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Sonnabend, 2. Februar 1V18. Nischoftwerda« Tagevkatt. Ältestes Blatt im Bezirk. Tttegr.-Adresse: Amtsblatt. Wöchentttche Beilagen: Der SLchfische Landwirt und Sonntags-Unterhattungsblatt Die Verhandlungen in Brest-Lttowsk Die Stimmung in Rußland Sieg der finnischen Bürgergarde Bereits in der Plenarsitzung am 3V., mit der die Ver handlungen wieder eröfnet wunden, hatte die Frage der Zu ständigkeit der ukrainischen Delegation den Gegenstand der Beratungen gebildet. Das Arbeiterinterefse am Hindenburgfrieden Trotzki bestreitet seine Äußerungen über den Sonderfrieden. der Königlichen Amtshauptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt > für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Vrest-Litowsk, 31. Januar. (W. T. B.) Heute wurde unter dey, Dorsitz des Ministers des Äußeren Grafen Czer- niy eine Sitzung der Leutsch-österreichisch-ungarstchen Kom mission zur Regelung der politischen und terrifßrialen Fra gen abgehalten. Dor Eintritt in die Tagesordnung gab Herr Trotzki eine Erklärung ab, in der er darauf hinwies, daß di« heute in seine Hände gelangten deutschen Blätter ein angeb lich von der Petersburg. Telegr-Agentur stammendes Tele gramm enthielten, das, wenn ihm Glauben geschenkt werd«, auf den Gang der Verhandlungen in schlimmster Weise ein wirken könne. Darin wird der Schlußpassus einer Rede an geführt, die er vor dem 3. Kongreß dek"Mbeitek-, Soldaten- und Bauern-Deputterten in Petersburg gehalten habe. Er habe tatsächlich dort einen Bericht über den Gang der Frie- Lensverhandlungen in Brest-Litowsk erstattet und habe sei nen persönlichen Standpunkt und den Standpunkt der Dele gatton und seiner Regierung zum Ausdruck gebracht. Nach dem Telegramm hätte er angeblich gesagt, die russische Dele gatton würde keinen Sonderfrieden abschließen. Diese Nach, richt sei erfunden und stelle genau das Gegenteil von dem dar^was er gesagt habe. Die Borsitzenden der österreichisch-ungarischen und der deutschen Delegation erklärten, sie würden den Ursprung der fraglichen Meldung feststellen lassen, woraus in die Tages ordnung eingetreten wurde. » Stockholm, 31. Januar. (W. T. B.) Die finnländische Gesandtschaft in Stockholm hat folgendes Telegramm vom Befehlshaber der Schutzkorps in Finnland General Grafen Mannerheim erhalten: Tornea, den 2d. Januar, 11 Uhr abends. Vergangene Nacht und im Laufe des Dienstags wurden russische Soldaten in Kenni, Kajana und Jlmola entwaffnet. In St. Michel wurden die Roten Garden ge zwungen, sich zu ergeben. Dio Anführer wurden gefangen genommen. Die Schutzkorps zeigten überall großen Helden mut. Sie nahmen im Sturm feuernde Batterien. Der Kampf in Gamlakarleby war ziemlich heftig bis 7 Uhr nach mittags, wo alles glücklich beendet war. genstand besonderer Beratungen mit Petersburg sein müß ten. Die Frage, die ich mir zu stellen erlaub«, geht also da- hin, ob der Standpunkt des Herrn Borsitzenden der russischen Delegation sich dahin zusammensassen lasse, daß die Ukraine über die Angelegenheiten des selbständigen ukrainischen Staates, insbesondere über dessen Grenzen überhaupt, nicht allein entscheiden kann. Herr Trotzki entgegnete, es sei selbstverständlich, daß, wenn die Ukraine als vollständig freie, von Rußland unab hängige Republik bestünde und weiterbestehen würde, sie nach der erfolgten Abgrenzung alle Fragen ihres staatlichen Seins, auch territoriale Fragen, selbständig würde lösen kön nen. Aber diejenige ukrainische Regierung, die im Verband der russischen Delegation vertreten sei, stehe auf dem Stand punkt, daß die Ukraine einen Teil der föderativen Rtzmblit Rußlands bilde, und deshalb sei es notwendig, daß diese Entscheidung erfolge auf der augenblicklichen tatsächlichen Grundlage, ausgehend von dem Beschluß, die russische Re publik föderativ aufzudauen. Aus Ersuchen des Staatssekretärs v. Kühlmann gab hierauf Herr Trotzki den Inhalt des von ihm erwähnten Te legramms bekannt, wonach der ausschlaggebende Teil der Kiewer Garnison zur ukrainischen Sowjetregierung überge gangen und die weitere Existenz der Rada nur nach ganz kurzer Zeiteinheit zu bemessen sein soll. Auf Anregung des Vorsitzenden wurde darauf beschlossen., die Zuständigkeit der ukrainischen Delegatton für die territorialen Fragen in einer morgen abzuhaltenden Plenarsitzung in Anwesenheit der uk rainischen Vertreter weiter zu besprechen. «nzttsenpret»: Die ögespaltene Grundzeile (Zlm. Moss« 21 oder deren Raum 2S Psg., örtliche Anzeigen 18 Pfg. Im Text teil (Zlm. Masse 17) 60 Psg. die 3gespaltene Zeile. Bei Wieder holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige» die 3gespaltene Zeile 40 Psg. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Die Roheisenerzeugung betrug: 1892 in Deutsch!. 4 937 000 To., in England 6 817 000 To* 1900 in Deutsch!. 8 521000 To., in England 9103 000 To., 1910 in Deutsch!. 14 793 325 To., in England 10217 000 To* 1913 in Deutsch!. 19309172 To., in England 10646838 To. Die Stahlgewinnung betrug: 1900 in Deutsch!. 6 646 000 To., in England 4 980 000 To* 1910 in Deutsch!. 13 699 000 To., in England 6 574 000 To* 1913 in Deutsch!. 18 936 000 To., in England 7 700 000 To. Die Maschinenausfuhr betrug: 1900 in Deutschland 183 Mill. M., in England 401 Mill. M* 1910 itt Deutschland 460 Mill. M., in England 535 Mill. M, 1913 in Deutschland 678 Mill. M., in England 674 Mill. M. Das stolze Bild, das die vorstehenden Zahlenreihen von Poftfcheckr-Kont»; Amt Leipzig Sir. 21543. — Gemeinde- »erbmrdsgirokasie Bischofswerda Konto Sir. 64. Im Falle höherer Gewalt — Krieg »der sonstiger Irgend welcher Störung de» Betriebes »er Zeitung oder der Besörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keine« Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. (Den Streikenden hinter den Spiegel zu stecken!) Über das, was uns der künftige Friede bringen mutz, ! damit das Deutsche Reich gesichert ist und das Wirtschastsle- ! ben weiter blühen und Millionen von Arbeitern loh nende Beschäftigung bieten kann, darüber herrschen > bei einem großen Telle unserer Arbeiterschaft irrige Auffas- j sungen, die dem kurzsichtigen Katechismus des Internationa lismus entnommen sind. Nur der deutsche Arbeiter ist so ! verblendet, für einen Derzichtfrieden einzutreten. (Daß die j Bolschewist, nachdem die russische Militärmacht zerschmettert !ist, die Formel: „Keine Annexionen und keine Entschädigun gen" ausgeben, ist nicht überraschend.) Der politisch geschulte, robuste englische Arbeiter schert sich des Teufels, wenn es um die Interessen seines Landes geht, um die Dogmen und Lehrfloskeln des Internationalismus. Denn er weiß wohk, daß erhoheLöhne nurdann bekommen kann, wenn es dem Reiche gut geht, daß seine Vorteils mit dem Glücke des Staates aufs engste verknüpft sind. Er handelt von seinem Standpunkte aus auch ganz klug, wenn er die Kriegspolittk Lloyd Georges unterstützt, und es ist auch — immer von dem Gesichtspunkte des englische» j kriegshetzerischen Imperialismus aus — durchaus solgerich- stig gedacht, wenn der englische Arbeiter die Kriegslast wei- tertragen will. Gerade die Haltung der englischen (und auch der. französischen Arbeiteroganisation^en) sollte die deutschen Arbeiter, die dem Scheidemannfrieden wie einer Fata mor- gana nachrennen, doch endlich stutzig machen. Der englische Arbeiter weiß z. B. ganz gut, warum er Lloyd George immer wieder fordern läßt, das elsaß-lothrin gische „Unrecht von 1870" müsse wieder gut gemacht werden. Das tut weder der britische Minister aus Zuneigung zu Frankreich, noch will der englische Arbeiter seinem französi schen Kameraden dadurch eine Freude machen. Beiden ist der ausgepowerte Franzos mehr als gleichgültig, aber eins wissen beide, Minister und der Angehörige der Trade Uni- ons: Die deutsche Industrie können sie damit treffen. Müßt« Deutschland Elsaß-Lothringen abtreten, so wäre die deutsch«! Industrie ihrer Erzvorräte beraubt. Das lothringische Erz lager, eines der größten, liefert uns 80 Proz. unserer Eisen erzförderung und enthält einen Vorrat von Eisengehalt von 840 Millionen Tonnen. Würden wir Elsaß-Lothringen ver lieren, so müßte unsere Eisen- und Stahlindustrie die Erz« aus dem Auslande einführen, und das Ausland hätte es voll ständig in der Hand, uns hohe Preise abzufordern. Di- Folge würde sein, daß unsere Eisen- und Stahlindustrie mit der englischen nicht mehr konkurrenzfähig wäre, die deutsche» Maschinen und Werkzeuge würden zu teuer sein. Das aber ist es gerade, was jeder Engländer, der mächtige Industrie kapitän genau so wie der einfachste Arbeiter, im stillen wünscht oder auch ungeniert ausspricht. Dann wäre di englische Esten- und Stahlindustrie weltbeherrschend, und der englische Arbeiter hätte den Vorteil hoherund höchster Löhne davon. Zum Beweis«! dafür, ein wie lästiger Konkurrent der Deutsche dem Brite» auf dem Stahl- und Eisenmarkt geworden ist, mögen folgen de Zahlen angeführt werden: Geschäftsstelle: Bischoftwerda, Altmarkt IS. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be- «g»prei« ist einschließlich der.wöchentlichen Beilagen btt Abholnng moer Geschäftsstelle monatlich 70 Pf«., btt Zustellung in. Hau, «onatNch SO Pfg.; durch die Poft bezogen vierteljährlich Akk. L2S n« de« rumänischen Königsthron. G» Kopenhagen, 31. Januar. (Privattel.) Aus Odessa wird gemeldet, daß sich die Nachricht bestätig«, wonach Ra- köwski an den König von Rumänien ein Ultimatum gestellt habe, auf seinen Thron zu verzichten. Rumänien solle als Republik erklärt und Rakowski zum Präsidenten ernannt werden. Erscheint seit s846. Fernsprecher Nr. 22. G» Kopenhagen, 31. Januar. (Privattel.) Wie aus Petersburg gemeldet wird, greift die Bewegung gegen die Bolschewisten immer mehr um sich. Ern Teil des Volkes ist der Ansicht, daß Rußlands militärische und wirtschaftliche Schwäche einen schnellen Sonderfrieden verlange, dagegen vertritt eine Minderheit, zu der auch die Sozialrevolutio nären gehören, den Standpunkt, daß die revolutionären Ideen durchgeführt werden müßten, selbst wenn es nicht zum Frieden mlit den Mittelmächten käme. Dieser Ansicht soll auch Trotzki sein. Gras Czernin wies daraus hin, daß die Kommis sion bisher die Frage der Gebiete besprochen Habs, die von reichsdeutschen Truppen besetzt seien. Er schlage nunmehr vor, zu versuchen, eine gewisse Klarheit über das Gebiet zu schaffen, das von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt sei. Vok Eintritt in Li« Einzelheiten dieser Frage möchte er bemerken, daß die Herren der ukrainischen Delegation auf Dem Standpunkte ständen, sie hätten allein und selbständig über diese Frage zu verhandeln und zu beschließen. Er bitte daher den Präsidenten der russischen..Delegation, seinen Standpunkt in der Zuständigkeitsfrage darzulegen. Herr Trotzki erwiderte, er erhebe im Namen seiner Delegatton und der russischen Regierung mit allem Nach druck Einspruch dagegen, daß die Del^akion der Kiewer Ra da sich auf Leu Standpunkt stelle, sie könne territoriale Fra gen einseitig und selbständig lösen, und seine Auffassung wer de heute, noch mehr unterstützt durch die Teilnahme von zwei Vertretern des Exekutivausfchusse, der ukrainischen Republik im Verbände der russischen Delegation. Dies sei die formale Seit« der Frag«. Was die materielle Seit« betreffe» so sei er der Ansicht, auf gründ verschiedener Nachrichten, insbe sondere auf gründ eines Telegramm«», das er eben erhalten habe, daß die Frage einer Teilnahme der Delegation der Kiewer Rada an den Brester Verhandlungen mehr als «ine Frage der Vergangenheit anzusehen sei, denn als eine Frage der Gegenwart und der Zukunft. Der Minister Le» Äußeren Graf Tzernin führte hier auf aus: Ich glaube, Latz in diesen Anschauungen zwischen den Herren der ukrainischen und der Petersburger Delega tion ein entschiedener Widerspruch besteht. Die Herren der russischen Delegatton werden mir gewiß recht geben, wenn ich sage, daß es notwendig sei, diese Frag« klarzustellen. Ich würde daher vorschlagen, Latz wir baldmöglichst eine Voll sitzung abhalten, wo Liese in erster Linie zwischen Len Regie- rungen von Petersburg und Kiew zu entscheidende Frage Vereinigt wird. Ich möchte nur zu meiner Aufklärung um «ine Mittestung bitten, wenn, wie ich mich erinnere, in den ersten Sitzungen die Frage der territorialen Kompetenzab- grenzung zwischen Petersburg und Kiew besprochen worden ist, so habe ich da» so ausgefaßt, Latz es sich um di« Grenzen handelt, die die Ukraine und da» von Petersburg aus ver- waltete Rußland trennen würden. Ach hatte aber.nicht ver-