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Anzeigeblatt für Bischofswerda, ötolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. - Erscheint seit 1846. Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. - - - ... Wöchentliche Beilagen: Der SLchfische Landwirt und Sonntags-Unterhattungsblatt. Postscheck-Konto: Amt Leipzig Re. 21848. — Gemeinde« verbandogtrokasse Bischofswerda Konto Mr. «4. Im Falle hvderer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de, Betriebe, der Zeitung oder der Brf0rderung,etnrich. tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de, Bezugspreises. Anzeigenpret«: Dir Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Blosse 2S, oder deren Raum SO Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg. Im Tert teil (Zlm. Moste 17) 00 Pfg. die Sgespaltene geile. Bet Wieder. Holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen di« Sgespaltene Zeile SO Pfg. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. 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Sie nimmt da» von dem Präsidenten der Vereinigte» Staaten von Amerika in der kougrehbotschast vom S. Januar ISIS und in seinen späte- re« Kundgebungen, uamemtlich der Rede vom 27. Septem- der «Utfgefiellle Programm-at»-Grundlag« für die F r i e h« » - o erhandk « ugen «tu Am wtttere» Blutvergiehen zu vermeiden, ersucht die deutsche Regierung den sofortigen Abschluß «ine» allgemeinen Waffenstillstände» zu Haade, zu Wasser und In der Lust herbelzüführen. Max Prinz von Vaden, Reichskanzler. Eine dem Sinne nach gleichlautende Note hat auch di« osterreichisch-ungarilsche Regierung an Wilson gchWtet. Wie der Reick^kanzler in seiner Rede bereits angedeutet hat, steht die Türkei im Begriff, «inen gleichen Schritt zu äun. ' . - * Man glaubt . . l Berlin, 7.Dktober. (Bon unserem Berliner Vertreter.) In den Kreisen der Mahrheitspolitiker ist man der An» sicht, daß die Antwort au» Washington nicht lange aüf sich warten lassen wird, und fest davon überzeugt, daß diesmal Wilson den Frieden »chcht ablehnen wird. Selbst ^ Abgeordneten, die bisher Wilson als einen Heuchler kennzeichneten, ist jetzt die Ansicht vertreten, daß man die sen Mann wohl nicht recht beurteilt habe. Die Ansichten habe» sich schn«l gewandelt, wäs wohl die Folge der vie len Besprechungen ist, die in den letzten Tagen stattfanden, Man behauptet auch, Beweise zu haben, daß Wilson wirk lich und ehrlich den Frieden haben wolle und nicht engher zig am Friedenstisch fein wevde. Seine Punkte seien für ihn der Inbegriff des Rechts, das er nicht beugen wollte, in den riächsten Tagen,Verhandlungen beginnen, denn aus England hat man Beweise, daß dort jeden Tag der Frieden gewünscht wird, England aber von Wilson abhän gig war. Schwieriger M» mit Frankreich, das seine Frie- densforderung nicht allein auf Elsaß-Lothringen eingestellt HM, sondern noch weitere Ziele hat. Indessen wird sich auch Frankreich dem Willen Wilsons beugen müssen. Nicht ohne Grund habe, sagt man, sich di« deutsch« Regierung direkt an Wilson gewandt. Sie erkenn« damit seine hervorragende 'Stellung an, die er unstreitbar heute hat. Da, Friedens programm der neuen deutschen Regierung soll in allen Einzelheiten feftstchen, sowohl hinsichtlich Belgiens, wie El- saß-Lothrmgen». Man ist bereit, den Frirdensvertrag von Brest-Litowsk auf dem Weltfriedenskongreh revidieren zu lassen und will auch den Bukarester Frieden einer Revision unterziehen. Wie sich die Dinge demnach im Osten gestal ten werden, leiht sich nicht sagen. Indessen, glaubt man, daß sich wenig ändern werde, da ja das Selbsibestim- mmMrecht der Dötter mHoebyld kein wird und die von Rußland' abgeHGtterten sich selbst entschieden Der Kaiser an Heer und Flotte. Rur ein ehrenvoller Friede. Berka, S. Oktober. (W. T. B.) Se. Maj. der Kaiser hat nachstehenden Erlaß an das Deutsche Heer und die Deutsche Marin« gerichtet: '' An da» Deutsche Heer und die Deutsche Marine! Seit Monaten stürmt der Mud unter gewaltiger Srafianstreaguag säst ohne Kampfpause gegen Euere Linie an. In wochenwngem Ringen, vielfach ohne RuhL müßt Ihr avrharren und dem an Zahl weit überlegene« Feinde die Stirn bieten. Darin liegt die Gröhe der Aufgabe, die Euch gestellt ist und die Ihr erfüllt. Truppen aller deut schen Srämme tun ihre Schuldigkeit und verteidigen aus fremdem Boden Heldenhast da» Vaterland, hart ist der Staad Meiner Flotte, um sich den vereinten feindlichen See. streitkrüftea gegenüber Mt Geltung «r bringen und in un ermüdlicher Arbeit die Armee in ihrem schweren Kampfe zu mrlerfiühey. Mit Stolz und Bewunderung find die Auge» der Heimat auf die Taten de, Heere» und der Ma- rlne gerichtet. Ich sage Euch Meinen und de» Vaterlandes Dank. Mitten in da» schwerste Ringen fällt der Zusammen bruch -er mazedonischen Front. Euere Front ist ungebrochen und wird e» weiter bleibe». Ich habe Mich im Einvernehmen mit unseren Verbün deten entschlossen, -en» Feinde nochmal» den Friede« an- zubieten. Doch nur zu einem ehrenvollen F r le - en werden wir die Hand reichen, da» schulden wir den Helden, ditz ihr Leben für das Vaterland gelassen haben, da» schüBen wir unseren Kindern. Ob dle was- fen ruben werden, steht noch dahin. Vi» dahin dürfen »vir nicht erlahmen, wir müssen wie bisher alle Kraft daran sehen, unermüdlich -em Ansturm de» Feinde» standzuholten. Die Stunde ist ernst. Aber wir fühlen uns, im Vertrauen auf unsere Kraft und Gotte» gnädige Hllse, stark genug, unsere gesiebte Heimat zu ver teidigen. A gez. Wilhelm I. k. haben, sich an Deutschland anzulohnen. Auch wenn die ge setzgebenden Körperschaften dort auf breite Grundlage ge- stellt werden, ist damit zu rechnen, daß sie ihren bisheri gen Stan dpunkt bei behalten. In Erwartung von Wilsons Antwort. Berlin, 7. Oktober. (Priv.-Tel.) Die Antwort des Prä sidenten Wilson auf den Friedensschritt der deutschen Re gierung kann, wie der .Lokalang." sagt, jede Stunde in Berlin eintreffen. Allerdings begegnet man in politischen Kreisen Meinungen, die eine so schnelle Entscheidung be zweifeln. Dl» Reichstagsabgeordneten haben sich darauf eingerichtet, daß das Plenum nicht sofort wieder Zusammen tritt. Die fortschrittliche Bolkspartei hielt gestern eine Fraktionssitzung ab. Die Nationalliberalen haben für heute ein« solche anberaumt und das Zentrum für Donnerstag. Was wird Wilso« tun? Berlin, 7. Oktober. (Priv.-Tel.) Es ist leider durch aus nicht sicher, schreibt das „Berl. Tagebl.", daß irgend ein Fnound, Wilsons zu ihm sagt: Was Du erstrebst, kann nur verwirklicht werden, wenn Du jetzt die Hand zum Frieden reichst. Schon laßt in Paris Clemenceau erklären, daß an keinen Frieden zu denken sei. Wird Wilson sich, diesem Akten widersetzen, der ihm eiligst di« Antwort zu dik tieren sucht? Der „Vorwärts" schreibt: Ein großer Teil der Ber liner Presse betrachtet ine Lage als völlig geklärt. Entwe der wird Wilson den deutschen Vorschlag annehmen oder er wird ihn ablehnen, ustd dann bleibt nur der Endkampf auf Tod und Leben übrig. So einfach liegen die Dinge nicht. Wilson soll die Herstellung des Frieden» in die Hand neh men, und alle Kriegführenden von dem Deutschen Ersuchen m Kenntnis setzen. Dah er das tun wird, ist selbstverständ lich. Di« Note ersucht Wilson drittens, die Kriegführenden zur Entsendung von Bevollmächtigten zur Aufnahme von Verhandlungen etnzuladen. Daß er auf dieses Ersuchen mit einem unbedingten Nein antworten wird, dünkt uns ganz unmöglich. Aber das macht noch nicht sicher, daß die Ant wort Wilsons ein sofortiges unbedingtes Ja sein wird. Wilson kann feine Verbündeten nicht zu einer Konferenz einladen, ohne sich zuvor vergewissert zu haben, daß sie seinen Einladungen auch folgen werden. Er kann ihnen zuraten oder abraten. Ob er das eine oder das andere tut, kann er erst von einer weiteren Klarstellung der deutschen Absichten abhängig machen. Ablehnende Haltung Frankreichs zum deutschen Friedensangebot? Genf, 7. Oktober. (Priv.-Tel.) Haoas verbreitet ein« Note, worin erklärt wird: Obgleich das Friedensangebot der Regierungen der Zentralmcichte hier noch nicht amtlich mitgeteilt ist, kann man die ablehnende Antwort gleich voraussehen. Diese erklärt sich aus hen Gründen, die Deutschland zu dem Schritt bestimmten, und zwar die Müdigkeit Österreich-Ungarns und der Türkei und der Abfall Bulgariens. Auch herrscht in Deutschland eine innere Krise, deren letztes Zeichen der Rücktritt Hertlings war. Die Leiter des Deutschen Reiches sehen ein, daß ein Sieg unmöglich fei, und wollen daher ein Eindringen des Feindes in Deutschland und Dergeltungsmaßregeln vermei- den. Sie gestehen durch das Friedensangebot ihre Nie derlage ein. Sie stellen sich unter die Ägide Wilsons und erklären sich bereit, dessen Bedingungen anzunehmen. Wil son hat aber am 27. September im voraus geantwortet und mit den Verbündeten erklärt, daß der Friede nicht durch Feilschen oder «in Kompromiß, sondern nur durch d en Sieg zu erringen sei.. Lloyd George vom Schlag gerührt. Wien, 7. Oktober. (Priv.-Tel.) Nach einer Meldung der „Wiener Reichspost" aus Zürich hat Lloyd George einen Schlaganfall erlitten. Amtlich wird in London Mit geteilt, daß der Premierminister für einige Tage unfähig sei, auszugehen. Die Sitzung des Reichstags am Sonnabend, den 5. Oktober. Die historisch denkwürdige Sitzung, di« über das Ge schick des deutschen Volkes auf Jahrhunderte hinaus ent scheiden wird, wurde um S(4 Uhr vom Präsidenten Feh- vibnbach eröffnet, der nach einer kurzen Ansprache so fort dem Reichskanzler das Wort erteilte. (Stimmungsbikd über die Sitzung siche Beiblatt.) Reichskanzler Prinz Max von Baden: Gemäß dem Kaiserlichen Erlaß von, 30. September hat das Deutsche Reich eine grundlegende Umgestaltung feiner politischen Leitung erfahren. Als Nachfolger des um fein Vaterland aufs höchste verdienten Grafen v. Hertting bin ich von Seiirer Majestät dem Kai er an die Spitze ver neuen Regierung berufen worden. Es entspricht dem Wesen der nunmehr bei uns einaeführten Regierunasweise, daß ich dem Reichstag ohne Verzug vor der Öffentlichkeit die Gründe darlege, nach denen ich mein oerantwortungsrei ches Amt zu fuhren gedenke. Diese Grundsätze sind, bevor ich mich zu der Übernahme der Kanzlergeschaste entschloß, im Einvernehmen mit de» Verbündeten Regierungen und mit dein Führern der Mehrheitsparteien dieses Hohen Hau ses festgelegt worden. Sie enthalten mithin nicht nur mein eigenes politisches Glaubensbekenntnis, sondern auch da» des weit überliegenden Teiles der deutschen Volksvertre tung. allo der deutschen Nation, die den Reichstag auf Grund des allgemeinen gleichen und geheimen Wahlrecht» nach ihrem Wunsche zusammengesetzt hat.