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Kummer 2SS Donnerstag,^ L. Oktober 1S18. 73. Jahrgang DerSächWeLrzäßler Mschofswerdarr Tagevlatt Wöchentliche Beilagen: Der Sächsische Landwirt nnd Sonntags-Unterhaltnngsblatt ljckhrlich Mk. L85 tungen — hat drr Bezieher Leinen Anspruch auf Lieferung oder die 3gespaltene Zeile SV Nachlieferung der. Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. n»trd keine Gewähr Völliger Zerfall Oesterreich-Ungarns der Erscheint seit 1846. Fernsprecher Nr. 22. Mengewehren und Bajonetten zurückge- eine große Anzahl Tote und verwundete. !rn noch fort. Nähere Details fehlen. Die ihnen die Abzeichen nicht herunter zu reißen. Ferner hat der Nationalrat beschlossen!, daß inen keine Kohle ausgeführt 7 ' Gegenstände des täglichen Bedarfs, solange der Bedarf der einheimischen Bevölkere " Eisenbahnverkehr ist dur^ folgendes bekanntgDgeben worden: Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtratss zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Gemeinde* Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Blosse lag. Drr Br« verbandsgirokafi« Bischofswerda Konto Nr. »4. . odrr drren Raum 30 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg. Im Z bet Abholung Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgei ' mg -in» Hau« Störung des Betriebe» der Zeitung «der der Befördern, alle Abzeichen des gewesenen österreichischen Staates ent fernen. Alle Sendungen in Wagenladungen und (alle Stückgüter befördern. Nach Wien und noch Deutschland sofort alles aufhalten. Nach Prag ist der Verkehr tele graphisch anzumelden wegen Disposition durch den Na tionalrat. Der Verkehr im Jnlaiid ist ohne Unterbre chung im guten Zustande zu erhalten. Es lebe der tschecho-slowakische Staat! Na zdar!" Das erste Gesetz des tschechischen Nationalrates, das vom tschecho-slowakischen Preßbureau verbreitet wird, hat folgenden Wortlaut: Am 28. Oktober 1918 ist der selbständige Staat ins Leben getreten, um di« Kontinuität der bisherigen Rechts ordnung mit dem neuen Zustande aufrechtzuerhalten und Wirren zu vermeiden und den ungestörten Übergang zu dem neuen staatlichen Leben zu regeln. Der Nationalrat ordnet namens des tschechischen Vol kes als Vollzugsauschuß der staatlichen Hoheit-gervalt an: 1. Die staatliche Form wird bestimmt von der Na- tionolversamlung in Gemeinschaft mit dem tschechoslowa kischen Nationalrat in Paris als Organen des Volkswrl- lens. Bis dahm übt die staatliche Oberhoheit innerhalb des Staates der Nationalrat. 2. Alle bisherigen Landes- und Roichsgesetze, sowie Verordnungen bleiben provisorisch in Geltung.' 3. Alle autonomen, staatlichen, Bezirks-, Gau- und Gemeinde-Anstalten find dem Nationalausschuß unter stellt und amtieren provisorisch nach den bisherigen gel tenden Gesetzen und Verordnungen. 4. Das Gesetz tritt am heutigen Tage in Kraft. 5. Das Präsidium des Nationalrats wird mit Durchführung beauftragt. Gegeben in Prag, am 28. Oktober 1918. Anton Swehla. Dr. Striberny. Dr. Soukup. Dr. Wawra. Dr. Rwsin. Sraubar. Die weitere Entwicklung in Prag. Gestern Dienstag war in Prag Nationalfeiertag. Die Arbeit ruht«. Unter der Abfingung von Nationalliedern wurden Massen Umzüge veranstaltet, bei denen Offiziere und Soldaten, mit den tschecho-flowakischen Farben geschmückt, den Vortritt hatten. Bei den deutschen Firmen waren die Geschäftsschilder während der Nacht entweder überklebt oder Mt Farbe überstrichen worden. Bilder von Wilson und Masaryk (der in Amerika weilt) fanden reißend Absatz. Heute Mittwoch soll die Arbeit wieder ausgenommen wer- den. Eine Versammlung von tschechischen Offizieren und Sol daten, die gestern früh in Präg stattfand, beschloß, dem zur Verfügung zu stellen. slowakischer Militärausschuß wird die isungen erteilen. Die Übergabe der Polizeidirektion an den tschechischen — Wie weiter aus einem Anschlag in der Bahnhofshalle zu ersehen ist, verkehren von gestern ab auch die Personen züge 228 und 224 zwischen Prag und Bodenbach nicht mehr. — Ob es sich bei alledem nur um vorübergehende Maßnah men oder solche aus längere Zeit handelt, läßt sich noch nicht sagen. Umsturz, auch in Kroatien und Slawonien! Aus Agram wird gemeldet: Der Nationalrat veröf fentlicht folgende Mitteilung: . - Der.Militärkommandant General Nijaric und der Land- wehr-DistriktskoMmandant Feldmarschall-LeUtnant Mihailo- vic haben sich mit der gesamten bewaffneten Macht dem Na tionalrat zur Verfügung gestellt und erklärt, daß sie dessen Anordnungen bedingungslos entsprechen werden. Die ge samte in Agram befindliche Landwehrmannschaft wurde auf den Nationalrat vereidigt. Die Unruhen im slawonischen Gebiet« greifen immer mehr um sich. Banden von Deserteuren, die dem soge nannten grünen Kader angehören, plündern die Dörfer und zünden sie an. Verschiedene Orte, wie Basic, pozsega und Gjurgevac, stehen in Flammen. Unruhen in Budapest. Budapest, 29. Oktober. (Priv.-Tel.) Montag abend 9 Uhr fand eine von der Karolyi-Partei in Szene gesetzte Ver sammlung statt. Man beschloß, nach Ofen zu ziehen, um dem Erzherzog Josef die Bitte vorzutragen, Karolyi zum Ministerpräsidenten zu ernennen. Zwei militärische Kor dons wurden von der Menge durchbrochen. Beim dritten Kordon bei der Kettenbrücke, die nach Ofen führt, fand ein heftiger Zusammenstoß statt. Die Menge wurde mit Ge. wehrfeuer, Maschinengewehren und Bajonetten zurückge drängt. Es gab eine große Anzahl Tote und Verwundete. Die Kämpfe dauern noch fort. Nähere Details fehlen. Die republikanische Bewegung gewinnt immer mehr die Ober hand und man hat einen allgemeinen Arbeiteraufstand zu erwarten. Der Ententefreund Karolyt wird Ministerpräsident. Budapest, 29. Oktober. (W. T. B.) Nach Blättermel dungen ist die Betrauung des Grafen Michael Karolyi mit der Kabinettsbildung, die gestern fallen gelassen worden ist, wieder in den Vordergrund gerückt. Es wird mit Karolyi , auf der Grundlage verhandelt, daß in sein Kabinett drei Mitglieder ausgenommen werden, die entweder neutrale Fachmänner sind oder anderen Parteien angehören. Es ist nicht ausgeschlossen, daß noch im Laufe des heutigen Tages die Anerkennung der neuen Regierung erfolgen wird. Die Lage der Deutsch-Böhmen. Die Lage der Deutsch-Böhmen ist noch völlig unge klärt. Für gestern Dienstag nachmittag 5 Uhr war eine Vollversammlung der Reichsratsabgeordneten aus Deutsch- Böhmen nach dem niederösterreichischen Landhaus« in Wien einberufen worben. Auf der Tagesordnung stand die Be schlußfassung übar die Konstituierung Deutsch-Böhmens. In der „Reichenberger Zeitung" wird betont, daß für Deutsch- Böhmen die deutsch-böhmische Nationalversammlung das Selbstbestimmungsrecht ausübt. Ihre Beschlüsse und nur diese seien maßgebend für das Verhalten der im deutschen Teile Böhmens wirkenden Behörden und Ämter. Da die Tschechen ihre Herrschaft auch auf den deutscher: Teil des Böhmerlandes ausgedehnt wissen wollen, so muß es zwischen ihnen und den Deutschen zu schweren Kämpfen kommen, die möglicherweise nicht so unblutig verlaufen, rvie di« Bildung des tschecho-flowakischen Staates in Prag sich vollzogen hat. Der deutsch-böhmische Dölksrat für de« Anschluß a« das Deutsche Reich. Men, 28. Oktober. (W. T. B.) In Aussig fand «kn« Vertrauensmännerversammlung des deutschen Volksrates tn Böhmen statt, di« sich für den Anschluß Doutsch-Böhmens an das Deutsche Reich ausfprach und an di« deutsche Na- tionalversammlung in Wien eine Kundgebung -richtete, wo- Geschäftsstelle: Bischofswerda, Altmarkt IS. Erscheint jeden Werktag abend« für drn folgenden Tag. Drr Be- Mgsprrt« ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen l in der Geschäftsstelle monatlich SO Pfg., bei Zustellung monatlich 1 Mk.; durch die Poft bezogen viertelf ohne Austellungsgedühr. ... „ Text, teil (Zlm. Moffe 17) 60 Pfg. die 3gespaltene Zeile. Bei Wieder holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen ' " ' " ", '7 73 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Plätze «währ geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Ausrufung des tschecho-flowakischen Staates. Der bisherig« österreichisch-ungarische Staat befindet sich in voller Auflösung Wahrend in Budapest ein „Natio nalrat" eingesetzt worden ist, der einem „Arbeiter- und Sol- datenrät" verzweifelt ähnlich sieht, hat am Sonntag und Moütag in Prag «in unblutiger Umsturz der bisherigen Landesverwaltung ein Ende gesetzt. Der tschecho-flowaki- iche Nationalrat Hat di« Leitung der Geschäfte der Statthal- terei und der bisherigen Lündesverwaltungskommifsion j übernommen, der Statthalter Graf Coudenhooe hat das Feld geräumt und auch di« militärische Gewalt, von Prag wurde den neuen Machchabern freiwillig übergebend Die aufgefahrenen, Maschinengewehre traten nicht in Tätigkeit und di« zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgebotenen Truppen rückten Meder ab. So wurden blutige Zusam- menstötze vermieden, der Geburtstag des neuen tschecho-slo- wakischen Staates verlief in Jubel und Freude und, wenn man von dem Kampfe äegen die deutschen Firmenschilder avsieht, ohne ernstliche Ausschreitung. Prag, 29. Oktober. In Prag ist es gestern zu einem vollständigen Umsturz gekommen. Der tschechische National ausschuß hat die Lokalregierung in die Hand genommen. Die kaiserlichen Abzeichen wurden überall entfernt. Pie FikMentafeln mit deutscher Aufschrift wurden herunterge- rifsen, ebenso di« kaiserlichen Adler. Nach Erscheinen der Sönderblätter mit den Friedensgerüchten strömten Taufen- de von Menschen in die Straßen. Ganz fremde Leute um armten sich, lachten, Meinten und sangen das tschechische.Na- tionaklied. Aus allen freien Plätzen und an Denkmälern wurden Ansprachen gehalten, die in der Verherrlichung d«r tschechischen Republik ihren Ausdruck fanden und ungeheueren Jubel entfesfelten. Tschechische Soldaten und Offiziere nahmen ihre Kappen ab, vrssen die Kokarden her unter Md warfen sie in weitem Bogen unter die jubelnde Menge. Deutsch-österreichische und ungarische Soldaten wur den angehalten Md gezwungen, die kaiserlichen Abzeichen herunterzureißen. Tschechische Truppen schmückten ihre Kappen mit Bändern in den tschechischen Farben Md zo gen auf den Wenzelsplatz, wo sich um 2 Uhr Tausende von Menschen zusammenfanden. Hier wurden Ansprachen ge halten. Sodann zog man auf den Josephplatz, wo sich ähn liche Szenen wiederholten. Dor den Kaiserlichen Postgebäu den, überhaupt bei allen staatlichen Gebäuden wurden die k. k. Wller heruntergerissen, in den Kot geworfen und mit Füßen getreten. Ebenso würden die Tafeln vom reichsdeutschen Hilfsoerein heruntergerissen und in den Kot zetteten. Überall hielten Agitatoren Ansprachen an die Menge. Die tschechische Militqvmusik durchzog die Stra ßen Md spielte tschechische Nationallieder. Die Prager Po lizei verhielt sich bei all diesen Vorgängen ganz ruhig und ließ die Menge gewähren. Deutsche Firrnenplatten wurden ebenfalls von der Menge herabgerissen und vernichtet. Am deutschen Hause wurde di« Aufschrift gewaltsam entfernt; die einzelnen Buchstaben wurden vor dem Hußdenkmal feierlich niedergelegt. Dom Balkon des Rathauses herab verkündete nachmit- tags 5 Uhr der tschechisch-sozialistische Abgeordnete Dr. Sou kup einer zahlreichen Menschenmenge, daß das tschechische Dolk nun endlich seinen eigenen Staat wiederhabe. Er for derte zur Ruhe.auf, zu deren Aufrechterhaltung Arbeiter und Sokoln erschienen, nachdem das Militär abgezogen war. In dem Tschechenblatt „Ncrwdni L'sty" bittet der National- .^ »in/r-Nssst -u^chub u« S-M,-» NA M Md Ä »W f bereits nicht abgelassen, so daß zahlreiche Österreicher, die den Zug zur Heimfahrt benutzen wollten, in Zittau bleiben -führt .werden darf, ebenso keinerlei mußten Auch nach Warpsdbrf gibt es von heute ab keine rch ein ZttkUlartelegramm „an Me N^rsbach—Eibau—Warnsdorf nur bis Seifhennersdorf. «. -» - - . Die Züge Zittau—Dresden und umgekehrt, die bisher über „Vie Proklamation des tschecho-flowakischen Staates WarnÄwrf fuhren, werden über Oberoderwitz geführt. EM- hat bei der Säule des hl. Wenzel auf dem Wenzelsplatz sprechend den neuen Anordnungen sind auch die Einschriin- in Prag um 11 Uhr vormittags stottgefutnden. Sofort kungen auf der Linie Zittau—Reichenau-^Hermsdorf i. D. daten, dre gestern früh in Pr Nationalausschub ihre Dienste Ein eigener tschecho-slowakischer , nötigen Instruktionen und Wei Die Übergabe der Polizeid - Nationalausschuh ist auch vollzogen worden. Die Beamten schaft der Postdirektton hat sich den Bestimmungen des Na- tionalauÄschusses "bedingungslos unterworfen. Der Zugverkehr nach Böhmen eingestellt! Zittau, 30. Oktober. Die Entwicklung der Verhältnisse in Böhmen hat zu einer für unseren Bezirk außerordentlich einschneidenden Maßnahme geführt. Don gestern abend ab Postscheck-Konto: Amt Leipzig Sir. 21S4S. — , sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe» der Zeitung »der der Beförderungseinrich-