer Entfernung von 8V' zu erspähen. Einen besonderen Sinn haben viele Vögel in ihrem Bausinn, wie die Schneidervögel, und die Zugvögel zeigen in ihrem Wandertrieb einen hochausgebildeten Jnstinct. Weit stumpfsinniger sind die Reptilien, bei denen ebenfalls das Auge neben dem Ohr noch am meisten ausgebildet ist. Das Ohr entbehrt aber bei den Reptilien noch des äußeren Gehörganges, der bei den vollkoinmneren nur als seichte Vertiefung angedeutet ist, in der das Trommelfell liegt. Den Schlangen fehlt auch das Trommelfell; die äußere Haut scheint es mit zu vertreten, die auch selbst in durchsichtiger Form das Auge mit überzieht. Bei etlichen Nackthäutern fehlt ebenfalls das Trommelfell, bei andern ist es nicht sichtbar, weil von der Haut überdeckt. Die Sinne der Fische sind noch stumpfer als die der Reptilien. Die Augen, mit steifem Blick, ohne eigentlichen Blick, glotzend, sind verhältnißmäßig meist sehr groß, gold- oder silberschimmernd ist die steife Iris, sehr groß die Sehlinse, das Auge im Ganzen ist steif beweglich oder fall unbeweglich, und die Augen können gleichzeitig nicht auf denselben Punct gerichtet werden. Das Ohr besteht in der Regel nur aus dem häutigen Theile des Labyrinths (bei den Rochen und Haien knorpelig), doch sollen die Fische meist gut hören. Aeußerlich erscheint die Nase nur als ein einfaches oder doppeltes Nasenloch an der Spitze der Schnauze und ist (wenige Ausnahmen abgerechnet: Nz-xinoicksn nnd Oizmoer) nicht in den Rachen geöffnet wie bei den Reptilien. Die übrigen Sinnesorgane sind nicht genau zu bestimmen. Dies ist das Wich tigste über die Sinnesorgane der Wirbelthiere; wir wollen aber das weniger Wichtige über das Schmecken und Tasten hier noch anschließen. Eigentli ches Schmeckorgan ist die Zunge bei dem Menschen und den Säugethieren, aber auch zugleich Schlingorgan und beim Menschen noch Sprachorgan. Zum Tasten dienen vorzüglich die Lippen, wohl anch die Zehen oder Beides den Säugethieren: das vollendetste Tastorgan besitzt der Mensch in seiner Hand, dem Meisterwerke des Schöpfers, die in den sehr nervenreichen Fin gerspitzen das feinste Gefühl hat, das selbst in vielen Fällen das Auge, ja bei Menschen, die taub und blind sind, auch das Ohr ersetzen muß. Be wundernswürdig ist die Hand als Tastorgan, auch als Sprachorgan, in gleichem Grade wie als Greiforgan. Bei den Vögeln ist die Zunge mehr Schling - als Schmeckorgan, auch dient sie bei vielen zum Tasten und zu