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Wer verlängert den Krieg? ,7 5.,'.. 7^/7... . -7 - ,. . .. '.. " - Riesengroß ist die Sehnsucht nach Frieden, wie bei allen Völkern, so auch bei unserm deutschen. Einen baldigen Frieden wollen alle Parteien. Auch wenige einzelne Personen werden so teuflisch ge- sinnt sein, daß sie aus selbstsüchtigen Beweggründen den Krieg verlängert sehen möchten. Selbst bei den meisten, die größere Kriegsgewinne machen, wäre es wider natürlich; Henn wenige von diesen werden nicht einen Angehörigen im Felde haben, um dessen Leben sie bangen und auf dessen Rückkehr sie nicht für weiteren Gewinn verzichten möchten. Und doch nimmt der Krieg kein Ende. Wer trägt in Deutschland die Schuld an seiner Verlängerung? Das ist die entscheidende Frage, auch für die Wahl in unserm 3. SSchs. Wahlkreis. Eine Parteigruppe, die die Mehrheit im Reichstage beansprucht und deren Kern die Sozialdemokratie bildet, , verlangt einen Frieden ohne Annexionen (Landerwerb) ! und Entschädigungen. Wir sollen ohne solche, ohne ! Sicherung unsrer Grenzen für die Zukunft, alles besetzte Feindesland räumen, wenn nötig, auch Loth- ! ringen noch Herausgaben, sobald die Feinde nur er klären, daß sie uns gütigst weiter bestehen lasten wollen. So, meinen sie, werden wir den Frieden am ersten er halten. Ist dem wirklich so? Rein, und abermals nein! So lange Kriege geführt worden find, hat der Be siegte den Frieden beim Sieger nachgesucht, und i nicht umgekehrt. ... Wenn wir Deutschen also immer wieder den Frieden anboten und anbieten und noch dazu einen für den Feind so vorteilhaften,' für uns demütigenden Frieden, was mußte der Erfolg sein, und was wird er weiter sein? Unsre Feinde glaubten, wir seien am Ende unsrer Kraft, wir seien innerlich besiegt, obwohl unsre Heere überall im Feindesland standen und weiter vordrangen; sie faßten von neuem Mut und setzten den Krieg mit frischen Kräften fort. Daß dem so ist, können auch die Herren vom Ver zichtfrieden nicht leugnen; eine erdrückende Fülle von Zeugnissen aus den Zeitungen aller Länder steht uns zu Gebote, nur ein paar können hier angeführt werden: Der ftanzösische Sozialdemokrat Herve schrieb nach der für einen Verzichtfrieden eintretenden Reichstags resolution vom Juli: „Es ist klar, daß Deutschland und Österreich nicht an allen Glockenzügen Europas anläuten würden, um den Frieden ohne Entschädigung und An- nexionen zu erbetteln, wenn sie sich nicht für unrettbar verloren hielten." Und ein Schwede schrieb am 3. Sep tember im Lokalanzeiger: „Jedesmal, wenn ein Deutscher jetzt über Frieden spricht, ist das ein verlorener Schützen graben; jedesmal, wenn im Reichstage über Frieden ge- . sprachen wird, bedeutet das eine verlorene Schlacht, und ' jede Friedensäuberung des Kanzlers steht gleich mit dem Verlust einer Armee." Angesichts solcher Äußerungen, die durch die Tatsachen erhärtet werden, wäre es schwer, an die Gutgläubigkeit unsrer Verzichtfriedler zu glauben, wenn wir nicht wüßten, wie gleichgültig gegen geschicht liche Erfahrung die Sozialdemokratie, wie unbelehrbar durch solche und in vorgefaßten Meinungen befangen die bürgerliche Demokratie ist. Wie der Erfolg unsrer Friedensangebote in der Vergangenheit war, so wird er auch weiter sein. Die feindlichen Staatsmänner haben immer von neuem die Absicht zu erkennen gegeben, Deutschland politisch» wirt- schaftlich und kulturell zu vernichten, immer wieder nennt man unser Volk einen „Verbrecher", der auf diese Weise bestraft werden muß. Kein Wunder, sie wissen ja, daß sie nach dem Willen unsrer Demokratie straflos bleiben, daß sie dieselben milden Friedens bedingungen erhalten sollen, wenn sie auch noch so lange weiter kämpfen und Deutschlands Not vermehren! Darum verlängern die An hänger des Verzichtfriedens den Krieg, nicht wir! Zu dem deutschen Friedensangebot vom Dezember 1916 sagte die größte englische Zeitung, die Times: „Der Deutsche hat noch gar nicht begriffen, worum es in diesem Krieg geht. Es geht um Sein oder Nicht sein zwischen England und Deutschland. Deshalb geht England keineswegs einen Verstündigungsfrieden ein. Tiner bleibe oben, einer unten, ein andrer Aus-