Volltext Seite (XML)
onnabend, 12. Januar 191- 72. Jahrgang inden Pischofswada« Tageblatt Amtsblatt Telegr.-Adrefse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Wöchentliche Beilage«: Der SSchfische Landwirt und Sonntags-Unterhaltungsdlatt Auf dem Wege zum Sonderfrieden mit Rußland Endlich wird deutsch gesprochen Die Vorschläge der Ukraine zur am scheu» «e» Zolle uuar Len- Auch die „Freis. Zig." erklärt ihr Einverständnis damit, lvie der Zwischenfall in einer für die Mittelmächte ehrenvol len Weise erledigt werde. in Brest' fortzusetzen und das Ergebnis der Verhandlungen dann der Konstituante vorzulegen. N» Stockholm. 10. Januar. (Privattel.) Der Rot der mit gewissen Vorkommnissen begründete, die einen Zweifel an dem aufrichtigen Friedenswillen der russischen Regierung rechtfertigen könnten. Noch deutlicher sei Graf Czernin ge worden, der den Russen rundheraus erklärte, daß es sich seit dem Verstreichen der zehntägigen Frist nur um den Ab schluß eines Sonderfriedens zwischen den Mittelmächten Und Rußland handeln könne. Der Vierbund weigere sich, durch Verlegung der Verhandlungen in das neutrale Ausland den Weltmächten Gelegenheit zu geben zur Störung der Son derfriedensverhandlungen. ig und Zer- riedenswerk Anzelgeblatt * für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Berlin. 11. Januar. (Privattel.) Der „Verl. Lokalanz." führt aus: Die kräftige Sprache, die unsere Friedensdelegier ten in der Mittwochsitzung zu Brest-Litowsk den russischen Bevollmächtigten zu hören gaben, hat die beabsichtigt« Wir kung nicht verfehlt. Die „Boss. Ztg." spricht von einer diplomatischen Gegen offensive des Staatssekretär v. Kühlmann, indem er seine Weigerung, die Verhandlungen nach Stockholm zu verlegen, Vrest-Litowsk. S. Januar. (W. T. B.) Heut« vormittag 11 Uhr fand eine Vollsitzung, an ber sämtliche Delegationen und die ukrainischen Vertreter teil nahmen, statt. Staatssekretär o. Kühlmann gab zunächst einen kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte und den bisheri gen Gang der Verhandlungen und erklärte: k Die von der russischen DeleWetion für die krklärurm der jetzt am Kriege beteiligten Mächte festgesetzte Frist 4. Januar ISIS Mitternacht abgelaufen. Von keinem der anderen kriegführenden ist eine Erklärung über den Bei tritt zu den Friedensverhandlungen eingegangen, wie sich au» dem Inhalt der Mitteilung der verbündeten Regierun gen vom 25. Dezember 1917 ergibt, war die wesentlichste Forderung, die darin gestellt wurde, die einstimmige Annahme der alle Völker in gleicher Weise bindenden Be dingungen durch alle feindlichen Mächte. Der Nichtein- tritt dieser väsingung hat die aus dem Inhalt der Erklä rung und dem Verstreichen der Frist sich ergebenden Folgen. Das Dokument ist hinfällig geworden. Der Staatssekretär kam dann auf di« Forderung der russischen Regierung, di« Verhandlungen nach Stockholm be ziehungsweise in das neutrale Ausland zu verlegen, zu sprechen und erklärte es als feststehenden und unabänder lichen Beschluß der vier verbündeten Mächte, daß sie nicht in der Lage find, die Verhandlungen in einem anderen Orte weiter zu führen. Sie sind aber wie früher aus Hourtoisie gern bereit, die formale Schlußverhandlung und Unterzeich nung der Präliminarien in einem mit der russischen Dele gation zu vereinbarenden Orte vorzunehmen und über die Wahl dieses Ortes in «ine Debatte einzutreten. Es kann nicht unerwähnt tsieiben, daß sich seit dem Abschluß des Ge dankenaustausches vor der zeitweisen Unterbrechung der Ver handlungen manches zugetragen hat, was geeignet erschien, Zweifel an der aufrichtigen Absicht der russischen Regierung zu erwecken, mit Len Mächten des Dierbundes zum Abschluß eines raschen Friedens zu gelangen. In einer der russi schen Kundgebungen war ein« angeblich in der Sitzung vom 28. Dezember 1917 durch den Vorsitzenden der russischen Delegation Herrn Joffe gegebene Antwort aus führlich wiedergegeben, die — wie ein Einblick in di« Akten lehrt — lediglich aus der Phantasie des Erfinders entsprun gen ist. Diese in allen Tellen erfundene Mitteilung hat erheblich dazu beigetragen, das Urteil über -en bisheri gen Verlauf der Unterhandlungen zu verwirren und deren Ergebnis zu gefährden. Wenn ich trotzdem die Hoff nung nicht völlig aufgeben möchte, daß die Verhandlungen zu «in«m ersprießlichen Ergebnis führen können, so gründet sich diese Hoffnung in erster Linie auf den uns bekannten und durch die russische DekeMdnin'beredter Weis« zum Ausdruck gebrachten Wunsch nach einem dauernden und ge sicherten Frieden und auf die Erfahrungen, die wir in den sseu- »artie kde» i be- GrschAtsftelle: Bischofswerda, Altmarkt 18. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be zugspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilegen btt Adhelung In der Geschäftsstelle monatlich 70 Pfg., btt Zustellung in» Heu« monatlich 80 Pfg.; durch die Poft bezogen vierteljährlich Mk. 2.25 ohne Zuftellungsgrbühr. PestfcheM-Lkontor Amt Leipzig Nr. 21543. — Gemeinde- »erbenbogirekest« Bischofswerda Konto Nr, «4. Im Fel, HSKerer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Stiirung de» Betriebe« der Zeitung »der der Befärderungseinrtch- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. rrum »den Das dens- amen Verhandlungen mit der Arbeitsmethode der russischen Ab ordnung gemacht haben. Soweit sich aus den vor der Ar beitspause geführten Verhankllungen ein Urteil bilden läßt, halte ich die Schwierigkeiten materieller Natur nicht für groß genug, um ein Scheitern des Friedenswerkes und damit voraussicht lich die Wiederaufnahme des Krieges im Osten mit seinen unabsehbaren Folgen für gerechtfertigt zu halten. Graf Czernin, der österreichisch-ungarische Minister des Äußeren, führt« hierauf etwa folgendes aus: Die Gründe, derentwegen wir eine Verlegung der Ver handlungen im jetzigen Augenblick in ein neutrales Land verweigert haben, sind dopelter Natur: 1. technischer Natur. Sie wie wir sind von hier aus mit direkten Drähten mit den Regierungen verbunden, und täglich findet ein Meinungs austausch statt. Wir all« können diesen Apparat nicht missen, sollen die Verhandlungen nicht unendlich erschwert und ver zögert werden. Noch wichtiger ist das zweite Motiv. Wir haben uns auf einer Basis für den allgemeinen Frieden ge einigt. Aus dieser Basis haben Sie Ihren Verbündeten ein zehntägiges Ultimatum gestellt. Ihre Verbündeten haben Ihnen nicht geantwortet, und heute handelt es sich nicht mehr um Verhandlungen zwecks eines allgemeinen Friedens, son dern eines Separatfriedens zwischen Rußland und dem Vierbund. Die Verlegung der Verhandlungen auf neutrales Gebiet würde der Entente die von ihr ersehnte Gelegenheit geben, störend einzugreifen. Wir weigern uns, ^>en Westmächten diese Gelegenheit zu liefern, aber wir wären bereit, an einem noch zu bestimmenden Orte die formale Schlußverhandlung und die Unterzeichnung des Friedensvertrages vorzunehmen. Was den meritorischen Teil der Verhandlungen anbe- langt, in dem eine Übereinstimmung zwischen Ihnen und uns noch nicht erzielt ist, so haben wir uns in der letzten Ple narsitzung bindend darauf geeinigt, diese Fragen einer a<i tioo zu bildenden Kommission zu übergeben, die sofort ihre Arbeiten zu beginnen hätte. Alle vier Alliierten sirtd völlig einig darüber, die Verhandlungen auf der von dem Herrn Staatssekretär und mir entwickelten, mit den russischen Her ren bereits bindend gemachten Basis zu Ende zu führen. Wenn die Herren der russischen Delegation von den gleichen Intentionen beseelt sind, so werden wir zu einem alle befrie digenden Ergebnis gelangen, wenn nicht, dann werden die Dinge ihren Lauf nehmen, aber die Verantwortung für die Fortsetzung des Kriege» fällt dann ausschließlich auf die Her ren der russischen Delegation. Staatsmmister Talaat Pascha und Justizminister Po pow schlossen sich namens der türkischen und bulgarischen Delegattonen d'esen Ausführungen an. General .Hoffmann gab darauf eine Erklärung ab, in der er gegen die in einer Anzahl russischer Funksprüche und Aufrufe gegen die deutschen Hsereseinrichtungen und die deutsche Oberste Heeresleitung erhobenen Beschimpfungen uüd die darin enthaltenen Aufforderungen revolutionären Charakters an unsere Truppen auf das Entschiedenste Protest einlegte. Di« Vertreter der drei Delegattonen unserer Verbünde ten schlossen sich diesem Protest an. Auf Vorschlag des Volks- kommissars für auswärtig« Angelegenheiten Trotzki wurde nunmehr die Sitzung abgebrochen. 2refi-Likow»k. 10. Januar. (W. T. B.) In der hevte vormittag abgehaltenen Sitzung erklärte sich die russische De legation bereitz die Friedensverhandluntzen in Srest Litow»k fortzusetzea. Ferner stellte sie fest, daß die vom Wolff-Bureau ver öffentlichte Darstellung vom 2S. Dezember dem tatsäch lichen Hergang entspricht. Die von der russischen Te- legraphen-Agentur verbreitete Nachricht über den Verlauf dieser Sitzung wurde russischerseits als unrichtig be zeichnet. Die Entscheidung der Volkskommissare. Brest-Litowsk. 10. Januar. (W. T. B.) Die gestern unterbrochene Plenarsitzung wurde vormittags 11 Uhr unter Vorsitz des Staatssekretärs o. Kühlmann fortgesetzt. Als erster Redner führte der ukrainische Staatssekretär für Han del und Industrie Holubowytsch u. a. aus, die Regierung der ukrainischen Volksrepublik — das Generalsekretariat — bringt hiermit allen kriegführenden und neutralen Staaten folgendes zur Kenntnis: Die Schaffung eines föderativen Bundes aller im ge gebenen Moment auf dem Territorium des ehemaligen rus sischen Kaiserreichs entstandenen Republiken anstrebend, knüpft die ukrainische Volksrepublik durch das Generalsekre tariat bis zum Zeitpunkt der Bildung einer gemein samen Bundesregierung in Rußland, sowie der Regelung der völkerrechtlichen Vertretungsfrage zwischen der ukrainischen Volksrepublik einerseits und der Bundes regierung des künftigen Staatsbundes andererseits selbstän dig völkerrechtliche Beziehungen an. Die ukrainische Zen- tralrada hat also, nachdem sie in ihrem dritten Universal di« Notwendigkeit eines unverzüglichen Friedensschlusses ver kündet hat, es für unumgänglich erachtet, die Schließung eines Waffenstillstandes zu erstreben. Zu diesem Zwecke wurden Vertreter des 'Generalsekretariats an die Südwesb- front, sowie an die rumänische Front, die gegenwärtig zu einer einzigen ukrainischen Front unter der Leitung der Re gierung der ukrainischen Volksrepublik vereinigt sind, ge schickt. In der Folge, als der Rat der Volkskommissare im Einverständnis mit den Regierungen der gegen Rußland kriegführenden Staaten die WaffenstillstanLsangelegenheit an allen Fronten Rußlands in die Hand genommen hatte, hat das Generalsekretariat sein« Vertreter nach Brest-Litowsk behufs Kontrolle und Information geschickt. Gegenwärtig, da der Rat der Volkskommissare gemäß dem letzten Punkt der Bedingungen des allgemeinen Waffen stillstandes die Friedensverhandlungen mit den Regierungen Deutschlands, Österreich-Ungarns, der Türkei und Bulgariens in Brest-Litowsk beginnt, erklärt Las Generalsekretariat im Namen der ukrainischen Volksrepublik folgendes: 1) Die gesamte Demokratie des ukrainischen Staate» strebt di« Beendigung des Krieges in der ganzen Wett, einen Frieden zwischen allen gegenwärtig kriegführenden Staate^ einen allgemeinen Frieden, an. 2) Der zwischen allen Mächten zu schließend« Frieden muh demokratisch sein, und einem jeden, mich dem kleinsten Anzeigenpret»: Die 5,esp«lt«ne Dnwdzeile (Zlm. Mosse 25 oder deren R«um 25 Pf-., »ttttchr Aichtt,«, 1« Pf,. Im Text- teil (Zlm. Ll»ssr 17) «0 Bf,, die 3,esp«ltwe Zelle. Del Mieder» Holungen R»katt nach feststehenden »ätze«. — Amtliche Anzeige» di« Sgespaltene Zeile 40 Pfg. — Für drstimmte Tagt »der Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Die „Tägl. Rundschau" sagt, man atme auf. Herr von Kühlmann habe den Ton gefunden, in dem man von vorn herein hätte reden sollen, um die Russen nicht darüber in Irrtum zu lassen, wie wir es meinen. In der „Germania" heißt es: Die Delegierten des Bier bundes haben sich mit der ganzen Energie, die Mitteleuropa von ihnen erwarten konnte, gegen die Derwirru störungsversuche gewandt, unter denen das ? zu ersticken drohte. Sie beschritten den einzigen Weg, den es gab, um die von Vielen bereits als zerrissen betrachteten Fäden zusammen zu halten und das Friedenswerk fortzu setzen.