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Wäre es ihm nicht allzusehr darum zu thun gewesen, die Beweise zu vermehren, so würde er aus der Beschaffenheit der Nachrichten der hiesigen Chroniken über die älteste Zeit ebenso leicht, wie wir, ersehen haben, daß dieselben für jene Zeit, wo hier die Sorben wohnteE nichts beweisen können, da in ihnen keine Spur von historischer Forschung sich findet, sondern nur einzelne unkritisch zusammcngeraffte Notizen, von welchen überdies nur wenige aus Grimma sich beziehen, zusammengestellt sind. Wie in dem jetzigen Falle der Chronist zu seiner Nachricht gekommen sei, haben wir schon oben angegeben. Schumacher vermuthet ferner, es sei diese Burg von den Deutschen, als sie unter Heinrich hier sich festgesetzt, zu einem Burgwart benutzt worden. Aber diese Vermuthung von der Anlegung eines hiesigen Burgwarts findet in dem, was über die Sächsi schen Burgwarten bis jetzt bekannt ist, durchaus keine Bestätigung. Der mit den Urkunden und übrigen Geschichtsquellcn sehr vertraute Schöttgen hat auf die Erforschung der Sächsischen Burgwarten großen Fleiß ver wendet und zu verschiedenen Zeiten zwei Abhandlungen über dieselben geschrieben "). Aber unter den von ihm angeführten 40 Burgwarten findet sich kein Burgwart Grimma. Auch ist weder unter den von Märcker Burggrafthum Meißen S. 6. Anmerkung 13 aus Urkunden nachgetragenen Burgwarten, die Schöttgen noch nicht gekannt, noch in den hier vor handenen Urkunden eine Spur von einem Burgwart Grimma zu finden. In der ältesten Urkunde vom Jahre 1065, in welcher Grimma zum ersten Male erwähnt und schon oppillum Orimmi genannt wird"), ist weder stattfindcn, da im 1V. Jahrhunderte die Ausdrücke casirnm, url,s und civilss gleichbedeutend sind und eben nur eine Burg oder einen befestigten Ort bedeuten, wie vielfach nachgewicscn worden ist. — Beiläufig berühren wir hier noch eine andere, in den Dresdner Anzeigen vom Jahre 1770. St. 28. S. 319—328 anonym vorgetragenc Ansicht, nach welcher nicht nur eine Burg auf dem Burgberge gestanden hat, sondern auch die Stadt Grimma selbst ur sprünglich dort angelegt gewesen ist und Burg und Stadt erst zu Ende des 12. Jahrhunderts in's Thal verlegt worden sein sollen. Zur Widerlegung dieser Meinung braucht nur auf die dem Verfasser jenes Aufsatzes (es ist der Pfarrer N. Roch in Ncppcrwitz, lotter dessen Namen Schneider in den äliscollnnnis Saxonicis Th. VI. S. 214 in der Anmerkung ihn anführt) noch unbekannte Urkunde über Grimma vom Jahre 1065 hingewiesen zu werden, nach welcher Grimma im Thale schon damals eine ganz andere Stadt war, als derselbe die damals auf dem Burgberge gelegene sich denkt. 5) Die erste steht in der diplomatischen Nachlese Th. VII. S. 377—414, die zweite in dessen Opusoul» Minor» dislor. 8axonic. illustrrmlm S. 56—91. (Ein Auszug daraus steht in den Misccllanccn und Urkunden zur sächsischen Geschichte (Leipzig 1798. 8.) S. 22—35.) 6) in Lepsius' Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg Th. l. S. 220. Nr. 23.