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Volkstrauertag 12. März 1933. Trauer über Deutschland. — Trauer uni zwei Millionen deutscher Männer, die im großen Kriege ihr Leben ließen für Volk und Vaterland, — für uns alle! Heldengedenktag! Und das bedeutet, daß aller gedacht wird, die für Deutschland sielen, bis zum heutigen Tage. Im ganzen Reich wehen die Hakenkreuzbanner mit Trauerflor, und die fchwarz-weiß-roten Flaggen sind auf Halbmast gefetzt. Die offizielle Trauerfeier der Regierung findet in der Reichshauptstadt, Berlin, statt. Da der Plenarsaal des Reichstages, der dem von Kommunisten angelegten Brand zum Opfer gefallen war, noch nicht wieder instand gesetzt werden konnte, wird die Staatsoper Unter den Linden für die Heldenehrung auserjehen. Seit dem frühen Morgen strömen die Menschenmengen zusammen und nehmen Aufstellung Unter den Linden, vor der Staatsoper, dem Zeughaus und der Universität, um miterleben zu dürfen, wie die Ehrenkompagnie der Reichswehr, die Formationen der SA, SS und des Stahlhelms aufmarfchieren. Die Trommeln wirbeln! — Reichspräsident von Hindenburg, der Kanzler Adolf Hitler und, ihnen folgend, die Regierungsmitglieder erscheinen vor der Staatsoper. Ernst sind ihre Mienen. Stumm grüßt sie die Menge. — Sie schreiten hinein. Die Plätze der Staatsoper sind bis auf den letzten Sitz gefüllt. Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges in der Staats aper Der Reichspräsident betritt die alte Kaiferloge. Das Orchester intoniert den Armeemarfch Nr. Zi. Der Bühnenvorhang öffnet sich. Auf der Bühne sind die Fahnengruppen der Reichswehr, der SA und des Stahlhelms aufmarschiert. Der Reichspräsident erhebt sich und senkt seinen Marschallstab zum Gruße vor diesen Fahnen! Dann singt ein Männerchor das Volkslied „O Deutschland hoch in Ehren". Ihm folgt das vom Bläferchor gespielte Weihelied ,chvs verum corpus". — Und ein weihevolles Schweigen liegt über der Menge, als es leise durch den großen Raum klingt, jenes alte, ergreifende Lied: „Morgenrot, Morgenrot, — leuchtest mir zum frühen Tod . . Der Konstanzer Pfarrer O. Schaack, der das Eiserne Kreuz I. Klasse und zahlreiche Kriegsauszeichnungen auf der Brust trägt, hält die Gedenkrede. Er spricht vom Heldentum unserer Gefallenen, von Treue, Vaterlands liebe und Opferbereitschaft. „Wir wollen einig sein in allen deutschen Stämmen! — Das allein ist Gewähr, daß unsere Helden des Welt krieges nicht umsonst ihr Leben ließen!" — Der Pfarrer sprach. — Eine Minute lang Schweigen und stilles Beten der Menge. — Dann klingt es auf, jenes Lied, das ewig ans Herz greift, jenes Lied, bei dessen Klängen manch eine Träne zur Erde fällt: „Ich hatt' einen Kameraden ..." Die Fahnen senken sich. Verklungen.