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AnzeiseklRtt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sonne für die angrenzenden B^irke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telegr-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen L Schulmfpektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. «k»»«»». i WWt, erSäWHeLrzäljler Aischofswei-a« GllgevkE Wöchentliche Beilagen: Ded Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltungsblatt. Geschäftsstelle: Blschokwerda, Altmarkt IS Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be zugspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung In der Geschäftsstelle monatlich SV Pfg., bet Zustellung ins Hau monatlich SV Pfg.; durch di, Post bezogen vierteljährlich Mk. Löö ohne Zuftellungogebühr. Postscheck-Konto: Amt Leipzig M». 21543. — Gemeinde« verbandsgiroknfse Bischofswerda Konto Nr. S4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich« tungen — hat der Bezieher keinen Ansmuch auf Lieferung «der Nachlieferung der Zeitung «der auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Anzeigenprei«: Die Sgespaltene Gmndzeile (Zlm. Moffe 28 oder deren Raum 25 Pfg., örtliche Anzeigen 18 Pfg. Im Text» teU (Zlm. Mosse 17) SO Pfg. die 3gespaltene Zeile. Bei Wieder. Holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige« die Sgespaltene Zeil« 40 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Staatssekretär v. Ei« Iweifel an dem Enderfolg des U-BootKrieges ist nicht berechtigt. ' Lettin. 17. April. (W. T. B.) In der heutigen Be- ratung -es Haushalts für die Kaiserliche Marine im Haupt ausschuh des Reichstages ergriff Staatssekretär v. Ca pelle nochmals das Wort zur U-Boot- und Frachtraum- Frage: Der Tonnagera-ub an Holland ist der beste Be- weis, wie weit -ie Schiffsraumnot bei unseren Gegnern gs- -iehen-ist. Au den Versenkungen treten der starke Verschleiß der Schiffe und die Steigerung der See-Unfälle. Gegenüber den Behauptungen englischer Staatsmänner über ungemein starke Verluste an Unterseebooten stellte der Staatssekretär fest: Die Neubauten übersteigen ncuh wie vor die Verluste. Wir können auch weiter Mit der bisherigen militärischen Leistung unbedingt rechnen. Ob Lloyd George nach verlo renem Landkrieg den Seekrieg mit Aussicht auf Erfolg fott- führett kann, hängt nicht von seinem WSlen, sondern von -em Kampf: U-Boot gegen Schiffsbau ab. Nach Lloyds Registern sind in -en letztep 10 Jahren vor dem Kriege pro Jcchr etwas über 2 Millionen Brutto-Register-Tonnen auf der ganzen Welt hergestellt worden. Durch natürlichen Ab gang wurden 660 000 Brutto-Register-Toünen Schiffst raum pro Jahr vernichtet; 1,4 Millionen Brutto-Register- Tonnen ist also der jährliche Reinzuwachs für die ganze Welt gewesen. Amerikas und Japans Neubauten werden für die eigenen Bedürfnisse dieser Länder bis zu gewissem Grade aufgebraucht. Es bleibt also in der Haupffache die Lage des englischen Schiffsbaues zu betrachten. Um die Mitte 1017 wurde von Engländern in amtlicher Stellung von 3 Millionen gesprochen, dann ging Lloyd George auf 2 Millionen' herunter und jetzt liegt laut Angabe Bayar Laws das Ergebnis mit 1.16 Millionen vor. Einer Indienst stellung von rund 100 000 Brutto-Regifter-Tonnen steht demnach eine Versenkung von 600 000 Brutto-Register- Tonnen gegenüber, also das Sechsfache. Selbst wenn man -die gemachten Angaben als zu günstig ansieht und eine Neubautätigkeit von monatlich 150000 Brutto-Regifter- Tonnen, also 50 Prozent höher, annimmt, und auch die Ver senkungen auf 450000 Vrutto-Register-Tonnen kürzt, so find die Versenkungen immer noch dreimal so groß als die Neubauten. Heute, wo nur noch die unbedingt notwendigen Frachten für Lebensmittel und Kriegsbedarf befördert wer den können, bedeutet die Versenkung auch nur eines kleinen Schiffes etwas ganz anderes wie bei Beginn des U-Boot- krieges und bedeutet der Ausfall eines Schiffes auch den Ausfall von vier bis fünf Frachtladungen. Unter diesen Ver hüttnissen mutz -er grützte Pessimist sogen, -atz die Lage der Gegner in statt wachsendem Mähe und mit großer Schnei, kgkeit sich verschlechtert und daß jeder Zweifel an dem End erfolg des L-Voakkttege» nicht berechtigt ist. (Beifall.) Un sere Gegner haben durch ihie Abwichematzaahmen den U^ Vootkrieg zu keinem Zeitpunkt irgendwie entscheidend beein- stntzt und werden e« auch in Ankunft nach menschlicher Vor aussicht nicht können. Der Staatssekretär ging sodann als für den Schiffsbau ungefcchr ausschlaggebend auf di« Schiffsbaustahl-Frage ein. Die Einfuhr von Stähl nach England betrug 1916 763 000 Tonnen, 1017 nur 407 000 Tonnen. Fachkreise in England geben die Stahkknappheit als Hauptgrund für die geringe Leistung des Schiffbaues an. Was di« Leistungen Amerika» betrifft, so ist die Hilf« von dort an Menschen und Flugzeugen im ersten Jahre ihrer Teilnahme am Kriege verhältnismäßig sehr gering ge- wesen. Die Erwartungen unserer Feinde find schwer ent- tätHcht worden. Wenn Amerika später «ine halbe Million Tippen in Frankreich HÄten will, so braucht es dazu bau- ernd einen Frachtraum von etwa 2 Millionen Donnen, -ie wiederum der Versorgung seiner Bundesgenossen entzogen Gerden Nach amerikanischen -und englischen (Lloyd Geor ge») Angaben selbst kdmnrt ubttgrn» ein Eingreifen eines jo grohen Heeres für diesen Fttiqug nicht mehr in Frage. Capelle über den Der Staatssekretär besprach sodann eingehend den amerikanischen Schiffsbau. Für die Ausführung der papier- nen Riesenprogramme müssen zunächst erst die Bauwersten angelegt werden. Im Jahre 1917 hat Amerika nach all den ungeheuerlichen Versprechungen 750 000 Br.-Reg.-To. seegehend« Schiffe gebaut. Die große in Auftrag gegebene Handelsflotte baut Amerika doch nicht für den Krieg, son- drn um nach dem Kriege, wenn -ie Schiffe inzwischen fertig sein werden, an Stelle Englands der Weltverfrachter zu werden. Der Staatssekretär ging weiter auf die wirtschaftliche Lage ein, die durch den Eintritt Amerikas in den Krieg entstanden ist. Die materielle Hilfe für die Entente ist nach Amerikas Eintritt in den Krieg nicht etwa gestiegen, son dern erheblich zurückgeg'angen. Amerika ist, weil es eben der Entente am nächsten liegt, und infolge des U-Bootkrie- ges die ungeheueren Vorräte, -ie auf der südlichen Halb insel lagern, nicht «-transportiert werden können, in erster Linie Lieferant für die Entente. Nun haben sich durch -ie ungeheueren Rüstungsprogramme Wilsons derartige Schwierigkeiten entwickelt, daß Amerika, das Land der Aus fuhr, jetzt selbst anfangen muß, zu rationieren, anstatt wie man hoffte, der Entente in steigendem Maß zu helfen. Alles in allem kann man festslellen, daß durch den Eintritt Ameri kas in den Krieg -ie wirtschaftlichen Schwierigkeiten unserer Gegner gewachsen sind. - » Auf eine längere Rede des Abgeordneten Erzbor- gers führte Staatssekretär, v. Capelle zum Schluß aus: Ich bin nie von einer anderen Stelle veranlaßt worden, Mehrbeftellungen auf Unterseeboote zu machen, als ich wollte, es ^st alles geschehen, was möglich war, den Unter seeboot-Bau zu fördern. Die Feinde sind garnicht in der Lage, ihre Schiffe bis zUm letzten Rest auszunutzen, weil sie nicht disponieren können. Ich habe stets nur mit einer Summe von 600 000 Tonnen monatlich gerechnet. Solange England Len Festlandskrieg nicht aufgibt, werden die Ver hältnisse dort immer ungünstiger werden. U-Vootbeute vor den Azoren. Lettin, 17. April. (W. T. B. Amtlich.) Im Sperr gebiet um die Azoren wurden von einem unserer U-Pootc in den letzten Wochen 5 Dampfer und 2 Segler versenkt, hiervon waren bewaffnet der griechische Dampfer »klchira" von 2240 Vr.-Reg.-To. und her französische Dampfer „Qued Sebou" von 1540 Vr.-Reg-To. Auf letzterem dffanden sich 150 Soldaten. Die Geschütze, je eine S-Aenllmeter- und 7,5- Aentimeter-Sanone, wurden erbeutet. Die für unsere Fein de bestimmten Ladungen waren besonders wertvoll. Sie bestanden aus Palmöl, Palmkernen, Erdnüssen, Vauvuvolle, Gummi, wach», Eisen und Stahl. Da» R-Voot hat 27 To. Gummi und 5 To. Vach» für die deutsche Kriegswirtschaft in die Heimat mttgebvacht. Eroberung von Poeleapelle tnrd Langenmrick. Vertin, 17. April, abends. (Amtlich.) Auf dem kampj- fttd der vorjährigen Alandernschlächt wurden Pöetcapelle und LemGemarck genommen. Berlla, 17. April. (W. T. B.) Mit der Eroberung von Langomarck und Poeleapelle mußten die Engländer den Deutschen zwei Otte überlassen, die sie während der Flau- dernosfenfioe im Jahre 1917 unter den schwersten Verlusten und trotz vielfacher Überlegenheit erst nach wochenlangem Kampfe erobern konnten. Pyelcapelle besetzten die Englän der am 4. Oktober 1917 nach über zweimonatigem blutigstem Kampfe. Lloyd George Keß.Seinerzeit zur Eroberung von Poeleapelle in London Victoria läuten. Danz England feierte aus die Meldung de» Marschalls Haig den Schlachttag des 4. Oktober als größten Sieg feit der Marneschlacht. Unterseebootkrieg. Die neuen Kriegssteuern. Nactchem der Grundsatz zur Anerkennung gebracht war, daß für den Zinfendienst unserer Kriegsschuld und für die Deckung der Fehlbeträge im Reichshaushaltetat nicht der Weg der Anleihen beschritten, sondern neue Steuern gesucht werden sollten, erwuchs dem Reichsfchatzamt die schwere Aufgabe, in dieser Zeit des allgemeinen Druckes wettere Steuerquellen zu erschließen. So stand die Reichsfinanzoer- waltung vor der Notwendigkeit- 2,8 Milliarden Mark neue Einnahmen zu beschaffen. Zur Deckung dieser Riesensumme eine völlige Umgestaltung der Reichsfinanzen vorzunehmen oder neue Wege einzuschlagen, verbot sich von selbst, da -t« techniche Möglichkeit dazu fehlte und die Neuregelung un seres Finanzwesens nach dem Kriege nicht erschwert werden durste. Es blieb der Reichsregierung kaum etwas anderes übrig, als die vorhandenen Steuern weiter auszubauen und im Rahmen des Bestehenden neue Steuern einzuführen. Dabei mußten auch diesmal die Grundsätze: Schonung der schwächeren Schultern, Ertragfähigkeit und leichte Durchfüh rung der neuen Steuern beobachtet werden. Das nächstliegende war das Gebiet der Getränke- steuern. Hier bot sich eine weitere Ausnutzung der Viersteuer, doch erschien es notwendig, von der Rohstoffbesteuerung zur Fabrikaffteuer überzugehen, schon weil die Ausbeute der Rohstoffe durch die Brauereien erheblich gestiegen ist. Not wendig erschien, bei der Fabrikaffteuer, die auf 10 bis 12.50 Mark für den Hektoliter bemessen ist, zwischen Starkbier und Einfachbier zu unterscheiden. Das soll durch Zuschläge und Ermäßigungen erreicht werden. Zur Regelung des Wett bewerbes soll die Kontingentierung eingefühtt und das Bier über das Kontingent hinaus mit stärkeren Steuerzuschläyen belegt werden. Aus der so gestalteten Biersteuer hofft man einen Mehrettrag von 339 Millionen Mark zu erzielen. An- gefichts einer solchen Belastung des Bieres konnte die Reichs regierung nicht an einer Besteuerung des Weines, die der Reichstag schon zweimal abgelehnt hat, vorübergehend Als Steuer sind 20 v. H. des Wertes vorgesehen; sie soll beim Übergang des Weines an die Verbraucher erhoben werden. Vorgesehen ist auch eine Nachsteuer für alle Vorräte über 30 Flaschen. Für Meß- und Abendmahlsweine sind Aus nahmen eingefühtt. Die neue Weinsteuer soll 100 Millionen Mark bringen. Ein« Erhöhung der Schaumwein steuer säll 20 Millionen Mark ergeben. Auch eine Be steuerung aller natürlichen und künstlichen Mineralwäs- s e r und der mnkfertigeu und konzentrierten Limonaden ist geplant, in Verbindung damit eine Erhöhung des Zolles auf Kaffee, Kakao ustd Tee. Daraus sollen 126 Millionen Mark mehr gezogen werden. Die Kaffee-Ersatzmittel bleiben steuerfrei. Schließlich ist die Einführung des Prannttveinmonopol» beschlossen worden, wofür der erste Schritt in der Errichtung der Spirituszentrale getan war. Diese soll als G. m. b- H. unter einem Monvpolamt weiter bestehen, dem ein Beirat -ttgegäben wird, dem neben fünf Bundesratsmitgkie-em und fünf Reichstagsabgeordntten je fünf Vertreter der tzmd- wirtschaftlichen Brennereien und der sonstigen Interessen gruppen angehören. Die Zahl der Destillationen soll^dll- mähltch verringert, die Destillateure rentenweise enffchMNgk werden, so daß keine große EnffchS-igungsanleche — »«ge sehen ist nur eine von 50 Millionen Matt — notwendig wird. Edekbranntwein soll nicht der Mvnopolverwaltung verfallen, auch fttl «in Zehnt«! -es Spiritus zu besondeeen T>"dUrgungen für die Herstellung von feinen Likören freche- geben werden- Der Preis de» Trmkbranntweins wird für di« Flasche festgesetzt, während der Ausschank glasweise leb per Preisfestsetzung unterliegt. Der für gewerbliche Zweck« bestittmtte Spiritus soll auch in'Zukunft unter den Her-