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Da SLUch« LM«. 85. Reichstages dieser Lebensnotwendigkeit des deutschen Dol- «kes Rechnung. Kriegsentschädigung. Der Verband Sächsischer Industrieller hat auf seiner letzten Tagung eine Entschließung gefaßt, die die Notwen digkeit einer ausreichenden Kriegsentschädigung betont und eine solche als Grundbedingung sür Deutschlands künftige wirtschaftliche Blüte fordert. Auch wir freuen uns, daß sich der Verband — und damit wohl auch sein früherer Syndi kus Herr Reichslagsabgeordneter Dr. Stresemcmn — aus diese Grundlage stellt und seiner wohlbegründeten Überzeu gung öffentlich Ausdruck gibt. Stellt er sich doch damit auf -einen Boden, aus dem die Konservative Partei schon seit lan gem steht. Der Führer der Konservativen im Reichstag, Graf Westarp, hat bekanntlich im März im Reichstag einen Antrag ^stellt, der den Wortlaut hat, x „den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß bei künftigen Friedensverhandlungen der Grundsatz des Verzichtes auf Kriegsentschädigungen ausgegeben und je nach der militärischen Lage die Zahlung von Ent schädigungen ausbedungen wird, um reichliche Mittel da- ' für zu schaffen, daß die Fürsorge sür die heimkehrenden Krieger auf eine neue Grundlage gestellt, das Renten wesen für die Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen ausreichend ausgestaltet, den entlassenen Kriegern für den Übergang in die Friedenswirtschaft und zum Ersatz der ihnen erwachsenen wirtschaftlichen Schäden Beihilfen gewährt und in großem Umfang Heimstätten und An siedlungen für Kriegsteilnehmer geschaffen werden können." Daneben sei nur an die Konservative Interpellation in der °2. Sächs. Kammer erinnert, die nicht bloß grundsätzlich eine ausreichende Kriegsentschädigung im allgemeinen, sondern auch noch aus gleicher Quelle zugunsten der Kriegsteilneh mer fordert. Die Entschließung des Verbandes Sächsischer Industrieller geht nach der gleichen Richtung wie der An trag Westarp. Hoffentlich trägt auch nun die Mehrheit des vle der Keiegoerklärnng mwerweilt sol- GMbeLröstnnng de» rnncäusschmSeldsnge« durch dr» de»ffch-bnlg«ychm Angriff d, der Dobrudscha hat »ich« einmal bmvftse«, da- du Krieg« da« Glück sich »eist mit der Kühnheit vennLhtt. Die Schnelligkeit von Entschluß «d Lat hat, indem sie de« Zeinde» Pläne sogleich dnrchkrmtt«, mit Lntraka» torstmgmd auf den erfolgreichen Anegang de« Zeldmge« gewirkt. Da» übrig« hab« die Lapferkett ach di» Anndaner der Lrupp« getan, nxlchr unter schwere« Kämpfen die Ru mänen au« Siebenbürgen versagte«, di« trau»sgloanischeu Alpe« und die Dona» überschritten, den Feind in heißer Schlacht über dm Arge» drängten und dann rastlo» über Bukarest und Ploesti und über dm Riomik bi« ,um Sereth »«folgt«. Die rumänisch« Armee war mt- scheidend geschlagen. Aber «och «ehr: dem deutschm Baterlande warm die reich« Gab« de« rmaäaisch« Boden« nud der rumänisch« Oelgebiet» gewonnen und damit eine Verstärkung sei«- KriegsrSstung, di« rum endlich« Siege führ« wird. Der AiNt dm dmtschm Soldaten hat für dies« sich rüchstch1«lo« ttugffeht. Der schon r»r Latsache gewordme Zerfall de« russischen Staate» ist «ine Leistung der da deutsch« Volke leben- Wen sittlich« Kräfte. An diesem ist m nun, m auch nicht an dem rur Beendigung dr« gaureu Krieg« notwendig« Selbe fehl« m laste«. Deutschland« Söhne i» Feld» Können von ihrem Volke «in Vertrau« beanspruch«, das auch di« achte Kriegs-Anleihe Sberreichuet. Der Siebente. Raman von Elsbeth Borchardt. Lapirrgkt by Oreiner L Lomp-, Koriin 30 1«. ftortsetzung. (Nachdruck verboten.) Ganz njedergeschmettett war der Kleine. Eberhards Zorn und Verachtung waren ihm das Schlimmste gewe sen, was ihm widerfahren konnte. Hilflos brach er in Tränen aus. Obgleich Tränen ihm verhaßt waren, stimmten sie Eberhard zu bedingungsweiser Gnade. Ich will dir drei Tage Bedenkzeit geben — entscheide dich bis dahin für ihn oder für mich. Willst du ihm nach- Hrufen — mir ist es egal. Aber das sag ich dir: Indianer spielen darfst du nicht mehr mit uns, und auch sonst ziehe ich dich zu nichts mehr zu. Ein schwaches Rohr ist mir ver haßt! Kurz drehte er sich um und ließ den Kleinen ganz ver nichtet und eingeschüchtvtt stehen. Um seinem kleinen Her zen, das sich nach zwei Seiten gerissen fühlte, Lust zu ma chen, fing er herzbrechend zu schluchzen an. Einen anderen Ausweg wußte er nicht. Zwar hatte er das unbestimmte Gefühl, als wenn er bei seinem neuen Erzieher Schutz vor dem Zorn des Bruders und auch Trost finden könnte, aber es kam ihm nicht klar zum Bewußtsein. Auch war er es zu sehr gewöhnt, in Eberhard stets die höchste Instanz zu sehen, sich in allem ihm unterzuordnen, daß ihm der Mut zu selbständigem Handeln fehlte. Seeger, der, ohne daß die Knaben es ahnten, vom Ne benzimmer aus die Szene zwischen den Brüdern mit an gehört hatte, und den Kleinen nun nach des Bruders Fort gang so heiß weinen hörte, glaubte zu wissen, , was in ihm vorging. Er kümmert« sich jedoch vorläufig nicht um ihn, beschloß aber» ihn bei der nächsten Gelegenheit auf die Pro be zu stellen und ihn dadurch aus seinen zwiespältigen Ge- fühlen zu befreien. Diese Gelegenheit bot sich schon am nächsten Tage. Eberhard war wieder — sogleich nach dem Frühstück — fortgeritten, Seeger zum Dyrtz und Zeichen, daß er sich nicht einschüchtern ließe. Diesu.al machte Seeger keine Mene ihm zu folgen; er nahm Karl Heinz vor und fing an, init ihm zu arbeiten. Anfangs zeigte sich Karl Heinz störrisch, unsicher, wie er sich verholten sollt«; er wagte nicht, aufzüsthen, «iber auch nicht, sich zu widersetzen. Die freundliche und doch feste Art sei ne» Lehrers wirkte aus ihn, cr ließ sich fesseln, antwortet« artig, wenn er gefragt wurde, und war schließlich so auf Sonnabend, r« IS. April ISIS. Wie elektrisiert fuhr der KnabeMplötzlich zusammen. Die soeben noch vor Lust strahlende n ^ugen starrten jetzt ganz entgeistert nach der Richtung, woher der kurze, strenge Ruf gekmnmen war. » Dort stand der neue Hauslehrer, Ein Zittern lief durch den klein« Körper, aber gehor samst machte er einige Schritte auf ihn 'zu. Bleib! herrschte Eberhard ihn an. Doch er achtete nicht merksam bei der Sache, daß Seeger ihn zum Schluß lobte. Dieses Lob schwellte fein Herz mit stolzer Freude. Dar über versank Eberhards Drohung und Zorn. Am Nachmittag saß Karl Heinz am Tisch, um die Auf- gabH, die Seeger ihm für den nächsten Tag aufgegeben, zu machen. Da trat Eberhard herein. Schnell, Karl Heinz, komm mit, wir haben etwas Feines vor ein großes Indianerkriegsspiel! Mit großen Augen sah Karl Heinz den Bruder an. O ja, das muh sein sein! Aber — wartet doch noch ein bißchen. Worauf? Bis ich fertig bin mit meinen Aufgaben. Aufgaben? Dummer Junge, darauf sollen wir war ten? Jetzt gleich geht es los, und wenn du nicht mittommst, spielen w.ir ohne dich! Dann muß ich erst Herrn Seeger fragen, erwiderte der Junge unschlüssig und zögernd. Den? rief Eberhard unmutig. Den hast du nichts zu fragen. Wenn ich dich mitnehmen will, so sei froh, übri gens sah ich ihn vorhin fortgehen, du kannst also beruhigt fein, fügte er spöttisch hinzu. Ja, aber — die Tränen stiegen in Katt Heinz Augen — Herr Seeger hat mir doch befohlen, so lange hier zu ar beit«!, bis er wiederkäme, und — und — Na, dann laß es bleiben! Es ist da« letzte Mal, daß ich dich mitnehmen wollte. Mr ist es gleich, laß dich von ihm tyrannisieren, so viel du willst; aber ich — spiele nicht mehr mit dir. Eberhard, ich komme ja! rief Heinz mit weinerlicher Stimme dem Bruder nach. No, dann aber etwas plötzlich! Bücher und Hefte blieben auf dem Tisch liegen und in eiligem Lauf ging es dem Park zu. Das wurde ein lustiges Spitt; darüber vergaß Karl Heinz seinen Lehrer und alles, was sein kleines Herz vor dem beschwert hatte. Die Stimmung der englischen Gefangenen. Von der Westfront wird uns geschrieben: Es ist auf fallend, wie sehr sich die Stimmung der englischen Gefange nen im Vergleich zu früher geändert hat. In den Schach ten an der Somme und in Flandern erklärten alle Gefan genen, die englische Armee käme zwar langsam, aber sicher vorwärts und werde die deutsche methodisch zermalmen. Der fortschreitende Angriff sei die Haupffache, ihre Gefangen- Beka»»t«ach,«g twer Frühkartoffeln. Vas Kriegsernährungsamt hat angeordnet, daß die frühesten Kartoffeln (die vorgekeimten, die in Mistbeeten, Treibhäusern und gartenmäßigen Kulturen gezogenen Kar toffeln) von der Festsetzung eines einheitlichen Hüchstpre ses und von der öffentlichen Bewirtschaftung und zwar bis zum 30. Juni ausgenommen bleiben. Dagegcn werden vom 1. Juli ob die Frühkartoffeln wie bisher öffentlich bewirtschaftet werden. Der Höchstpreis für Frühkartoffeln aus der Ernte 1918 wird für das König reich Sachsen mit Genehmigung der Reichskartoffttstttl« m l Gültigkeit r am 1. Juli 1918 ab zunächst auf 10 für den Zentner beim Verkauf durch den Erzeuger festgesetzt. Dresden, am 9. April 1918. Ministerin«» de« Inner«. Landes-Kartoffelstelle. Aus der Ukraine. In unserem Heeresbericht vom 5. April heißt es: „In der Ukraine nahmen wir feindlichen Banden an der Bahn linie Poltawa—Konstantinograd 28 mtt französischen Ge-. wehren und Munition beladen« Eisenbahnwagen und mehr' als eine Million Artilleriegeschosse ab. Im Dnjepr-Tal vordringende Truppen haben nach Kampf Jekaterinoslaw genommen." Wie bekannt hatte -er jung« Staat der Ukraine, der als erster von unseren Gegnern in diesem Weltkriege eine Verständigung mtt uns ernstlich gesucht und infolgedessen auch in Brest-Litowsk einen besonders günstigen Frieden erhalten hat, anfangs schwer zu kämpfen. Nicht nur ver suchten die Grobrussen mit blutiger Gewalt der Ukraine ihre eben errungene Selbständigkeit wieder zu entreiße», sondern es bildeten sich überall im Lande Banden, die un ter dem Deckmantel der Politik raubten und plünderten und vielfach von der Entente ausgenutzt wurden, um den Frie den, und, soweit dieser nicht mehr aufzuhalten war, die An- Lahnung guter Handelsbeziehungen -wischen uns und der Ukraine zu stören. Um nun -lese gegen solche Angriffe und Ruhestörungen zü schützen, rückten nach Abschluß des Friedens von Brest-LttowSk unsere Truppen im Lttvoer- ständnis mit der dortigen Regierung in die Ukraine ein. Sie besetzten die Landeshauptstadt Kiew und säuberten das Land von den zahlreichen Banden, wobei es wiederholt zu ernsteren Kämpfen kam. Wie sehr die Entente auch jetzt noch versucht, den Frie den im Osten zu stören, zeigt der obige Heeresbericht, der von 28 Waggons mtt französischen Gewehren und mehr als einer Million Artiüeriegeschossen spricht, die wir einer solchen Bande abnahmen. Eine willkommene Beut«, die wohl eine Verwendung find« wird, die sich die Franzosen btt der Herstellung nicht träumen ließen. Bon gleichfalls erheblicher Bedeutung ist die Besetzung von Jekaterinos law, der am Dnjepr gelegenen, von etwa 120- bis 130 000 Einwohnern bewohnten Hauptstadt des gleichnamigen, im Südosten an das Meer von Asow angrenzenden Gouverne ments, das 63395 Quadratkilometer groß ist und über 2 Millionen Einwohner aufweist, die meist Vieh- und Pferde zucht (über 170 Gestüte) treiben. Der Handel mit Getreide, Rindvieh, Wolle, Talg, Häuten und Kaviar war vor dem Kriege ziemlich bedeutend. Aber auch die Industrie war vor dem Kriege im Aufillühen; zahlreiche Eisengießereien, Maschinenfabriken und Gerbereien waren entstanden. Zwei große Eisenbahnstrecken, die von Kursk über Charkow nach Asow und Losowo nach Sebastopol führen, erschließen das Land. Dieses weite Vordringen unserer. Truppen ist für uns die beste Gewähr, daß in späterer Zett nach Überwindung der großen Verkehrsschwiettgkeiten ein reichlicherer Wa renaustausch mtt dem Osten stattfinden wird. Dadurch aber wird die größte Hoffnung unserer Gegner: was ihr Schwert nicht vermochte, durch unsere Abschließung zu er reichen, zunichte. Ihre eigene Waffe kehrte sich vielmehr gegen sie selbst, indem unsere U-Boote dafür sorgen, daß die Knappheit an allem Notwendigen, die sie uns wünschen, btt ihnen selbst ttngetrtten ist, während unsere glänzende Offensive sie am besten über den gegenwärtigen Zustand unseres Heeres und unserer Ausrüstung belehrt. darauf, kümmerte sich auch nicht um die neugierigen Blicke der anderen Knaben, sondern ging langsam, den Blick gesenkt und wie das leibhaftige böse Gewissen auf seinen Lehrer zu. Als er vor ihm stand, sah er zu ihm auf, furchtsam, scheu. Komm! sagte Seeger nur, nachdem er ihn strafend an gesehen hatte. Schweigend gingen Lehrer und Schüler den Weg zum Schloß. Dittes unheilverkündende Schweigen war dem kleinen Burschen unerträglicher, als es der schärfste Tadel gewesen wäre. Aber er wagte nicht, es zu unterbrechen. Endlich hatten sie das Schloß und das Unterrichtszim mer erreicht. Die Bücher und Hefte lagen noch auf dem Tisch, wie Karl Heinz sie verlassen hatte, als er dem Bruder zum Spitt gefolgt war. Seeger zeigte darauf hin. Was hatte ich dir befohlen, Karl Heinz? fragte er jetzt streng. Ein Aufschluchzen war die Antwort. Zur Strafe für deinen Ungehorsam wirft du Liese Sette hier drtttnal sauber und schön abschreiben. Wenn du fettig bist, bringst du mir die Arbeit auf mein Zimmer, verstanden? Damit ließ er den Knaben allein. Katt Heinz fing jetzt heftiger zu weinen an. Die Straf arbeit schmerzte ihn weniger, als Herrn Seegers augen scheinliches Zürnen. Darüber konnte er nicht hinweg. Wie gut und freundlich war er bisher mit ihm gewesen! Er glaubte es nicht ertragen zu können. Gern wollte er die Strafarbeit machen, aber zuerst mußte er wissen, bitten, daß er ihm wieder gut sei. Nach einigem verlegenem Zögern entschloß er sich end lich, zu ihm zu gehen. Leise, beklommen öffnete er die Tür zu Katt Seeger» Zimmer. Dieser saß mtt einem Buch am Fenster und wandte sich jetzt erstaunt um. Bist, du etwa schon fettig? N—ein; schluchzte Katt Heinz. Ich — kann nicht eher — nicht, wenn Sie —, noch böse sind — wenn Sie über Seegers Gesicht fü>g ein Heller Schein. Am lieb sten hätte er den reizenden, kleinen Schlingel an sich ziehen mögen; aber er wußte, daß er verspiel: hatte, wenn er nicht hart blieb. -Fortsetzung folgt.)