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Der sächsische Erzähler : 25.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-191810257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19181025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19181025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-25
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 25.10.1918
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Payers als eine wohldurchdachte Verteidigung elWMder widersprechenden Angriffe ,f«, di« von der sten Rechten gegen da» nei Multsch-R Inan n.Pul Mat und vl Dnrerat und Der Friedriö Mes Hübnr Ditnrat Dr. Dor Müller-, Mörster-Miti Ludwig Bel Mehmanr Mau, Obersö Dann Ama, Sicke-Oberci klein-Gießm öhrsdorf, S sägewerksb! fadrikbesitze er Herman )derländer-i Sersdorf m Dortmyi ' Uhr hat c oestltchen A »en. 4 Ma, en noch ver irapken-Kor rgriff Mini ängerer Re kraft« «rfor ür geeignet ichren. Er' eichen und >ie unter T- uell auch r tehenden Ki all bei der i Washin. Wortlaut de frischen G« Rück rerd'en a a»ernde ' uch Rant i«Ar ä 8i Vs DL o .. gegen die neue ^en in Deutfch-Hsterreich. Das offizielle Österreich »sticht den Anschein zu erwecken, daß es mit der Antwort Wilsons sehr zufrieden fei. Cs sei ein guter Gedanke von ihm. daß das Österreich des Kai sers Karl, des Buricm und Husiarek direkt mit den Tichecho- Slowaken verhandeln solle. Der unbefangen? Zuschauer fragt sich allerdings, was hier herauskommen soll: das Pro gramm der tschecknschen Regierung, die freilich zurzeit noch in Paris ihren Sitz hat, ist so unzweideutig wie möglich — Trennung von Österv'ich in jeder Form. Und ganz gleich ist Vie Gesinnung der Südslawen. Die Zeiten, wo die Kro aten das treueste Gefolge der Habsburger waren, sind vor über. Da die Posen sich schon Äs ausge'chieden betrachten, die Ukrainer oder Ruthen en auch offen aus dnn Reiche hin- ausstreben, die Italiener wenigstens für das „Trentino" der Erfüllung ihrer Wünsche sicher sind, ko blieben nur die Deutschen übrig. Sie, im Geqensak zu allen diesen Nolkern, waren das österreichische Staatsvolk gewesen, so daß sie es fast Äs eine Sünde gegen den Staatsaedanken empfanden, wem, sie sich laut und offen zu ihrem Volke bekannten. Und die höchsten und allerhöchsten Stellen trauten dem ehrlichen Deutschen nicht und hörten gern, wenn tschechische und pol nische Patrioten, die sich so gaben, (solange man an der Staatskrippe stand, sie verdächtigten. Das größt» Elend der Deutschen ist stets iHv» Uneinig keit gewesen. Was vor mehr als hundert Jahren Schiller den greisen Attrnahausen im „Teil" ousrnsen läßt- ..S»id einig! einig!" — jst auch letzt noch ein frommer Wunsch. Aber bin und wieder zeigt die Geschichte dock einen Tag. wo die Einigkeit wirklich merdm will. Tag» die als die Son nentage unserer Geschichte allen an die Seele greifen. Nir gends aber war der Geist der Eigenbrötelei, der Kl'ouenb'l- dung so einnefresstn, wie unter den Deutschen Österreichs und ihren Vertonern im Re'rbsrat. /Wer irgend konnte, sammelte »me Grupve von Anhängern um sich und grün dete eine Partei, politisch Andersdenkende, auch wenn sie Deutsche waren, wurden in gehässigster Weile verdächtigt. Und nun ist das Wunder aestbehrn. am 21. Oktober konnte man schreiben, „der deutsch-österreichische Nationalstaat ist geboren".- Alle Parteien deutscher Zunge, von den Christ lich-Sozialen bis zur Sozialdemokratie, traten zusammen, und in dieser Versammlung nahmen di,» deutschen Vertre ter das Recht auf die Selbstbestimmung in Ansvruch. Nach der Auflösung des alten Österreichs beschlossen sie ein neues Gemeinwesen aller deutschen Lande zu gründen — auch Deutsch-Böhmens. Dies möchten die Tschechen um jeden Preis festhalten: und da sie einsehen, daß sie doch die Zu stimmung der dortigen Deutschen nicht entbehren können, naben sie sich ihnen mit gleißnerischen Versprechungen, wie milde und verständnisvoll sie ihnen begegnen würden. Aber sie täuschen niemanden. Deutsch-Österreich w>rd nie auf Deutich-Böbmcn verzichten. Deutsch-Österreich, darin waren alle Vertreter einig, soll ein demokratischer Staat werden, und als deutscher Staat soll er engsten Anschluß an das aroße Deutsche Reich suchen, mit seinen slawi schen Nachbarn aber in Frieden und Eintracht zu leben su chen. Möge ihm das gelingen! Eigentümlich muß es be rühren, daß der Zusammenschluß der Deutsche»' wesentlich der Sozialdemokratie zu verdanken ist, deren Leitung sich gerade in Österreich ganz besonders international gebärdete. Ein richtiger Instinkt hat die Führer veranlaßt, das natio nal» Bonn er kochzuheben. Daß auch sie ihm folgen mutzten, ist der beste Beweis für die Kraft des nationalen, deutsch völkischen Gedankens. Wir wollen den Ereignissen nicht vorgrcifen, um so weniaer. als die Lösuna Schwierigkeiten in sich schließt, die sich heute noch nicht völlig übersehen lassen. Wenn es aber einmal zu dem Anschlutz Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich kommen sollte, dann hätten die Machthaber der En tente wiederum das Reckt nicht auf ihrer Seite, wenn sie sich — aus rein politischen Gründen, nämlich zur Ver hütung einos Volks- und Mocktzuwachses des Deutschen Reiches — dem widersetzen würden. Denn einmal haben sie ja bis zum Überdruss? dos Recht der Völker -- aller Völker — auf Selbstbestimmung vroklow-rrt, und dann fin det sich gerade in der neuesten französischen Geschichte ein lehrreiches Beispiel derartiger Einverleibung auf friedlichem Weae, das uns von den Franzosen seit 1871 stets als Muster beispiel und im Gegensaß zu der „gewaltsamen" Einver leibung Elsaß-Lothringens norgeholten worden ist: die An nexion von Savoyen und Nizza durch Napoleon ist. Im vorliegenden Falle würden die Dinge genau so liegen, io im Grunde noch günstiger für die bisherigen Deutsch-Öster reicher. M Mit Spannung und wärmster Anteilnahme wird man nach alledem der weiteren Entwicklung der Dinge in den deutschen Landen Österreichs entgegensehen und die Hoff nung aussprechsn, daß dort endlich Zustand« eintreten, die für alle Beteiligten ersprießlich sind. * Rammenau, 24. Oktober. Auszeichnung. Der Gre nadier Alwin Haufe erhielt für tapferes Verhalten vor dem Feind das Eiserne Kreuz 2. Klasse. / b. llhyst a. 24. Oktober. Diebstahl. Der Hausbe sitzerin Pötschke wurden am 20. d. M. aus der Ober stube 70 Geld, Leinewand, Leinenwäsche, Seiden- und andere Kleider im Gesamtwerte von 1300 -tt gestohlen. Von der zuständigen Gendarmerie wurde die Wirtschastsbesitze- rin G. in Pohla mit ihren 9 und 12 Jahre, alten Söhnen als Dieb« ermittelt und die gestohlenen Sachen bei einer Durchsuchung vorgefunden und der Bestohlenen zurückge geben. Rauhen, 24. Oktober. Dr. Rohr f. Gestorben ist hier nach kurzer schwerer Krankheit Herr Dr. med. Artur Theo bald Rohr, der vielfach in den ersten Reihen in der Öf fentlichkeit gestanden hat. Der zeitweilige Aufschwung der Reformpartei im dritten sächsischen Wahlkreise war zum großen Teil sein Werk. Jahrelang gehörte er dem Stadt- verordneten-Kollegium als Mitglied und als Vorsteher an. Ihm war auch die Gründung der Gesellschaft Schwimm- Halle, die den Bau eine» Dolksbades im eigenen Grundstück ermöglicht«, zu danken. In seinen letzten Jahren widmete er sich mit besonderem Eifer der Pfleg« des freiwilligen Sanitätswesens. Er hat sich auch auf fachwissenschaftlichem Gebiet literarisch betätigt. Rauhen. 24. Oktober. Al, Geschworene ftir dn vierte diessärige Schwurgerichtsperiode wurden in Bautzen aus gelost: Rittergutsvachter Hermann Stoß-Mnlfttz Mttergnts- besitzer KurtRoßberg-Glauchnitz, Karl Gustav Münch-Zit- - tau Fabrikbesitzer Emil Paul-Berthelsdorf, GemeindeMestrr D^e jeikylichrn Lüg?« ützex deMch^Vx-uel. Der spanisch» Gesandt« und der niederländische Ge, fchäWräger in Brüssel baden eine Reise im besetzten Gebiet unternommen. Aus ihrem umfangreichen Bericht wird morgen die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" einen grö ßer«» Auszug veröffentlichen. Die Presse wird dringend ersucht, an der Hand dieses unparteiischen Stoffes nachzu weisen, daß die uns angedichteten Greuel durchweg erlogen lind. Es würde vorteilhaft sein, wenn Mitteilungen über die feindlichen Greuelnachrichten und ihre Widerlegung durch neutrale Diplomaten immer wieder in der Press« ab gedruckt würden. In der feindlichen Presse wurde kürzlich über angeb lich deutsche Zerstörungen lebhaft Klage geführt, bis dann auf einmal die englische Presse eingestand, haß die Beschul digungen (es handelte sich um Zerstörungen in den besetz ten Gebieten Nordfrankreichs und Belgiens) zu Unrecht erhoben worden seien. Auch hier würde sich für die Presse Gelegenheit bieten, die Planmäßigkeit der feindlichen.Lü genfeldzüge festzunageln und darauf hinzuweisen, daß die unseren Truppen bei Kriegsausbruch nachgesagten Greuel in Belgien genau so erfunden sind wie jetzt. ffvr Oer vvmsM Bischofswerda, 24. Oktober. —* * Sprachlehrer Kraatz f. Wieder hat das Lehrer kollegium der städtischen Schulen den Verlust eines Mi Glie des zu beklagen: Herr Sprachlehrer Kraatz ist gestern abend an den Folgen einer GrippeerkrankuNg, zu der. sich Lungenentzündung gesellt hatte, verschieden. Herr Kraatz war seit 1. März 1911 an den hiesigen Schulen tätig und galt als ein außerordentlich befähigter Lehrer. Bon seinen Schülern geliebt und verehrt, erfreute er sich auch bei seinen Kollegen und in den Kreisen der Bürgerschaft als liebens würdiger Mensch geraden, offenen Sinnes und festen Cha rakters der aufrichtigsten Wertschätzung. Herr Kraatz hat auch am Kriege teilgenommen und wurde zum Leutnant und Kompagniefichrer befördert. Im Frühjahr 1916 wurde er bei den Kämpfen in der Champagne verwundet. Nach seiner Wiederherstellung aus dem militärischen Dienst ent lassen, nahm er wieder seinen Lehrerberuf hier auf. Die Beisetzung findet in seiner Vaterstadt Löbau statt. Sein Andenken wird hier immerdar in Ehren gehalten werden. —* Öffentlicher Vortrag. Im Kgl. Seminar spricht morgen abend Frhr. v. Rettzenstein über: „Die Kriegs ziele unserer Feinde, und ihre Wirkung auf Deutschland". Im Anschluß an den Vortrag findet eine Vorführung von 60 Lichtbildern statt. Der Vortrag, dem ein zahlreicher Be such zu wünschen ist, ist für Jedermann frei. j«l sind Grenze ai (ungc und wir dürfen uns übMs^t^Ätzm, t, in" der Rot dtVWti inen letzten' unübeöwft U-r Iber- und Euren Damm stecwe zu erlich - wir gewost und völlig ander, würden di« Aufgaben für unser« oberste 5 re-leitung erst werden, wenn die Gegner in wahnwitzi Verblendung die ehrtiche Friedenssehnsucht des Volley, mit vernichtenden oder -entehrenden B« erwldihn sollten^ Dann findet die fetzige KW Ziel und Grenze an den Geboten der. nanoaMi gung/und wir dürfen uns übW - - Harr, dar vi«r Jahre lang so menschliches geleistet hat, Kraft' haben wird, «inen letzter von, Blut und Eisen zum Schutz ten. Zeit und Ort hierfür zu fin mit ungemindertem Vertrauen unserer Heeresleitung über lassen, die allein all« Ursachen und Zusammenhänge, all« Möglichkeiten und Wirkung«« zu übersehen und einzu- schätzen vermag. Für die weitere Behandlung der Frie- den »frage aber wollen wir nicht vergessen, daß wir noch ge- nug deutsche Mfinner an der Westfront stehen haben, die fick» zwar ebenso aufrichtig wie wir nach dem Frieden als: dem Loh»! des vierjährigen Kämpfens und Duldens sehnen, die aber fest entschlossen sind, nicht eine Minute eher in die Heimat zurückzukehren, Äs deren Sicherheit gewährteistet ist. Je erttster und schwerer die Zeit ist, um so nachhaltiger dringe allen an der Front und allen in der Heimat die Mah nung zu Herzen: Schmiedet Euch «inen felsenfesten Glauben an die Zukunst Eures Vaterlandes! — - . Kleine Mitteilungen Der Kaiser hörte gestern im Neuen Palais den Gene» ralstabsvortrag und den Vortrag de» Chefs des Zivil» kabinetts. Einberufung de» elßrtz-löthringischen Landtags. Die „Straßb. Post" meldet: Die Regierung hat beschlossen, beide Kammern des elsaß-lothringischen Landtages baldigst einzu- berufen. Der Termin der Einberufung hängt von dem Zeitpunkt der Räumung, des zurzeit als Lazarett benutzten Lalldtägsgebiiudes ab, was innechalb der nächsten 14 Tage geschehen wird. Liebknecht in Berlin. Aus Berlin wird gemeldet: Es war bekannt geworden, daß der aus dem -Zuchthaus« entlassene frühere Abgeordnete Liebknecht Mittwoch nach», mittag 5 Uhr auf, dem Anhalter Bahnhof eintrsffen würde.: Eine nach Tausenden zählende Menschenmenge nahm, ihn im Empfangs und geleitete ihn zu einem mit DkÄnen ge- schmückten Wagen. Voift Bahnhof fuhr Liebknecht in die sem Wagen zum Reichstag, wo er an die tausendköpfige' Menge eine Ansprache hielt, die mit den Worten schloßt „Die Stunde des Volkes ist gekonimen, es lebe die Reso lution". Der bestohlene Sulgarenkönig. Als dieser Tage König Ferdinand von Bulgarien in Kobürg eine Autofahrt im Hofgarten unternahm und in Begleitung seines Chauffeur» einen Spaziergang in den Wyld machte, wurde ihm aus dem Automobil ein wertvoller Petz gestdhlen. — Bor dem Schlößchen, das der König in Koburg bewohnt, ist ein Dop pelposten aufgestellt. ' Ein Sohn des italienischen König» an den Talgen einer Verwundung gestorben. Humbert, Graf von BaLma, der Solch des Königs von Italien, geboren den 22, Juni 1889, ist in Bern an den Folgen einer Verwundung, die er am Grappa-Berg erhielt, gestorben. Wie steht's um unser Heer? Van. OtrubmgLWLister.Dr-.Kül-'Zttt«^ Die gegenwärtig« Lage zwingt mehr denn je dazu, sich der öffentlichen Besprechung mWitärisch«r Dingeu»nd^Ge. sichtspunkte eine gewisse Zurückhaltung aufzuerlegen. Diese Vorsicht darf jedoch nicht so weit gehen, den an manch« Stellen auftretenden tiefen Pessimismus und die Minderung j des Vertrauens in das Heer und fein« Führung mit fatalistb- r scher Gleichgültigkeit unbeachtet zu.MeN. In der Stim« 1 mung des großen, Masse des deutschen Volk« spielt die Frage eine ganz ausschlaggebende Rolle: wie steht's um unser Heer? Wer sich aus diese Frage keine befriedigende Antwort aeben kann, dem öffnen sich ganz unwillkürlich Tür und Tor für- die unsinnigsten Gerüchte, die von leicht fertigen und böswilligen Schwätzern heüumgetragen werden und das Bild und die Stimmung bis zum Grad der Mut losigkeit und Hoffnungslosigkeit verdüstern. Daß wir seit dem 15. Juli in einer Zeit der Rückschläge leben, ist eine betrübend« Tatsache, di« nicht wegzuleugnen ist. Daß wir unter den Trümmern der zusammengebroche nen bulgarisch-mazedonischen Front so manche Hoffnung be graben müssen, die wir politisch und militärisch früher zu versichtlich hegen durften, ist allgemein erkannt, wenn schon es, selbst von offiziellen Stellen, zu spät offen bekannt wur de. Von weitgehenden militärischen Folgen ist auch die Zermürbung der türkischen Armee. Das alles sind Momen te, die unsere militärische Gesamtlage zweifellos auf das Ernsteste beeinflussen. Ausschlaggebend für unser Schicksal ist jedoch im gegenwärtigen Augenblick allein die Leistunos- fähigkeit unseres Heeres an der Westfront. Die Kampf handlungen und Bewegungen an unserer Westfront unter dem richtigen Gesichtswinkel zu betrachten, ist deshalb uner läßlich, wenn man sich ein zutreffendes Urteil über den Kern unserer militärischen Lage und damit über den Stand unserer Dinge überhaupt Hilden will: Eine mehr als vierjährige beispiellose Anspannung aller körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte liegt hinter uns. Es wäre unwahrhaftig, zu leugnen, daß eine solche Höchst, pannuna nicht auch beim Heere naturnotwendige Rückwir kungen haben mußte, und zwar bei uns viel mehr, als bei unseren Gegnern, di« in weit größerem Umfange als wir immer wieder von neuem körperlich und seelisch frische und unverbrauchte Kräfte in den Kampf werfen können. So- ist -es nicht ausgeblieben, daß die Riesenwellen von Eisenhagel, Menschenmassen und Tankgeschwadern, die gegen unser« Westfront anbrandeten, schließlich doch den Damm, den un sere Heere dort zum Schutze der Heimat auf feindlichem Bodm mit Leib und Blut bildeten, zurückdrücken konnten. Zerrissen ist dieser Damm nicht! Als elasti sches Ganze bewegt er sich zwischen Nordsee und Verdun langsam und schrittweise von. West nach Ost. Seit drei Mo naten ist es noch immer möglich gewesen, Einbrüche in ihn sofort zu schließen, Einbuchtungen auszugleichen. Damit aber ist es — und das gilt es, fest im Auge zu behalten — der Führung und der Truppe gelungen, das strategisch« Ziel der Gegner zu vereiteln. Was ist dieses Ziel? Unser Geg ner erstrebt, unter Einsatz seiner gesamten Kampfmittel an Mensch und Material noch in diesem Jahre die Zertrümme- rung unserer militärischen Macht und damit den Endsieg zu erreichen durch Erzwingen des Durchbruchs im Großen. Als klar erkennbare Gegenaufgabe unserer Führung ergibt sict^ hieraus die Durchkreuzung dieser Absicht unter möglichst vorteilhaften eigenen Bedingungen, das heißt: eine Ver eitelung dieses Durchbruchs unter möglichster Schonung der eigenen Kräfte. Bisher sind Heer und Führung dieser Auf gabe voll gerecht geworden. Die Tatsache, daß wir den Kampf tief in Feindesland ausfechten, gibt uns dabei die denkbar größte Bewegungsfreiheit in unseren operativen Maßnahmen. Hierzu kommt, daß jede Rückwärtsbewegmig Zwischen Küste und Maas für uns eine Verkürzung der Kampflinie mit sich bringt. So schmerzlich es ist, daß dabei wichtige Punkte, an deren Besitz wir uns seit Jahren ge wöhnt hatten, aufgegeben werden müssen, so darf hierüber doch nicht der für dm gegenwärtigen Augenblick ganz aus schlaggebende Vorteil verkannt werden, der in dieser Ver kürzung insofern liegt, Äs sich die Zahl unserer, der unmit- Mbaren Kampfeinwirkung ausgesetzten Truppen vermin dert und die Zahl unserer beweglichen Rasrven erhöht. Das eine ist vom Standpunkt der Schonung des eigenen wertvollen MenschenmateriÄs ebenso wichtig, wie das an dere im Hinblick auf das Ausscheiden der bulgarischen und eines großen Teiles der türkischen Armee notwendig ist. In diesem reinen Verteidigungskampf, den.wir gegenwärtig an der Westfront führen, Müssen sich aber naturgemäß re- ben die Schonung der eigenen KakNpfkraft eine möglichst« Erschwerung der Kampfführung für den Gegner und eine möglichst starke Zufügung von Verlusten gesellen. Beides geschieht durch unsere jetzige Kampfführung in ausgedehn testem Maße. Der Gegner braucht immer wieder von neuem erhebliche Zeit zu neuen Angriffsvorbereitungen. Das Nachziehen der schweren Kampfmittel, Anlage und Ausbau fÄner rückwärtigen.Verbindungen, Erkundung der feindlichen Absichten und Stellungen hindern ihn geraume Zeit an der Entfaltung seiner vollen Kampfkraft. Dazu ist das Anrennen gegen einen nicht in fester Stellung befind lichen, beweglichen Gegnvr" viel mehr der verheenmden Wirkung der modernen Feuerwaffen ausgesetzt, Äs der Kampf gegen eine fest» Stellung, bei welcher der Angreifer alle Kampfmittel von vornherein planmäßig und zu ein heitlicher Wirkung zuiammenfasssn kann- ftberzsuoender als alle Erwägungen sprechen in dieser Beziehung die rei nen Tatsachen, wenn man sie nur wirklich mit d>rr richtigen Sprache zu sich reden läßt. Drei Wochen sind vergangen, seitdem wir uns zu unserem letzten Friedensangebot ent schlossen haben. Seit dieser Zeit haben die Gegner vielfach auf breitester Front und untm den gewaltigsten Anstren gungen zu großangelegten Durchbruchsvorsuchen angojetzt, aber der Damm ist an keiner Stelle gerissen. Mrd der Damm weiter halten, wird er zum Stehen kommen, ehe die Flut auf deutschen Boden hinüberbrandet? Nun, so lange wir die Hoffnung auf einen unsere Lebensinteressen nicht gefährdenden Frieden noch hegen dürfen — und wir dürfen das noch zur Stunde —, ist für unsere Heeresleitung die Schonung der eigenen Kräfte durch elastische Führung der Verteidigung zweifellos nach wie vor die. gegebene Art des Kampfes. Würde es nicht geradezu Wahnsinn sein, mit hohen Opfern an Mut und Menschen fetzt noch «inen Land strich zu halten, den wir in weniqen Wochen bei einem Waf fenstillstand oder bei einem Frieden wieder aufgeben?
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