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Donnerstag, 4. -uli 1S18. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt, im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. 72. Fahrgang. DerSSchWeLrzSM Mschostwerdaa Tageblatt. Wöchentliche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltnngsblatt. Geschäftsstelle: Btjchosswerda, Altmarkt 15. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. 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Berlin, 3. Juli. (Meldung unseres Berliner Vertreters.) Auf Grund der am 7. März dieses Jahres getroffenen Ab machungen ist am 23. Juni zwischen Deutschland und Finn- land «in Wirtschaftsabkommen geschlossen worden, das vor läufig für 6 Monate gilt, aber nach Ablauf Lieser Frist sicher verlängert werden wird. Bei der auch in Finnland herrschenden Knappheit an Lebensmitteln kommen für die Ausfuhr nach Deutschland Nahrungsmittel, vielleicht mit Ausnahme von Butter, nicht . in Frage. In der Hauptsache wir§ es sich um die Ausfuhr von Holz, Papier, Pappe und Kupferkies handeln. Die Einfuhrgüter aus Deutschland nach Finnland werden in «rster Linie in Jndustrieerzeugnissen, nämlich Eisen, Kohle, Koks, Chemikalien, Farben und Arzneien bestehen. Auch sind zur Beseitigung der dringendsten Notlage in Finnland Heinere Mengen von Brotgetreide und Kartoffeln geliefert worden. Salz, an dein in Finnland ein besonders empfind- - licher Mangel besteht,-wirb in^grohen Mengen aus Deutsch land ausgeführt werden. Auf diesen Grundlagen wird sich demnach der Aus- itäuschverkehr zwischen beiden Ländern ausbauen. Die Preis berechnung erfolgt in der Währung des Verkaufslandes, und «bei der Preisfestsetzung wird Finnland nicht schlechter gestellt sein, als Schweden, über den Verbleib der nach Finnland ausgesührten deutschen Waren sind besondere Be stimmungen getroffen worden. Vor allem ist dafür gesorgt, Latz nicht Waren, die für unsere Kriegsführung von Wichtig- Beit find, zu unseren Feinden gelangen. Als Gegenleistung hat Deutschland Finnland Durchfuhrerleichterungen für sein« Ausfuhrgüter zugestanden. — Der Warenaustausch erfolgt im Wege des freien Handels, mit Ausnahme der kontittgen- tierteg Stoffe, für die Kriegsgesellschaften zuständig sind. Ausweisung der Engländer aus Finnland. L Berlin, 3. Juli. (Priv.-Tel.) Der „Lokalanz." mel det: Eine hochstehende finnische Persönlichkeit hat mitgeteilt, Latz gestern in Finnland der Beschluß gefaßt werden sollte, alle Engländer aus dem Lande auszuweisen. Englands Kriegsvorbereitungen an der Murmanküste. Stockholm, 2. Juli. (W. T. B.) Wie „Swenska Dag- L ladet" aus Hekstngfors erfährt, erzählte ein Petersburger Gelehrter, der von einer wirtschaftlichen Expedition aus Mordrußland zurüchgekehrt ist, von den Kriegsvorbereitun- «gen des Verbandes an der Murmanküste. Danach liegen in den Murmanhäfen 2 englische und 2 französische Kriegs schiffe, in der Petschenga-Bucht ein französisches, in Kands- laks (?) ist ein Panzerzug mit Engländern, Franzosen, Ser ben und Russen angekoMmen. Kem ist durch eine Garnison von Engländern in eine starke Festung verwandelt worden. Infolge der regelmäßigen Zufuhr aus England sind die Vorräte an Lebensmitteln reichhaltig. London, 2. Juli. (W. T. B.) Reuter-Meldung. Im Unterhause fragte der liberale Abgeordnete King den Staatssekretär des Auswärtigen, ob ihm folgende Tatsachen ! bekannt seien: Die russische Sowjetregierung habe die Unab hängigkeit Finnlands anerkannt. Diese Unabhängig, kett würdet einer stnnländischen Sowjetregierung gewährt, die deutsch-feindlich gerichtet war, und Rußland trat ihr Petschenga an der Murmanküste ab, um einer befreundeten deutschfeindlichen Macht «inen Ausweg an das Meer zu -geben. Nachdem die finnländische Sowjetregierung durch -innländische Bürgerlichketten mit deutscher Hilfe beseitigt worden wäre, lehnte die russische Sowjetregierung ab, die Unabhängigkeit Finnlands zu ratifizieren, und legte bei der deutschen Regierung Verwahrung dagegen ein, daß deut- sche U-Doot« die Murmanküste benützten und daß die U-Boote inst finnländischer Unterstützung arbeiteten. King fragte, ob England oder die Verbündeten der russischen Sowjetregierung maritime und militärische Unterstützung an geboten hätten, um die Häfen der Murmanküste Rußlands gegen Finnland und den deutschen Einfluß zu hallen. Lord Robert Cecil antwortete: Die an- geführten Tatsachen seien im wesentlichen richtig. Falls di« Sowjetregierung eine Aufforderung zu maritimem oder militärischem Beistände- ergehen ließe, um russisches Gebiet gegen Deutschland zu verteidigen, so würde sie eine sympathische Erwägung finden. Aber ich bin, schloß Cecil, zurzeit nicht in der Lage, wettere Erklärungen abzugeben. Berlin, 2. Juli. (W. T. B.) Die Antwort Lord Cecils ist freilich, schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.", nicht geeignet, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Man erkennt aus ihr höchstens, daß die Frage einer größeren Unternehmung Englands vom nördlichen Eismeer aus noch nicht entschie den ist. Bei dem Tatbestand, den Cecil als im wesentlichen richtig bezeichnet«, ist „vergessen" worden, zu erwähnen, daß die russische Sowjetregierung formell Verwahrung eingelegt hat gegen die Landung und Anwesenheit englischer Truppen an der Murmanküste^ -^EsUst also wohl kaum richttg^-haß England nur auf das Zeichen aus Moskau «artet, um o-etzen Finnland zu marschieren. Daß ein solches von der heutigen Regierung in Nordrußland nicht zu erwarten ist, weiß man wohl in London. Aber die Dinge dort könnten sich wenden. Für diesen Fall hat sich England die nördliche Einfallspforte offen gehalten. Aber in Finnland kennt man die Gefahr und wird ihr auch mit deutscher Hilfe zu begegnen wissen. Kerenski. Bern, 2. Juli. (W. T. B.) „Oeuvre" erfährt von der russischen Botschaft in Paris über das plötzliche Auftreten Kerenskis in London: Dieser habe Rußland infolge d« dro henden Haltung der Bolschewiki verlassen müssen. Seine abenteuerliche Flucht dauerte mehrere Monate. Kerenski lebte unter falschem Namen. Er konnte sich schließlich von einem Murmanhafen nach England einschisfen. Die Familie Romanow. L Berlin, 3. Juli. (Priv.-Tel.) Der „Lokal-Anz." meldet aus dem Haag: „Daily Expreß" berichtet aus Stock holm: Die Familie Romanow ist nach Kupelmick in der Pro vinz Bjaka gebracht worden. Es ist nicht bekannt, ob sich der Exzar auch dabei befindet. (Kürzlich hieß es, die Zaren familie wäre in England angekommen.) DiegefährdeteLagederTschecho-Slomaken. G» Zürich, 2. Juli. (Prioattel.) Aus Paris wird ge meldet, daß die Ereignisse in Sibirien sich wenig freudig entwickeln. Den österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen deutscher Sprache ist es gelungen, Irkutsk den Tschecho-Slo- waken zu entreißen und diese auf Karajewsk zurück zu drän gen. Die Lag« für die Tschechen ist kritisch geworden und sie warten auf die Hilfe der Alliierten. Deutschfreundliche Strömungen in Rußland. We über Helsingfors aus Petersburg gemeldet wird, erörtern die russischen Zeitungen ernstlich die Notwen digkeit, die Verträge mit den Berbandsmächten durchzusehen und äffen dm Wunsch auszusprechen, mit Deutschland einen Bündnisvertrag zu schließen. Rege Artillerietätigkeit an der italienischen Front. Men, 2. IM. (W. T B.) «mkvch wird verlautbart: Vie «rlillerietätigkeit ist an der ganzen ttttllenischen Front sehr rege. Sie steigerte sich heute früh zwischen Brenta und Piave und an der unteren Piave zu namhafter Stärke. Größere Infanterie-ktampfhan-lungm find gestern tagsüber nnkerdfiehen. ver Chef de, G«aeralstad,. Das Siedelungs-Land. Kurland mit seinen weiten Landstrichen reizte seit Be ginn des Krieges immer wieder und die Verfechter eines größeren Deutschlands sahen gerade in Kurland die Mög lichkeit, dort viele Tausende von Siedelungen zu schassen. Die Kurländische Zukunft ist nun freilich noch nicht gelöst, aber eines der Kriegsziele, das sich fernhält von jedem An- nexionismus: die Siedelungssrage, ist jetzt auf dem Verord nungswege (siehe Beiblatt unserer gestrigen Nummer) ohne besondere Schwierig ketten, wie etwa? Selbstverständliches zur Tat geworden. Gewiß war man im ersten Augenblick überrascht, zu hören, daß unsere Oberste Heeresleitung ein fach Äekredierte: -ie Großen haben ein Drittel ihres Landes zu Siedelungszwecken herzugeben. Aber die Aufklärung, die über diese Verordnung gegeben wird, läßt erkennen, daß «richt nur die Kompetenz nicht verletzt worden ist, sondern hier der allein zuständige Weg beschritten wurde, eine Frage von Wichtigkeit schnell und durchgreifend zu regeln. Die Rittergutsbesitzer Kurlands selbst waren es, die sich zu dem Opfer bereit erklärten, ein Teil ihres Landes zu Siedelungszwecken herzugeben. Wie sollte die Angelegen heit nun anders geregelt werden, als durch Deutschland, und da di« deutsche Regierung nach Lage der Sache nicht berech tigt ist, in Kurland Verordnungen zu erlassen, so griff die Heeresleitung ein, die immer noch die Befugnis hat, im be setzten Gebiet Bestimmungen zu treffen. Und die Verord nung Hindenburgs muß in ihrer Gründlichkeit allseitig Zu stimmung finden. Sie entspricht nicht nur dem Wunsche der Kurländer, sondern dem Wunsche der weiten deutschen Volksschichten, sie entspricht daneben der Gerechtigkeit und zeigt den Weitblick dessen, der nicht nur daran denkt, Feinde zu schlagn und Feindes gut zu vernichten, sondern auch auf- zubäuen und Friedensarbeit einzuleiten. Deutsche Siege haben Kurland von der Zarenknute be freit, vor der weiteren Knechtschaft und vom russischen Joch gerettet. Deutsche Siege haben dem Kurland, wie ja allen Randstaaten, neu« Lsbensbedingungen gegeben und Bürger und Bauer freudige Ausblicke in die Zukunft tuen lassm. Grund und Boden ist im Preise gestiegen und eine Siede- lung daher, wie sie bisher immer allen in Deutschland vor schwebte, wäre wirklich kostspielig geworden. Und darin liegt das Opfer, daß der kurländische Grundbesitz nicht -en gesteigerten Boden berechnen will, sondern sich bereit erklärt hat, ihn zu dem alten Friedenspreise abzutreten. Hinden burg sagt in seiner Verordnung nicht mit Unrecht, daß das Schwort nicht für die kleine Zahl der Großkapitalisten ge sorgt hat, diesen Grund und Gelegenheit geben wollte, sich an dem gesteigerten Boden und Grundpreis zu bereichern, sottdern der breiten Volksschicht das Errungene zum Vorteil werden muß. Große Ländereien werden vielen kleinen An siedlern selbständige Existenzmöglichkeiten bietens sie unab hängig machen und sie „heimsest« und heimfrohe Staats bürger" werden lassen. Hindenburg ist ein Mann der Mit- telstandspolttik. Das ersieht man aus seinem Erlaß. Der Nein« Mann liegt ihm am Herzen, der, auf den das Vater land bauen muß, der gesund sein muß an Geist und Seele, der sich frei und wohl fühlen soll. Manche Mittelstands politiker könnten von diesem Heerführer lernen; daß Worte allein nichts machen und eine Tat, wenn sie auch (im Grund genommen) eine Tat der Macht ist, immerhin und vielfach nützlicher wirken kann. Hindenburg gibt vielen Kriegern Heim und Scholle, deutscher „Barbarismus" beweist wieder einmal, daß, während an einer Front noch das blutige Hand werk des Krieges geübt wird, an der anderen dem Frieden Tor und Tür geöffnet wird. Es ist eine friedliche Eroberung Kurlands, die sich so anbahnen wird und mag nun die kurländische Frage gelöst werden, wie sie will, ein« Gewißheit haben wir: dort woh nen Deutsche, die deutsch sein wollen, dort wohnen jene, die dem deutschen Reich aus Dankbarkeit Opfer bringen wollten und jetzt bringen werden und dort werden Deutsche Mit kämpfer und Befreier des Landes ihr« Heimat aufschlagen wch das Baftd unzerreißbar machen, daß Kurland mit dem deutschen Reich trotz aller russischer Anfeindungen und Un terdrückung Jahrhunderte hindurch in Not und Gefahr zu sammenhielt.