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»..'i'stt.''- DerSSMcheLrzäffer Aischofswerdaer Tageblatt , Dienstag. 12. FÄnrar ISIS. Anzeigehlatt * für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Tck-r.-2ldrrffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Lr 86. Wöchentliche Vellage«: Der Sächsische Landwirt «nd Sonntags-Unterhaltungsblatt. Geschäftistelle: Btschoftwerda, Altmarkt IS. . Erscheint jede« Werktag abend» für den folgenden Lag. Der Br« ZNAwrei» ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung « der Geschäftsstelle monaüich 7V Pfg., bei Justrllimg in» Hau» «monatlich 80 Pfg.; durch die Poft bezogen vierteljöhrlich Mk. L2S ohne Zustellung»-ekühr V»ftfch«ft«a»»t» r Amt Leipzig Str. 21S4S. — Gemeinde» »erk««d»gir»k»fie Bischofswerda Konto Mr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg »der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe» der Zeitung »der der Deförderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise Rnzeigenprei«: Die Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Mosse 28 oder deren Raum 25 Pfg., örtlich« Anzeige« 18 Pfg. Im Text- tetl (Ilm. Moffe 17) 60 Pfg. die Sgespaltene Zeile. Bei Wieder» Holungen Rabatt nach feststehende« Sätzen. — Amtliche Anzeigen die Sgespaltene Zeile 40 Psg. — Für bestimmt« Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Grfüllung»ort Bischofswerda. Ende des Kriegszustandes mit ganz Rußland. Sofortige Demobilisierung der russischen Streitkräfte. — Kein formeller Friedensvertrag. — Regelung der künftigen Beziehungen dnrch unmittelbaren Verkehr zwischen den beteiligte« Regierungen. Drest-Litowsk, 10.Februar (W. T B) Die deutsch-österreichisch-ungarische-russische Kommission für die Behandlung der politischen und territorialen Fragen hielt gestern und heute Sitzungen ab. Inder heutigen Sitzung teUte der Vorsitzende der russischen Delegation mit, datz Rußland unter Verzicht aus die Unterzeichnung eines formellen Friedensvertrages den Kriegszustand mit Deutschland, Oesterreich-Ungarn, tzerTürkei und Bulgarien für beendet erklärt und gleichzeitig Befehl zur völligen Demobilisierung Ker russische« Streitkräfte an allen Fronten erteilt. Für die aus dieiex^Lage sich ergebenden weitere« Besprechungen zwischen den Mächten des Dierbundes und Rußland über die Gestaltung der wechselseitigen diplomatischen, konsularischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen verwies Herr Trotzki auf den Weg unmittelbaren Verkehrs zwischen den beteiligten Regierungen und auf die bereits in Petersburg befindlichen Kommissionen des Dierbundes DerFriedensvertrag mit der Ukraine. Vrest-Lstowsk, 10. Februar. (W. T. B.) Bei Eintritt der letzten Verhandlungspause konnte bekanntgegeben wer ben, daß die Grundlagen für den Abschluß eines Friedens zwischen dem Dierbund und der ukrainischen Volksrepublik gefunden seien. Seit Rückkehr der Delegattonen nach Brest- Litowsk war auf diesen Grundlagen weiter verhandelt war den. Dank energischer, unermüdlicher Arbeit aller Kommis sionen und dank dem Geiste der Versöhnlichkeit und des Ent gegenkommens, der alle Telle beseelt, war es im Laufe des gestrigen Tages gelungen, eine Einigung in sämtlichen Punkten herzustellen, so daß zur Schlußredaktton der Der- träge und deren Unterzeichnung geschritten werden konnte. Die mit der Herstellung von fünf Vertragstexten verbunde nen technischen Schwierigkeiten führten dazu, daß die feier liche Schlußsitzung und Unterfertigung erst in den ersten Morgenstunde des 9. Februar möglich war. Staatssekretär v. Kühlmann eröffnete als Vorsitzender die Sitzung kurz vor 2 Uhr nachts mit folgender Ansprache: Meine Herren! Niemand von Ihnen wird sich der hi storischen Bedeutung dieser Stunde verschließen können, in der die Vertreter der vier verbündeten Mächte,mit den Ver tretern der ukrainischen Volksrepublik in diesem Saale zu- faMmengekommen find, um den ersten Frieden zu unter zeichnen, der in diesem Wettkriege zustande kommt. Daß dieser Friede unterzeichnet wird mit dem jungen Staats wesen, das aus den Stürmen des großen Kriege» hervorge gangen ist, gereicht den Vertretern der verbündeten Dele gattonen zur besonderen Genugtuung. Möge der Friede der erste von einer Reihe segensreicher Friedensschlüsse sein, segensreich sowohl für die verbündeten Mächte als qpch für di« ukrainische Drüksrepublik, für deren Zukunft wir alle di« besten Wünsche hegen. Der Vorsitzende der ukrainischen Delegatton Herr Sfewrjuk entgegnete: Mit Freuden stellen wir fest, daß vom heutigen Tage an der Friede beginnt zwischen dem Vierbunde und der Ukraine. Allerdings waren wir hergereist in der Hoffnung, es zu einem allgemeinen Frieden bringen zu können und ein Ende zu machen dem brudermordenden Kriege. Die politi sche Lage ist aber so, daß nicht alle Mächte sich hier zusam mengefunden haben, um einen allgemeinen Frieden zu un- terzeichnen. Beseelt von der glühendsten Liebe zu unserem Volke und in der Erkenntnis, daß dieser lange Krieg die kul turellen und nationalen Kräfte unsere» Volkes erschöpft hat, müssen wir nunmehr alle Kraft darauf verwenden, um das Unser« zu tun, Mn eine neue Zett der Wiedergeburt herbei- zuführen. In der festen Überzeugung, daß wir diesen Frie den ävschließen im Interesse unserer breiten demokratischen Massen und daß dieser Friede beitragen wird zur allgemei nen Beendigung des großen Krieges, stellen wir hier gern fest, daß die lange und zähe Arbeit, die hier in Brest-Li- towsk geleistet wurde, von Erfolg gekrönt ist und wir einen demokratischen und für beide Telle ehrenvollen Frieden er zielt haben. Dom heutigen Tage an tritt die ukrainische Volksrepublik, zu einem neuen Leben geboren, als selbstän diges Reich in den Kreis der Staaten ein. Sie stellt auf ihrer Front den Krieg ein und wird dafür Sorge tragen, daß all« Kräfte, die in ihr verborgen sind, zu neuem Leben erstehen und erblühen. Staatssekretär v. Kühlmann lud sodann die bevoll mächtigten Vertreter ein, zur Unterzeichnung des Ariedensvertrages zu schreiten, ^lm 1 Uhr 59 Minuten unterzeichnete Staats sekretär v. Kühlmann als erster die für Deutschland be stimmte Ausfertigung des Friedensvertrages. Um 2 Uhr 20 Minuten waren sämtliche Unterschriften geleistet. Die hauptsächlichsten Artikel des zwischen den Verbün deten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei einerseits und der Ukrainischen Volksrepublik ande rerseits abgeschlossenen Friedensvertrages sind folgende: Artikel I: Die Vertragschließenden erklären, daß der Kriegszustand zwischen ihnen beendet ist und sie entschlossen sind, miteinander fortan in Frieden und Freundschaft zu leben. Artikel H: Zwischen Österreich-Ungarn einerseits und der Ukrainischen Volksrepublik andererseits werden jene Grenzen bestehen, die vor Ausbruch des gegenwärtigen Krieges zwischen der österreichisch-ungarischm Monarchie und Rußland, bestanden hoben. Im einzelnen werden wei ter nördlich die Grenzen nach den ethnographischen Verhält nissen und unter Berücksichtigung der Wünsche der Bevölke rung durch ehre besondere Kommission festgesetzt werden. Artikel IN: Die Räumung der besetzten Gebiete wird unverzüglich nach der Ratifikation des gegenwärtigen Frie densvertrages beginnen. Artikel'IV: Die diplomatischen und konsularischen Be ziehungen werden sofort nach der Ratifikation des Friedens vertrages ausgenommen werden. r Artikel V: Die vertragschließenden Teile verzichten ge genseitig auf den Ersatz ihrer Kriegskosten, sowie auf Len Ersatz der Kriegsschäden, einschließlich der Requisitionen. Artikel VI: Die beiderseitigen Kriegsgefangenen werden in ihre Heimat oder in da» von ihnen gewünschte Land ent lassen. Einzelnes regest der Artikel VIII. Artikel VH: über die wirtschaftlichen Beziehungen wird vereinbart: I. Die vertragschließenden Teile verpflichten sich, unver- Izüglich die wirtschaftlichen Beziehungen anzuknüpfen und auf Grund folgender Bedingungen zu organisieren: Über schüsse der wichtigsten landwirtschaftlichen und industriellen Produkte nach folgenden Bestimmungen durchzuführen: a. die Menge und die Art der Produtte, deren Aus tausch vorgesehen ist, werden durch eine Kommission festge stellt, die aus einer gleichen Anzahl von Mitgliedern auf beü>en Setten besteht und sofort nach Unterzeichnung des Friedensvertrages Zusammentritt. b. Die Preise der Produkte werden auf Grund gegensei tiger Vereinbarung durch eine Kommission festgesteltt, die aus der gleichen Zahl von Mitgliedern auf-beiden Seiten besteht. c. regelt die Verrechnung der deutschen Reichsmark in Gold des früheren russischen Kaiserreichs, oder der Krone in Gold der österreichisch-ungarischen Monarchie usw. ci. Der Austausch der Waren erfolgt durch staatliche Zentralstellen oder durch staatlich konsulierte Zentralstellen oder im Wege des freien Verkehrs unter dest Bedingungen des provisorischen Handelsvertrages. II. Soweit nicht in Ziffer I anderes vorgesehen, soll den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den vertragschließen den Teilen provisorisch bis zum Abschluß eines endgültigen Handelsvertrages, jedenfalls aber bis zum Ablauf von min destens sechs Monaten nach Abschluß des Friedens zwischen den Verbündeten einerseits und den zurzeit mit ihnen im Krieg befindlichen europäischen Staaten, den Bereinigten Staaten von Ainerika und Japan andererseits folgende Be stimmungen zugrunde gelegt werden: a. Im allgemeinen gelten dir Bestimmungen des Hän dels- und Schiffahrtsoertrages von 1894/1904. Dabei besteht ein Einverständnis über folgende Punkte: 1) der allgemeine russische Zolltarif vom 13^26. Januar 1903 bleibt aufrechterhatten, 2) Der Artikel 5 wird geändert: „Die vertragschließen den Teile verpflichten sich, den gegenseitigen Verkehr nicht zu hemmen und die freie Durchfahrt zu gestalten. Ausnah men gellen nur für Staatsmvnopoke sowie für gewisse Cr- zeugmsse. 3) Kein Teil wird diese Begünstigung in Anspruch neh» men, die der andere Teil irgendeinem anderen Staate auf Grund einer bestehenden oder künftigen Zolleinigung oder im Grenzverkehr gewährt oder gewähren wird. 4) Artikel 10 wird dahin geändert, daß die Durchfuhr von Waren aller Art abgabefrei ist. 5) Artik^ 12a wird geändert: a. Für den Schutz des des Urheberrechts an Werken der Literatur, Kunst und Pho tographie gellen die Bestimmungen des zwischen dem Deut»