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MA." JerSächWeLrzäßler Mschofsnerdaa Tageblatt. Wöchentliche Beilage«: Der Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltungablatt. «winn ein« nn die Ko« Haushalte« «h Privat« n Geld tm - Übrigen» Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telegr.-Adrefse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Amtsblatt der Königlichen Amtshaupttnannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda . und der Gemeindeämter des Bezirks. echnen alle dta nicht allgemeinen mnooer hat llaberiallva« --vwa für i. Westpr. nei Wilde« von dem arrch einen tkam. Die des GehSf- rn bereits in, die mit bestanden nt sich aus «e Eifen- gegan S m Stativ« ersononzug wiße ihm et wurden en schwer r -ertristN« tgen ä>^- Re Schuld wn Fahr» der Nähe iug unter gespannten pse trenn» ett stehen- ung «rlttt st- .'Ä Geschäftsstelle: Bischoftwerda, Altmarkt IS. Erscheint jeden Werktag abend« Mr den fotzenden Tag. Der B- Hugsvrei« ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung Du der Geschäftsstelle monatlich 80 Pfg., bei Zustellung in, Hmw euonallich «0 Pfg.; durch die Poft bezogen vierteljährlich Mk. LSS ohne Zuslellungsgebühr. PoftscheUl-Nouto: Amt Leipzig Str. 2184». — Gemeinde« »erbnnbsgirokasse Bischofswerda Konto Str. 64. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe« sder Zeitung oder der Beförderungsetnrich« tungea — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieschung der Zeitung oster auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Anzeigenpreis: Di« Sgespaltene Grund,eile (Alm. 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So sprechen die Beschützer, die um Belgienswillen das Schwert er griffen. . Die' zweite Anklage Balfours geht gegen unsere Ost-Politik. Ich antworte ihm darauf: Der Brest-Litowsker Frieden kam zustande aus Grund der einen. großen Übereinstim mung zwischen der russischen und der deutschen Regierung, daß die Jahrhunderte lang unterdrückten Fremdvölker Ruß lands das von ihnen erstrebte nationale Eigendafein erhal ten sollten. Diese Übereinstimmung über das Schicksal der Randvölker ist eine weltbedeutende Tatsache, die sich aus der Geschichte nicht mehr auslöschen läßt. Nicht über das Ziel, wohl aber über die Methoden und Wege, die zu dem Eigendasein der Völker führen sollten, ging die russische und die deutsche Auffassung auseinander. Unsere Auffassung ist nach wie vor, daß der Weg zur Freiheit nicht über Anarchie und Massenmord führen darf. Zwischen der ersten Sprengung der Fesseln und der vollen Selbstbe stimmungsfähigkeit der Rondvölker liegt ein natürliches Übergangsstadium. Bis sich die ordnenden Kräfte in den verschiedenen Ländern zusammenfinden, fühlt sich Deutsch land zum Schutz dieser Gemeinwesen berufen, im eigenen, wie im allgemeinen Interesse, wie es dann auch von den nationalen! Mehrheiten und nationalen Minderheiten ge rufen worden ist. Der Brest-Litowsker Frieden ist ein Rahmen; das Bild, das darin entstehen wird, ist erst in seinen ersten Anfängen entworfen. Die deutsche Regie rung ist entschlossen, den erbetenen und gegebenen Schutz nicht zu einer gewaltsamen Annexion zu mißbrauchen, son dern den bisher unterdrückten Böllern den Weg zur Frei heit, Ordnung und gegenseitiger Duldung zu öffnen. England hat das Recht verwirkt, moralisch für die russischen Randstaaten in die Schranken zu treten. In ihrer namenlosen Leidenszeit während des Krieges haben sie sich einmal über das andere an England um Unterstützung ihrer Sache gewandt. Sie ist ihnen stän dig versagt geblieben. Es gab eine Zeit, in der Eng land das zaristische Rußland schärfer bekämpfte als irgend eine andere Nation. Als aber während des Krieges das zaristische Rußland im eigenen Lande unterdrückte, raubte und mordete, da hat England geschwiegen. Ja, mehr als das, es hat den russischen Tatbestand vor der Welt beschö nigt und gefälscht, und so mordete Rußland, dank Eng lands moralischer Unterstützung, mit einer unerhörten, durch das Gewissen der Welt nicht gehemmten Schwung- kraft. Der Hehler darf nicht Richter sein. Das Problem der Fremdvölker, ja das ganze russische Problem wird von England unter dem Gesichtspunkt der Erleichterung des englischen Krieges betrachtet. Jede Ver fassung D England recht, die Rußland als Kriegsmaschine täglich erhält, und würde das Schrecklichste auserstehen und Rußland zu neuem Kampf zusammenschweißen, so würde Rußland den Engländern ein willkommener Bundesgenosse für „Freiheit und Recht"' sein. Kann aber Rußland den Krieg gegen Deutschland nicht mehr führen, dann wenigstens den Bürgerkrieg, damit keine Ruhe an Deutschlands Ost front entstehen kann. Vie Anerkennung der Tscheche-Slowaken, dieser landlosen Räuberbanden, als verbündet« Macht, ist der logische Schlußstein der eigentümlichen Form englischer Rusfenfreundschaft. Die wirtschaftliche Notlage der von uns Letzten Gebiete ist ohne Zweifel schwer. Aber es ist Zynismus im englischen Munde, davon dauernd zu reden, denn Englands Hungerblokade richtet sich gegen hie be» unserer koloniale« Zukunft nicht allein als das Ziel unserer Regierung und bestimmter Interessengruppen gilt, sondern daß es ein deutsche» VolksM geworden ist. Bis tief in die Arbeiterkreise hinein ist heute das Bewußtsein lebendig, daß die Erhaltung unsere» kolonialen Besitzes eine Lhren- und Lebensfrage für Deutschland als Großmacht ist, daß das koloniale Kriegsziel an nationaler Bedeutung keinem anderen Kriegs- < ziele nachsteht. Diese Einigkeit ist besonders wohltuend an gesichts der Pläne unserer Feinde, die in den letzten Tagen so deutlich enthüllt worden sind wie nie zuvor. Meine Herren! Es liegt heute eine der bedeutsamsten Äußerungen der englischen Politik vor, die Rede des Herrn Balfour im Unterhaus«. Der Staatssekretär des Auswär tigen meldet in aller Form Englands Ansprüche auf An nexion unserer Kolonien an und zögert nicht, diesen An spruch moralisch zu begründen. Das ist nun einmal not wendig in England. Zu diesem Zweck beschäftigt er sich nicht Ein mit unseren kolonialen Methoden, sondern er geht mit vollen Segeln in die gtohe Politik, unternimmt einen moralischen Weltspaziergang und verkündet am Schluß die englische Glaubenslehre, die darauf hinausläuft, das Recht Englands auf,die Weltherrschaft als etwas Selbstverständ liches hinzustellen, Deutschlands Anspruch aber, eine Groß macht zu sein, moralisch zu vernichten. Meine Herren! Balfours Anklagen gegetz Deutschland verlangen eine Antwort. Dazu schweigen, hieße die Mit? schuld an der Verunglimpfung unseres Vaterlandes aus sich laden. ID will mich daher inst den einzelnen Punkten der Rede des Herrn Balfour, soweit sie im telegraphischen Auszuge wiedergegeben sind, aüseinandersetzen. Balfour behauptet, das intellektuelle Deutschland sei von einer moralischen Gowaltlehre beherrscht. Wer trägt die Schuld, daß die Ideale der Völkerverständigung, des guten , Willens und des ksir pla? (ehrlichen Spiels) in den internattonalen Beziehungen zusammengebrochen sind? Niemand anders als di« Gesinnung unserer Feinde, dieselbe Gesinnung, die den großen Gedanken des Völkerbundes durch die gleichzeitige Forderung des Handelsktieges gegen Deutschland entwertet und zu einer Spottgeburt gemacht hat. „Können wir Euch nicht militärisch vernichten, so vernichten wir Euch durch den Völkerbund". Wenn ich glaubte, daß die Gesinnung, di« uns aus dem Prozeß des Pemberton Billing entgegentritt, wenn ich glauben müßte, daß diese Gesinnung für alle Ewigkeit die Oberhand in England hätte, dann würde auch ich dafür eintreien, daß der Kampf aus Leben und Tod ausgekochten werden müsse. Ich hin aber der festen Überzeugung, daß vor Kriegsende überall ein« geistige Auflehnung gegen die Knockout-Gesin nung kommen muh und kommen wird, Sonst bliebe die Verwirklichung der Böllerliga ein utopisches Kriegsziel. Ich wende mich jetzt zu den einzelnen Punkten der Rede des Herrn Balfour. Balfour spricht zunächst von Belgien. Der Herr Reichskanzler hat vorigen Monat im Reichstag für jeden, der hören wollte, erklärt, daß wir nicht beab sichtigen, Belgien in irgendeiner Form zu behalten. Bel- gien soll nach dem Kriege als selbständige» Staatswesen keinem als Vasall unterworfen, wieder erstehen. Meine Herren! Lfr Wiederherstellung Belgiens steht nichts im Wege als der Kriegswille unserer Feinde. Eine wie ge ringe Rolle aber die Rücksicht auf Belgien in den Rechnun gen der Entente spielt, zeigt am deutlichsten ein Zitat aus der amerikanischen Presse, da« der englisch« Propaganda minister Lord Northttiffe in einem seiner Blätter mit be geistert«: Zustimmung gedruckt hat. Die „New Park Times" schreibt: „Deutschland» Beteuerung, daß es nicht die Absicht habe, Belgien zu behalten, hat wcher Interesse noch Wert. Hie Alliierten werden Deutschland aus Belgien jund Frankreich vertreiben." Hierzu sagt Lord Northcliffe spracht in der er eingangs betonte, daß die Sicherstellung („Gvening News" vom IS. IM 1018): Wir sind hocherfreut, Eine politische Offensive. Es ist nicht lange her, als der Kanzler versicherte: jetzt sei die Zeit der Taten und nicht di« der Worte. Und un sere ScMge, die bald daraus an der Westfront erfolgten, bewiesen, daß sich die Ansicht des Kanzlers bestätigen sollte. Loch ganz kann man auch, wenn unsere Truppen noch so nachdrücklich für den Frieden streiten, der Worte, der Reden nicht entbehren. Englische Staatsmänner haben ja vor nehmlich ihren Krieg aus die Rede zugefchnitten und hoffen, durch das Wort den Sieg zu erfechten!, der ihnen durch das Schwert versagt bleiben soll. Und wenn man auch jetzt die Vielen Reden, die im Lande John Baralongs gehalten wur den, in letzter Zett aus die Absicht zurückführen muß, ein« günstige Stimmung im Lande für die Wahlen und die Re gierung zu verbreiten, so ist nicht zu verkennen, daß die Warte der enMfchen Staatsmänner und Politiker stets über -die Grenzen des Jnselreichs hinaus klangen und wenn auch nicht bei uns, so doch bei den Neutralen Ansichten aufkom- men stehen und wetsten, die uns ins Nachteil setzten. Aus diesem Grunde war immer schon gewünscht worden, unsere Staatsmänner möchten, unterstützt von angesehenen Poli tikern mehr in die Öffentlichkeit treten und auch die Offfen- sive in der Redeschlacht an sich reihen. Schließlich ist die Rede doch ein Kampfmittel, das^ wir nicht unterschätzen dürfen. Und so müssen wir e» begrüßen, daß am Dienstag abend der Staatssekretär des Roichskolonialamts Dr. Sols vor -einäm geladenen Kreis von Politikern und Vertretern der Presse das lange Schweigen brach und sich einmal die Rede Balfours vornahm, über die bedeutungsvollen Äußerungen Solfs wird noch zu sprechen sein. Sie können nicht ohne Wirkung bleiben, Sestn sie widerlegen die Phrasen des Eng länders so, daß man auch in England hellhörig werden muß, soweit es die Rede zu lesen erhält. Die englische Zen sur wird wohl_alles tun, um d^n Durchbruch der englischen Lügenfront zu verhindern. Aber schließlich kann das neu* träte Ausland diese Rede nicht ganz verschweigen und es wird so dazu beitragen, der deutschen Ansicht Geltung zu verschaffen, daß immer und immer wieder England allein «s ist, England urtt» die Entente, die mit ihren Kriegszielen, mit dem Pläne der Zertrümmerung Deutschlands den Krieg verlängert. Es tut unserem Lande not, daß es neben den Roden, die Engländer halten, auch Äußerungen eigener Staatsmän ner hört. Und es wäre zu wünschst», daß fortab di« Ant worten auf die Angriffe und Verdächtigungen der Söhne Britanniens schnell und hart fielen, es wäre erfreulich, wenn Golf die Offensive gehen England, gegen die Entente auch in der Rede eröffnet hätte. Damit braucht der Kanzler mit feiner Verheißung: Wir werden den Krieg durch Taten ge- winnen, nicht etwa mißdeutet zu werden, denn feit damals, seitdem der Kanzler die Gemüter besänftigte mit dem Hin- weis aus bevorstehende Schlachten, sind Monde voll Ge schehen in die West gegangen. Inzwischen hat sich auch die Überzeugung durchgerungen, daß «s nicht gut ist, dem Fein de -edr Feld zu überlassen, das man ebenso beherrschen kann. » Mit vereinten Kräften den Kampf führen, heißt urls dem Siege näher bringen. Und es soll keine Mißachtung, keine Unterschätzung unserer Krieger und ihrer Taten fein, wenn tm Volke nachdrücklich der Wunsch nach ähnlichen Reden kaut wird, wie sie Herr Dr. Solf soeben gehalten hat. Die politische Offensive zu erlangen, sei unser« AufgMe. Hoffent lich ist Herr v. Hintze der Mann, «der da» richtige Verständ nis für dieHe Notwendigkeit besitzt und die nölige Regie» kunst beweist.