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für Heidelbseren (Blaubeeren). Für Hetdefbeeren (Blaubeeren) frei Verladestelle wer den folgende Höchstpreise festgesetzt: Erzeuger- Großhandel»- Kleiahaudel»- Höchstpreis: Höchstpreis: höchftprei»: —K) —.75 —.95 -ll je Pfd. Der Eyeutzechöchstprei» für Blaubeeren frei Verlade stelle kommt dem Aufkäufer oder Händler zu, der die veeren von den eigentlichen Pflückern aufkaust. Der Pflücker- bezw. Sammlerpreis darf diese Höhe nicht erreichen. Die vorstehend festgesetzten Preise treten an Stelle der für Heidelbeeren mit der Verordnung des Ministeriums des Innern vom 28t 6. 1918 — 1317 v 0 1 — festgesetzten Preise. Die Bestimmungen der genannten Verordnung fin den jedoch Anwendung. Diese Verordnung tritt am. 11. Juli 1918 in Kraft. D r e »den, am 8. Älli 1918. Miaisteriam de» 3a«er«. Deutscher Reichstag. Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag mit der ersten Lesung d« neuen Kriegskredits von 15 Milliarden. Auf soziaidemokrtztischen Antrag wurde die Vorlage an den Hauptausschub verwiesen. Die Sozialdemokraten sind offenbar über die Entlassung Kühlmanns, den sie als Ver trauensmann ansahen, verstimmt und wollen dies bei der neuen Kreditvorlage zum Ausdruck bringen, ebenso auch etwas Druck auf, die Neubesetzung des Postens ausüben. Dann folgte die zweite Lesung der Steueroorlagen, die einzeln zur Beratung gestellt werden, und zwar zuerst die Biersteuern, dann die Weinsteuer, die Schaumweinsteüer, die Besteuerung von Mineralwässern, die Erhöhung der Postgebühren, die Änderung des Stempelgesetzes und des Wechselstempeltzesetzes, Die Regierungsvorlage über di« Bier st euer und bar Bier-oll hat keine wesentlichen Änderungen erfah ren: Die Festlegung, was Einsächbier ist, war nach der Re gierungsvorlage dem Bundesrat überlassen worden. Nach dem Beschlüsse des Ausschusses ist die Fesüegung jetzt ins Gesetz ausgenommen, ebenso die Festsetzung von Starvbier. Der Ausschuß hat auch bestimmt, daß der Haustrunk steuer frei bleiben soll. Sollten Arbeiter durch die Wirkungen des Gesetzes beschäftigungslos werben, so steht ihnen für die Dauer voqpSS Wochen der Ersatz des Einnahmeaussalles zu. Dix Biersteuer wird unverändert nach den Beschlüssen des Ausschusses angenommen. Bei der Weinsteuer hat der Ausschuß in zweiter Lesung die in erster Lesung bestossene Herabsetzung des Steuersatzes der Regierungsvorlage von 20 auf 10 Prozent wieder aufgehoben, jedoch die Verpflichtung für den Bundes rat in das Gesetz ausgenommen, nach dem Kriege aus Ver langen des Reichstages den Steuersatz aus Wein im Werte vbn nicht mehr al» zwei Mark für da» Liter auf 15 Prozent de» Werte» herabzusetzen. Der Haustrunk ist auch steuerfrei gelassen worden. Der Weinzoll ist wesentlich erhäht wor den. Zur wissenschaftlichen Förderung des Weinbaues wer den alHährlich au» den Steuereinnahmen 300 000 ausge worfen. Die Weinsteuer selbst ist bis zum 1. Juli 1923 be fristet. Sie soll einen Monat nach der Verbindung in Kraft treten. Auch die Weinsteuer wird unverändert nach den Ausschußbeschlüssen angenommen. ' Di« nächste Sitzung findet am Mittwoch statt. Tages ordnung: Stempelsteuer, Umsatzsteuer, Steuerflucht. A», Sachse» Oschatz, 10. Juli. Ei« überraschender willkommen», grutz wurde einem Feldgrauen zuteil, der von der Front kam. Ism Frau und Kindern nun die Wiedersehensfreude und den Empfang an der Bahn nicht zu verderben, da er sie telegraphisch auf eine spätere Zeit bestellt hatte, wartete er, bis seine Angehörigen kamen. Die Wiedersehensfreude war so groß und rührend, daß ein stiller Beobachter dem Feldgrauen etwas in die Hand drückte. Als sich derselbe bedanken wollt«, war der edle Spender, ohne zu sagen wer er war, mit dem Zuge weitergefahven. Der Beschenkte be sah sich nun erst die Spende — es war ein Hundertmark schein. Falkenau, 10. Juli. Verbrüht. Die beiden Knaben des Bergarbeiters Brandl in Haselbach fielen beim Maschinen haufe einer Schachtanlag« in den beim Auspuffrohr der Dampfmaschine stehenden Behälter, in welchen sich das heiße Wasser ergießt und verbrühten sich derart, daß sie kurze Zeit darauf starben. l? ' Sle»e» au« aller Welt. — Teuerung und Lebensmittelmangel in Moskau. Die Lage in Moskau schildert der Korrespondent der „Franks. Ztg." in Moskau unter dem 2. Juli u. a. wie folgt: Die Rück wirkung der Dekrete, die die Bourgeoisie mit allgemeinen GewaltmaßNahmen bedrohten, zeigt sich in Gestalt der all gemeinen Unruhen und der Panik. Man sieht Popen, alte Offiziere, junge Gymnasiastinnen als Zeitungsverkäufer an den Straßenecken und junge Rotgardisten in englischen Offi ziersmänteln, Sportmützen und tief ausgeschnittenen Ma trosenblusen in den mit schrillem Geheul durch di« Straßen sausenden Autos. Dieser Zustand tieffterUnwahrscheinlich- keit trägt nicht dazu bei, die nun einmal bestehenden Ver hältnisse zu festigen. Unwillkürlich irren die Augen von den unerträglichen Härten des jetzigen russischen Lobens Betrof fenen umher und suchen den Besteier. Eine der schlimmsten Härten des gegenwärtigen Zustandes sind die geradezu un glaublichen Lebensmittelverhältniss«. Der Preis für ein Pud sägechtes schwarzes Mehl stieg in den letzten Tagen sprungweise von 200 auf 38s) Rubel und wird sicherlich noch weiter steigen. Brot ist nirgends zu kaufen. Was man gegen teures Geld und unter großen Schwierigkeiten allen falls erhält, ist ein schwarzes, feuchtes, mit Stroh vermischtes Brot, das schlechterdings ungenießbar ist. Sicherlich wäre auch ohne da» von -er Räteregierung «ingeführte Getreide monopol eine Brotkrisis vorhanden, aber niemals wär« ste ohne das Monopol so empfindlich, wie sie tatsächlich ist. Di« Zufuhren von Getreide aus der Ukraine, aus dem nördlich«» Kaukasus und aus dem reichen Sibirien nach den mittleren und nördlichen Gouvernements von Großrußland haben auf gehört. Bei den Bauern Rußlands sind selbstverständlich Vorräte an Getreide vorhanden, deren Herausgabe die Not mildern würde, aber sie kommen nicht zum Vorschein. Bei freiem Handel wäre unter den jetzigen Ausnahmezuständen der Preis für das Pud Getreide vielleicht bis in die Höhe von 100 Rubel gestiegen, niemals aber zu der einfach phan tastischen Höhe des Vierfachen dieses an sich schon enormen Betrages hinaufgeschnellt, wie es jetzt der Fall ist. Die einst so prächtigen großen Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien Moskaus sind verödet, die Schaufenster ohne Waren. Nur die Trödelmärkte sind reich besetzt. In den unsauberen ein- fachsten Volksrestaurants der Stadt kostet eine aus zwei Ge richten bestehende vegetarische Mahlzeit ohne Brot nirgends weniger als 10 bis 15 Rubel: In den wenigen vornehmen Restaurants/ die noch geöffnet sind und die meist von Aus ländern besucht werden, ist eine Suppe nicht unter 10, ein Fleischgericht nicht unter 15 oder 20 Rubel zu haben. All«r- dings herrscht ein märchenhafter Überfluß an Papiergeld. Selbst in den Gassen der Ärmsten scheint dieses verlumpte, verschmutzte Zettelgeld, das an Bierslaschenetiketts erinnert, unermeßlich zu sein. Man kann sich, wenn auch zu erstaun lichen Ziffern, die in keinem Lande ein Gegenstück haben dürften, schließlich doch noch immer mit dem Nötigsten ver sorgen. Nuivdas Brot ist einfach unsichtbar geworden. Man fristet sein Leben und zuckt die Achseln. - Die Flucht im Dampfkessel. Auf dem bayerischen Bahnhof in Asch in Böhmen an der oberfränkischen Grenze bei Hof kam ein Dampfkessel aus dem Rheinland an, der nach Aussig in Böhmen bestimmt war. Man hörte im Kessel Klopfen und Rufen und entdeckte zwei französische Kriegsgefangene, die bei ihren schwachen geographischen Kenntnissen geglaubt hatten, schon im neutralen Ausland zu sein. Die beiden Ausreißer hatten einen großen Zwieback vorrat bei sich. . — wegen einer verlorenen Brotmarke. Aus Furcht vor Strafe hat sich in Altenburg der elfjährige Knabe Willi Hacke an einem Gartenzaun erhängt. Er war von sei ner Mutter mit einer Brotmarke zum Bäcker geschickt wor den und hatte die Marke verloren. — Die Zunahme der Eisenbahndie-stShle. In der Finanzkommission des preußischen Herrenhauses führte der Eisenbahnminister aus, daß die Diebstähle auf den Eisen bahnen eine geradezu ungeheure Höhe erreicht hätten. Er habe im Frühjahr dieses Jahres nach den Berichten der Eisenbahndirektionen erst mit 49, dann mit 57 Millionen Mark gerechnet. Diese Zahl sei zu niedrig gegriffen. Di« Entschädigungen, die die Verwaltung zu leisten hätte, seien auf 80 Millonen Mark zu veranschlagen. Allerdings trag« die ungeheure Wertvermehrung zu dieser Höhe etwas bei. Unter den Gründen für die Zunahme der Diebstähle fei be- Donnersteg, »« 11. Ault 1,1» Im Buchengrund. Original-Roman von tz. E»urth»-Mahler. Gvp^rigbt ISIS b/ Llrewer ck Oomp., Leriiv V. 80. 28. Fortsetzung. (Nachdruck verholen.) Sie gingen nun wieder zu den anderen zurück. Jutta sah schon dem Gesicht der Schwester an, daß sie beruhigt war. Doktor Görger sagte ihr seine Ansicht, und Jutta küßte ihn voll Dankbarkeit. ,Gott sei Dank, daß ich wenigstens darüber beruhigt bin!" sagte sie mit einem Seufzer der Erleichterung. * Frau Geheimrat Falkner sah in ihrem bequemen Lehn stuhl. Ihre Hände ruhten untätig im Schoß, und ihre Augen folgten dem Zeiger der Uhr. Zugleich lauschte sie dem Schlag ihres Herzens. Ach, trotz aller Beherrschung schlug es gar nicht regelmäßig! Wie hätte sie jetzt auch ganz ruhig sein können, da sie ihre Tochter Lena und ihr Enkelkind er wartete! ' Minna hantierte noch eifrig in der Wohnung. Jutta hatte ihren Lohn erhöht, weil Minna jetzt mehr Arbeit ha ben würde. So war das Mädchen bereitwillig an die Ar beit gegangen. Für Lena und das Kind war das kleine Besuchszimmer als Schlafraum eingerichtet worden. Für Wally hatte Jutta ein niedliches weißes Gitterbett gekauft. Das stand nun neben Lenas Bett. Eine abgelegte Fenstergardine war als Himmel darüber drapiert und mit blarym Schleifen zusam mengehalten. Die Mutter hatte sorglich all« Schäden da ran ausgebessert. Nun sah es sehr hübsch und freundlich aus. Jutta war zufrieden. Mn na war jetzt dabei, in der Küche alle» für einen Imbiß zurechtzumachen.. Sie war riesig gespannt auf den Besuch au» dem fernen Ostafrika und malte sich im Geist« aus, wie er wohl aussehen würde. In ihre Gedanken hinein ertönte die Klingel aus dem Zimmer ihrer Herrin. Minna war angewiesen, auf dieses Klingelzeichen stets sofort alles stehen und liegen zu lassen und in» Wohnzim mer zu eilen. Das' tat ste auch jetzt gewissenhaft. „Frau Geheimrat wünschen?" fragte sie, an deren Lehn stuhl herantretend /„Ach,. Minna, sehen Sie doch bitt« einmal die Straße ent- lang, ob der Wägen mkt meinen Kindern noch nicht zu sehen ist. Ich mein«, sie müßten doch schon hier sein." Minna joch nach der Uhr. „Nicht doch, Frau Geheimrats e» fehlen noch drei Mi- nuten an vier Uhr. Fräulein Jutta hat gesagt, Punkt vier Uhr würden sie da sein. Da» stimmt dann sicher auf die Minute. Fräulein Jutta rechnet sich das alles ganz genau ihr ausstrecktr. Lena fiel vor der Mutter in die Knie, und aus." „Ja doch, Minna — aber es könnte doch sein, daß der Wagen etwas schneller führe." „Na ja, ich kann ja mal nachsehen. Aber Frau Geheim rat müssen auch ganz ruhig sein und daran denken, was Fräulein Jutta und der Herr Doktor gesagt haben", erwi derte. Minna, den Vorhang vom Fenster zurückziehend. Sie blickt« die Straße entlang und sah auch gleich da rauf ein Auto heranfahren. Ruhig zog sie den Vorhang wieder zu und trat an den Lehnstuhl heran. „Nun trinken Sie erst mal einen Schluck Wasser, Frau Geheimrat und riechen Sie auch'n bissel Kölnisches Wasser. So — es ist bloß — der Wagen hält jetzt unten oor'm Haus. Gleich werden sie draußen klingeln —, aber ganz ruhig, ganz ruhig müssen Sie fein — sonst mache ich die Türe gar nicht auf, Frau Geheimrat." Mnnas gutmütige Wichtigkeit entlockte der Men Dam« ein Lächeln. Das Herz klopfte ihr freilich rebellisch, aber sie bezwang sich. Sie wollt« jetzt das Bewußtsein nicht verlie ren, wie das so ost bei Erregungen geschah. Das Glück des Wiedersehens muhte sie mit vollen Mnnen genießen. Es war wie ein Gebet um die Kraft, diese Freude zu ertragen. „Nun gehen Sie öffnen, Minna — Sie sehen ja, daß ich ganz ruhig bin." Minna ging «hinaus. In demselben Augenblick klingelt« es draußen an der Flurtür. Gleich darauf trat Jutta mit Doktor Görger ein. „Na/ da haben wir die Afrikaner eingesangen. Wenn das Mutterte hübsch artig ist, lassen wir ste herein, hübsch eichen nach dem andern", sagte der Arzt und befühlte den Puls der Patientin. Jutta beobachtete ängstlich die Mutter. „Bist du ruhig, Mutterle?" „Ja, Kind, ja. Ach laß sie doch herein!" antwortete die Mutter' hastig. „Gleich, gleich, erst nehmen wir noch ein Pülverchen zur Herzstärkuyg," erklärte Doktor Görger und rührte ein solches in ein Glas Wasser. Gehorsam trank die alte Dame das Gla» l«er. Sie bezwang sich Heldenhast, ihre ganze Kraft nahm sie zu- annnen. Doktor Görger winkte jetzt Jutta zu, und ste ging, um Lena zu holen. T» selbst folgte ihr auf dem Fuße. Lima trat über die Schwelle. Einen Augenblick blieb sie stehen, dann eilte ste auf die Mutter M die in stummer Sehnsucht, unfähig ein »ort zu sprechen, die Arme nach s beide umschlangen sich mit zitternden Armen. Einen Moment war es der Mutter zumute, als müsse sie ohnmächtig werden, aber ihr Wille siegte über ihre Schwäche. Kein Wort wurde laut. Diesen Moment des Wiedersehens durchlebten Mutter und Tochter mit allen Fa sern ihres Seins. Nach einer langen Zeit tasteten die Hände der Mutter wie segnend über das Haupt ihrer Tochter. Die feuchten Augen der beiden Frauen blickten ineinander, als suchten sie die alte herzliche Liebe, das innige Verstehen, das sie stets verbunden hatte und das sie nun nach langer Tren nung mit heiliger Weihe erfüllte. Endlich sanden sie auch Worte, zärtliche, innige Worte der Liebe. „Daß ich das noch erleben durste, meine Lena! Wie danke ich's dem lieben Gott! Ich habe gefürchtet, ich würde dich nicht mehr Wiedersehen. Und nun halte ich dich an meinem Herzen. Ein wenig schmal ist das liebe Gesicht meiner Lena geworden, und die Augen blicken ein wenig matt. War es schwer da unten im fremden Land, mein« Lena?" „Die Liebe war ja mit nur, meine Mutter. Georg hat mich auf Händen getragen. Und dann kam Wally. Ach, mein Mutterle, wie habe ich seitdem so recht verstehen ler- nen, was Mutter und Kind einander sind." Die Augen der alten Dame strahlten auf. „Das Kind — ach, Lena — bringt mir das Kindl" Die junge Frau schmiegte sich an die Mutter. „Laß mich erst noch ein Weilchen allein bei dir blei ben, mein Mutter!«. Du mußt erst wieder ganz ruhig wer den, du darffst dir nicht so viel zumuten. Wally ist ein kleiner Wildfang und wird dir genug Unruhe machen." Die Mutter seufzte. „Ach, daß ich immer an meine Gesundheit denken muß! Horch — da plaudert ein Kinderstimmchen — das ist mein Enkolchen — ach Lena — Lena — wie lieb das klingt." „Ja, Mutterle, sie wird Jutta und Owkel Doktor mit Fragen quälen, ob sie noch nicht zu „Droßmama" darf. Auf der Reise hat sie Men Leuten erzählt: wir reisen zur lieben Droßmama." Ein« jähe Röte, der ein« tiefe Blässe folgte, trat in der Mutter Gesicht. Lena erschrak. „Mutter — liebe Mutter — was ist dir?" rief st« ängstlich (Fortsetzung folgt.)