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Der sächsische Erzähler : 31.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-191810311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19181031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19181031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-31
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 31.10.1918
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denken, deren schlanke, fugendschöne Gestatt mit der u chtn, edlen Rundung der Linien ihn so ost entzückt hatte. N««« «s «Ler Welt. — Tr«u- OMeea-»», zwei junge Männer au» SN e r. stein in Hessen, sind bei den kitten Kämpfen imWeste» gefallen. Ne waren in seltener Weis« durch ein gleiche» Lebensschicksal miteinander in edler Freundschaft verbunden, Der Unteroffizier Jakob Bülkner und der Gefreite Fried» rich Hock waren von gleichem Alter, sahen zusammen j» der Schule, rückten am gleichen Tage zum Militär ein, ämpften 40 Monate hindurch Seite an Seite und fiele» Seite an Seite als treue Kameraden im Alter von 24 Jab. ren. Wie sie ein gemeinsames Grab gefunden haben, so > linden jetzt auch ihre Hinterbliebenen in einer gemeinsame» Todesanzeige ihren Heldentod als treu« Kameraden an. Tochter Ellen dal. Ellen war ihm mit glückstrahlenden Augen entgegongeflogen, auch er ^mutzte eine glückliche Miene zur Schau tragen. Hatte er sich doch schon lange Zeit Ellen gegenüber als sehnsüchtiger Liebhaber ausgespielt. Heimlich bewarb er sich sthon lange um die reiche Erbin. Während er den glücklichen Bräutigam spielen mußte, verglich er immer wieder Ellen mit Felicitas. Wie unschön und reizlos erschien ihm Men mit dem Nassen, schmalen Gesicht, Mit der lang aufgeschossenen Gestalt, deren eckige Linien auch von der kostbaren, duftigen Robe nicht ganz verhüllt werden konnten. Und Mens blaßblauen Augen — wie ausdruckslos erschienen sie ihm, wenn er an die stolz und zärtlich strahlenden Sterne dachte, die ihn bisher stets so leuchtend begrüßt hatten. Wohl sahen ihn auch Mens Augen liebevoll und göttlich an, aber sie weckten kein Echo in seiner Brust. Als er Ellen in seinen Armen hielt, mußte er an Fee " " " " " wei- A«« Sachse». Dresden, 30. Oktober. Dreiste Schwindler. 1445 Kilo gramm Blankleder im Wette von 14450 -4t erschwindelten sich 2 Unbekannte mit einem gefälschten Bestellschein der Feldzeugmeisterei Dresdens Sie erschienen mit einem ein» spännigen Tafelwagen in der MateriMenverwaltungs- zweigstelle in der Friedrichstraße und forderten unter Dar legung dieses Scheines im Auftrage der Firma Ernst Sie gemund in der Neustadt die Übergabe des Leders. Zunächst vermochten die Betrüger nur 1445 Kilogramm Leder autzu- laden, weil das Pferd außerstande war, eine größere Last wegzubttngen. Erst am 23. Oktober, als die berechtigte Firma Siegemund das Leder abholen lassen wollte, wurde der Bettug bemerkt. Johanngeorgenstadt, 30. Oktober. Hier ist Schneefall eingetreten. — Die Gnppe tritt auch hier verheeren- auf, weshalb die Schule geschlossen wurde. > Leipzig, 30. Oktober. Der Radfahrer mit dem Schwein im Tragkorb. Während einer kurzen, nur einige Minuten währenden Abwesenheit der Eigentümerin eines kleinen Anwesens in Kleinbardar hat. vor einigen Tagen früh ^.7 Uhr ein Radfahrer das Grundstück betteten und dort ein et wa 35 Pfund schweres Schwein gestohlen. Mit diesem in einem Tragkorb, auf dem Rücken ist er dann später an ver schiedenen Orten an der Landstraße nach Leipzig zufahrend gesehen worden. Der freche Dieb konnte ngch nicht ermit telt werden. Gefangenschaft hetmgekehtten.Kameraden dank ich den Hohen Vertretern der König« von Bayern und Sac^enfür wollen wir leraden sagen, wie ost wir gebeten haben, daß uns da» teure Vaterland in seiner alten Größe erhalten bleibt. Auch den Arbeitern daheim wollen wir sagen, daß sie nicht kleinmütig werden dürfen. Ehe wir Frankreich verliehen, sahen wir, wie sie drüben ihr« Kriegsanleihe mit dem Schlagwort propagier ten: Wir haben sie! Nein sie haben uns nicht! Wir «ollen alles daran setzen, daß Deutschland ehrenvoll aus diesem Dülkerringen hervorgehe. Bekräftigt das, in dem Ihr mit mir in dar Lied einstimmt: „Deutschland, über alles!" Wie ein Lhoral braust der Sang durch den altehrwür- digen Saal, der in Hellem Lichterglanz erstrahlte. Der wun dervolle Raum, die langen Reihen der Heimgekehrten, deren Gesichter «ine deutliche Sprache schwerer seelischer und kör» perlicher Strapazen roden, die Anwesenheit der Kgl. Ver treter und der Generalität und der Gesang unserer Natio nalhymne in dieser Stunde — dies alles hinterläßts in seiner Gesamtheit einen tiefen Eindruck, der sich nicht schildern läßt. — Prinz Johann Georg begibt sich nun noch zu den Heimgekehrten Sachsen und zieht jeden Einzelnen ins Ge spräch. Es sind meistens Erzgebirger, Vogtländer und eini ge Lausitzer, die prompt auf alle Fragen Antwort geben, und immer wieder versichern, wie sehr sie sich freuen, end lich wieder deutschen Boden unter den Füßen zu haben. — Nach dem Akt im Konsiliumhaus wird der Marsch zur Ka serne angetreten, wobei sich die -herzliche Begrüßung durch die Einwohnerschaft von Konstanz wiederholt, über den Aufenthalt und der Austauschstation und einiges andere; was datnit in Verbindung steht, soll in einenk der nächsten Aufsätze berichtet werden. (preuß. Lausitz) abgefaßt. Auf einem großen Mäbeltrans» pottwagen, der vom Rittergut Sproitz kam, fand die PM» -ei, al» sie sich etwa» eingehender mit dem Inhalt de» Wa tens beschäftigte, mehrere große Kisten, deren Oberschicht Tomaten darstellten. Aber unten silgsin Eier in Hülle und Fülle. Es waren ungefähr 1200 Stuck, die den Berliner» zugute kommen sollten. Auf dem Möbelwagen wurden außerdem noch große Mengen verschiedener anderer Lebens- mittel vorgefunoen. — Mttter eine siöpenlckiade. Am Freitag erschien in Tangermünde in der Behausung des Ottssteuoreinnehnwrs Schulz, der mit seiner Frau auf dem Felde war, ein Man» in der Uniform eine« Feldwebels und fragte die 10jährige Tochter, wo der Vater da» Geld habe, er müsse es holen. Das Kind verriet ihm in seiner Unbefangenheit den Aufent- Haltsort, und über 2000 -4t in bar, der Gemeinde gehörig, owi« verschieden« 1000 -4t in Kriegsanleihestücken steten rein Gauner kn die Hände. Bis jetzt hat man noch keine Spur von ihm. . — Die „Arbeitsweise" Berliner Bauernfänger, vor einigen Tagen traf ein Landwirt aus der Provinz auf dem Potsdamer Bahnhof in Bersin ein um auf dem Magervieh hof ein Pferd zu kaufen. Ein „Feldgrauer" hörte, daß er nach einer Fahrgelegenheit fragte, und schloß sich ihm an, weil er die glesche Absicht habe. Er führte VM Lmwman» nach der Untergrundbahn, fuhr ein Stück Weges mit ihm Und erzählte, daß er erst noch den „Landwirtschastsdirektor von Genthin aufsuchen wollte, der ihm ein Pferd versprochen habe. Plötzlich trafen sie ihn. Beide gingttr auf diesen Herrn zu und der Feldgraue erinnerte ihn an das verspro chen« Pferd. Der „Direktor" aber, fauchte ihn »sicht schlecht an. „Sie wissen doch," so wies er ihn ab, ,chaß ich Ihn«» kein Pferd gebe, wenn Sie-nicht allein kommenl" Der Feldgraue erwiderte gang geknickt, sein Begleiter sei ein. Verwandter, dem er gern vielleicht gleich mithelfen möchte. „Lassen Sie den Mann herankommin," befahl der Direk-, tor, aber er fügte noch hall» unwirsch hinzu, daß er nur wenig. Zeit habe, weil er zum Herrn Minister rNüffe. Ent- gegen kommend verkaufte er noch rasch die beiden Pferd«, jedes für 2000 Mark, strich von jedem Käufer das Geld ein, von dem einen natürlich in Blüten, von dem anderen aber in guten Kassenscheinen, ließ sich den Zusendungsort sagen, unterschrieb die Quittungen mit „Landwittschaftsdirektvr Wolff, Genthin", schrieb hinzu: „Im Falle nicht gefallen, Pferd und Geld zurück", empfahl sich und eilte zuM Herr» Minister. In der nächsten Straße verschwand auch der Feldgraue, ursi» jetzt wußte der LaMvitt, mit wem er es zu tun gehabt hatte. — Fünfzehn Frauen bestohlen. Auf dem Bahnhof i» Hannover konnte mau eine Menge jammernder Frauen beobachten. Sie waren sämtlich bestohkem Es wurden nicht nur eine Menge Taschendiebstähle ausgeführt, sonder» auch vielfach achtlos getragene Handtaschen ganz oder dem Inhalt nach gestohlen. Mindestens 15 Frauen beklagten er hebliche Verluste. Den meisten fehlten di» Handtaschen mit dem zum Teil sehr wertvollen Inhalt. Die Taschen waren abgekniffen und abgeschnitten, aber mit einer Schnelligkeit, die geradezu staunenerregend ist. — Deserteure als Mörder und Brandstifter. Eine Anzahl von Deserteuren hat in dem Dorfe Mitteregg in Steiermark das Anwesen des Besitzers Mioterhuftr überfallen. Der Bauer, seine Frau, di« Schwester der Bäuerin sowie der«» beide Söhne und eine Tagelöhnerin wurden auf rohe Art ermordet und das Haus aus^eplündett. Die Mörder sind unerkannt geflüchtet. Sie hätten noch die Unverfrorenheft in Gegenwart ihrer Opfer sich im Haus« ein« Eierspreise zu bereften. — Die Gardinenskange als Sparkasse. Ungewöhnlich große Beute machte ein Wohnungseinbrecher in der Pückler- straße in Bersin. Hier hatte ein Strahenhändler feine Er sparnisse von 23 000 -4l, statt sie in Kriegsanleihe zinsbar und sicher anzuregen, in die Höhlung einer MMnggardinen- stange gesteckt, well er sie dort wohl für besser geborgen > hielt, wenn sie auch nichts etnbrachten. „ Er erlebte eine arge Enttäuschung. Am Hellen Tage, um die Mittagszeit, brach ein Dieb bet ihm ein. Wahrscheinlich hatte es der Einbrecher nur auf Wettsachen abgesehen, denn von dem orborgenem Schatze wußte außer dem Händler niemand et was. An Sachen schienen ihm auch die Gardinen beson ders mitnehmenswert. Ms er sie Mm abnahm, schob er die beweglichen Teile der aus mehreren Stücken bestehenden Messingstange zusammen, und so kam der Schatz zutage. Der Einbrecher steckte dm Unerwarteten Fund ein, begnügte sich ab«r damit nicht, sondern nahm auch für 17 000 Mark Sachen aller Art Mit. AM die Wiederbeschaffung des ge stohlenen Gutes hat der Bestohlen« ein? Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. — Ein frecher Diebesstreich wurde in Schlaurotb bei Görlitz verübt. Auf einem Felde -es Dominiums stand ein Wagen mit Kartoffeln. Abends kam ein Einspänner aus Görsitz, dessen Lenker auf Has Feld fuhr und die gesamte Ladung Kartoffeln -auf seinen Wagen lud und damit davon ¬ fuhr. Der unbefugte Kattoffolversorger konnte noch nicht ermittelt werden. — Für SO 000 -4t Kleidungsstücke gestohlen. Aus dem Kinder- und Mädchenkkidergeschäst der Mrma Reinhard Luchtenberg in der Neuen Rotzsttiaß« in Berlin sind von! den Einbrechern Kleider im Werte von 80000 -41 gestohlen worden. Die Täter konnten noch nicht festgestellt werden. — Bei der 'Verhaftung erschossen. Am Sonntag vor mittag wollt« ein chutzmann in Schöneberg den fahnenflüchtigen Sanftäts eitm Katt Meyer verhaften. Der Soldat setzte sich zur ! und schlug auf -en Beamten ein. Dieser hatte liektten Dienstrevokoer gezogen, -er sich bei dem Kampf entlud. Das Geschoß drang dem Soldaten in den Unterleib und verletzte ihn so schwer, daß er kurz da- nach verstarb. stimmige» Hurra, der dort versammelten Menschenmenge. ' Rur kurz ist der Weg bi» -um altehrwürdigen Konziliums- ------- ---- .- gebäude. In dessen bildergeschmücktem Sitzungssaal, indem den herzlichen Empfang, der un» hier zuteil wird, sich im Laufe der Jahrhundert« manch bedeutende» Stück land darf nicht untergehen! Diese» Bewußtsein r deutscher Geschichte abspielte, in welchem Kaiser, Könige, mit in die Heimat nehmen und dort deü KaMera Kurfürsten, Fürsten und Bijchöse zu Rat und Gericht saßen, wie oft wir aebeten baden, daß uns da» teure findet -er offizielle Empfang der heimgekehrten deutschen Kriegsgefangenen statt. Die 750 Mann sind in einem offenen Rechteck aufgestellt. Vor dem Podium haben die Offiziere und Ehrengäste Platz ge nommen. Zunächst tritt Prinz Alfons vor, und entbietet den Heimgekehrten im Namen und im Auftrag des Königs von Bayern den Gruß -er Heimat. Er gedenkt der treuen Soldatenpflicht, in der die vor ihm Stehenden alles daran setzten, um deutsche Städte und Ortschaften vor feindlicher Zerstörung zu bewahren. Der Redner gibt aber auch der Hoffnung Ausdruck, daß die Soldaten gut patriotisch gesinnt heimkehren und in ernster Zeit ihre Soldatentreue dem Va terlande bewahren. Weiter dankt der Prinz der Schweiz, die sich in menschenfreundlicher Weise unserer Gefangenen annahm, und -em gastlichen Großherzogtum Baden. Ein dreifaches Hurra auf Seine Majestät den Kaiser und die deutschen Bundesfürsten beendet die Ansprache. Von Ge neralleutnant Exz. Kreise, dem Kommandeur der Aus tauschstation, wird hierauf «in Begrüßungstelegrämm des Kaisers verlesen. Nunmehr tritt Des König!. Hoheit Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, vor die Versam melten und wendet sich an sie mit etwa folgender Ansprache: Kameraden! Ich habe den Auftrag, Sie im Na men Sr. Mas. des Königs von Sachsen, meines Königlichen Bruders, bei Ihrer Heimkehr ins deutsche Vaterland will kommen zu heißen. Was Sie in langen Kämpfen, mit Ihrem Blut und auf langem Krankenlag«r der. Heimat geopfert haben, dafür kann Ihnen Deutschland nicht genug Dank sagen. Von dem, was hinter Ihnen liegt, wollen Sie sich nun in der Heimat, bei Verwandten und Freunden erholen. Freilich hatten wir gehofft, daß diese Heimkehr unter dem strahlenden Lichte des Sieges stattfinden würde. Aber Deutschland steht jetzt unter einer schwarzen Wolke. Doch wollen wir den Mut nicht sinken lassen! Cm Jeder muß den Sieg und die Hilfe von Gott, dem Allmächtigen und Allgüti gen, der das deutsche Volk so beschützt hat, täglich inständig erflehen. In der Erwartung, daß nun jeder daheim das Seine tut und mit dem Wunsche für Ihr Wohlergehen, heiße ich Sie im Namen des Königs willkommen. Die aus tiefstem Empfinden heraus gesprochenen Worte haben sicher alle Herzen getroffen. Eine große Bewegung geht durch die Versammelten. Der Generaladjutant Seiner Kgl. Hoheit des Grobherzogs von Baden, General der In fanterie v. Dürr, begrüßt im Auftrag des Großherzogs die Angekommenen und teilt mit, daß von der Großher zogin-Mutter Luise, der Kaiserin, dem Deutschen Kronprin- zen und allen Regenten der deutschen Bundesstaaten, ferner von den Hansastädten und dem Statthalter von Elsatz- Lothringen Begrüßungstelegramme eingegangen seien. Zuletzt tritt aus der Mitte der Heimgekehrten einer her vor, dessen Stimmung und Zuversicht auch eine vierjährig« Gefangenschaft nicht brechen konnte. Es ist der Vizefeldwebel Franke vom Reserve-Jnfanterie-Reqiment Nr. 35. Mit lauter Stimme erwidert er auf die Begrüßungsreden fol gendes: „Im Namen meiner hier versammelten aus langer bloß und niedergedrückt, eine Beute des Kummers. Zu sei ner eigenen Qual mußte er daran denken, wie lieb und zärtlich sie sich vorhin an ihn geschmiegt hatte. Es war wirk lich nicht leicht gewesen, sich von ihr zu lösen. Aber es ging doch nicht anders. > Unmöglich konnte er solch eines Gefüh les wegen seine ganze Zukunft aufs Spiel setzen. Nein, es war besser so — sie würde ja auch eines Tages darüber Hin wegkommen, wenn sie jetzt auch um ihn leiden mußte. Daß sie das tat, schmeichelte gar noch seiner Eitelkeit; er wünschte durchaus nicht, daß ihre Liebe zu ihm vergehen sdllte. In diese Gedanken hinein war Fee dann stolz und kalt am Arme Hans Ritters vor ihm aufgetaucht, über ihn hin wegsehend, wie über »men Fremden. Dann hatte der Hof rat die Verlobung seiner Nichte mit Ritter proklamiert, und Harry Forst war aus der Gesellschaft geflohen wie ein Ver- fthmter. Er konnte es nicht fassen, daß Fee ihm so schnell einen Nachfolger gegeben hatte, vermochte nicht zu überwinden, daß aus ihren Augen das stolze, zärtliche Leuchten ver schwunden war, mit dem sie ihn stets begrüßt hatte. Er kam sich plötzlich so arm vor, als habe er einen köstlichen Scl)otz für immer verloren. Planlos war er draußen lange Zeit in der kalten Win ternacht umhergelaufen, und sein« Gedanken hotten sich nicht von Fee trennen können. War es denn möglich, daß sie sich in derselben Stunde, in der er sich von ihr getrennt, einem anderen zu eigen gab? Konnte sie sich so schnell über seinen Verlust Hinwegsetzen.? War ihre so oft gezeigte Liebe mit einem Schlage vernich tet gewesen? War Frauenliebe nicht stärker und tiefer? Oder hatte sie sich Ritter nur anverlobt, in der Verzweiflung um seinen Verlust — oder weil sie einsah, daß es vernünf tiger war, wenn auch sie einem reichen Freier Gehör gab? Er fand es plötzlich gar nicht mehr so wünschenswett, daß sie vernünftig war. Es quälte ihn, daß ein anderer nun ein Recht an sie hatte. Ob Ritter chon lange seine Augen begehrlich auf ihr hatte ruhen lassen? Ach — schön genug war sie, einen Mann um den Verstand zu bringen. Nun würde sie sich von -em anderen küssen, würde sich von ihm umfassen las sen müssen — gleichviel, ob sie es- wünschte oder nicht. - . . Und das weckte ein Gefühl heißer Eifersucht in ihm. Er «">env. wollte nicht, daß sie einem anderen gehörte. Was er für- - , , sich selbst als Recht in Anspruch nahm, das gestand er Fee entschieden mehr Sensation hervorgerufen, als dib Forsts nicht zu. Wenn er ihr auch die Treue gebrochen hatte — sie mit Ellen Volkmer. Fee hätte von vielen Seitett lächeln sollte sie halten i behaupten, daß man schon langst die Verlobung Forsts mit So war durch Felicitas Verlobung sein ganzes Wesen Ellen vorausgesehen hatte. Jeder wollte es an irgend in Aufruhr gekommen und in diesem Aufruhr der Gefühle emem Zeichen gesehen haben — nur Felicitas hatte nt« et- flammte vvn neuöm aus, was sr niedergezwungen hatte in was bemerkt, was ihren Argwohn hatte erregen können, seinem Herzen: die Liebe zu Fee. Es war auch jetzt keine Erstens h«ttte si e wahrMd des Trmwrjahres sehr zurückae- rttne echte Liebte, sondern eher ein eifersüchtiges Begehren, zogen gelebt un- dann erfahren die Beteiligten solche Reuig» -as aber doch sein ganzes Herz erfüllte. ketten immer zuletzt. Jedenfalls war er in keiner beneidenswerten Stirn- mung, als er am nächsten Tage vor dem Kommerzienrat (yoryeyung folgt.) Volkmer stäub und ihn in aller Form um die Hand seiner Nein — Harry Forst war als Bettobter Ellen Volk mers durchaus nicht so glücklich und zufrieden, wie er ge hofft hatte, trotzdem sein Schwiegervater ihn schwindeln höhe Zahlen nannte, als in dessen Arbeitszimmer die pe kuniäre Frage zwischen beiden Herum erledigt wurde. Als er dann am Abend das im festlichen Glanz erstrah lende Haus seiner Schwiegereltern betrat und Ellen ihm, trotz ihrer äußerst kostbaren und geschmackvollen Toilette, so unschön erschien, da kostete es ihn direkt Überwindung, ihr dm Tribut an Zärtlichkeiten, dm sie glückstrahlend einfor derte, zu zahlen. Etwas wie Widerwille gegen dieses kraftlose, hagere und reizlos« Mädchen stieg in ihm auf und ihre offen zur Schau getragene Glückseligkeit machte ihn ganz nervös. Das wurde noch schlimmer, als Fe« am Arme Ritters den herrlich geschmückten Saal betrat. Wie eine junge Kö nigin, stolz und schön, , von unbeschreiblichem Liebreh um flossen, schritt sis an der Seite ihres Verlobten dahin.. Ein wenig bleich sah sie aus und die Augen blickten stolz und kalt, mit einem etwas müden Glanz, aber nie war sie Harry Forst so sinnverwirrend schön erschienen, wie an diesem Hans Ritters Verlobung mit Felicitas Wendland hatte
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