14 Stelle den Sinn geben, daß jede Kunst und Wissenschaft zu achten und im Dienste des Herrn zu gebrauchen sei. Wo hat jemals die Welt eindringlichere und beredtere Zeugnisse für die Nothwendigkeit steten Fortschreitens im Wissen und Streben gehört als in solchen Worten der Schrift? Und eben darum ist das Christcuthum recht eigentlich wie die Religion, so auch die Pädagogik des Fortschrittes in des Wortes bestem Sinn. Sollen wir noch an die Reformatoren erinnern, die zugleich Männer gelehrten Wissens und muthigcr That waren, die jede Kunst gern sahen im Dienste Deß, der auch die Künste geschaffen, und von denen der Eine gefeiert ward als der Lehrmeister des deutschen Volkes? Oder an die einfache geschichtliche Thatsache, daß Kunst und Wissen schaft überall da aufblühte, wo das Evangelium verkündet und an genommen ward? Hat nicht gerade die Reformation mit der Wie derherstellung des reinen Evangeliums zugleich einen Volks- und Ju gendunterricht geschaffen, wie ihn die gebildetsten Völker der Heiden welt nie gekannt haben? So zerfällt die Anklage in sich selbst, als ob der christliche Glaube dem vorwärts strebenden Forschen und Schaffen des menschlichen Geistes hemmend entgegentrete. So euch der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. Joh. 8. 8«. Aber wird denn Wissen und Streben des Geistes nicht unfrei, wenn es an das Wort der Schrift gebunden ist? So lautet eine andere Frage, die von vielen Seiten und doch mit Unrecht bejaht worden ist. Freiheit ist die allgemeine und doch selten recht verstandene For derung unserer Zeit. Und insonderheit für Forschen und Glauben verlangt man ungehemmte Bewegung und Aussprache und bezeichnet jedes Ausstellen bindender Normen als Gewissenszwang und Geistes-