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Auf trockenem Sandboden wird die Wiese zur Grastrist, wie wir sie in besonders mächtiger Ausbreitung im süd- und mitteldeutschen Hügellande finden. An den niederen, nach Norden geneigten Hängen vermag der Graswuchs noch einiger maßen zusammenhängende Flächen zu bilden, auf der Sonnen seite hingegen, besonders auf Kalkboden und steinigem Grund, können sich die Gräser nur noch büschelweise behaupten. Es sind andere Gräser als auf der Niederungswiese, eleganter in der Form, mit silberweiß schimmernden Grannen. Trotz der Trockenheit und der Armut des Bodens zählt die Triftblumen flora zu den schönsten Pflanzengemeinschaften, die es überhaupt gibt. Die Blumen glühen in leuchtenden, bunten Farben, viele erfüllen die Lust mit aromatischem Wohlgeruch und erwecken in uns das Empfinden einer südlichen Landschaft, sonnig und bunt, voller Lebensfreude und doch wieder herb. Der starre, stachelige Schlehdorn verschwendet sich mal einen halben Meter tief in den Boden eindringt und daher in Schichten hinabreicht, die auch in der trockensten Zeit noch immer eine Spur von Feuchtigkeit festhalten. Gegen die aus dörrenden Frühlingswinde sind die Blüte und ebenso der 10 bis 20 em hohe Blütenstengel wie auch die stederspaltigen Blätter, die erst am Ende der Blühzeit erscheinen, durch einen silber weißen, seidig-zottigen Haarpelz geschützt. Die (in der Regel) sechs großen, etwa 4 cm langen, violett leuchtenden, blumenblatt artigen Kelchblätter überragen die zahlreichen Staubgefäße und Fruchtknoten um das Doppelte. Bei trübem Wetter, oder wenn es regnet, und auch des Nachts neigen sich die Kelch blätter glockenförmig zusammen. Die Blüte hängt dann etwas nach unten, um Pollen und Honig vor Feuchtigkeit zu schützen. 2m Sonnenschein steht die Blüte aufrecht und breitet die Kelchblätter sternförmig auseinander. Honigbienen, Mauer- in einem weißen Blütenschleier, über die sonnendurchglühten Felsen ranken sich dierosaundweißblühendenZweige der Himbeeren und Brombeeren, und die grünen Laubblätter der Weinrose duften nach frischen Äpfeln stärker als ihre Blüten. Die Kräuter und Blumen der Triften sind alle weitgehend der Trockenheit angepaßt. Bald ist es ein dichter Haar pelz, der sie vor übermäßiger Verdun stung schützt,gleich denBeduinenNord- afrikas, die gegen die austrocknende Lust und Sonne dicke, weiße Woll kleider (Burnusse) tragen, bald sind die Blätter zu dickfleischigen Wasserspei chern aufgetrieben. Andere enthalten in ihrem Gefäßsystem einen zähen, schleimigen Milchsaft, der das leben spendende Wasser festhält, oder sie tra gen lederartige, harte Blätter mit Sta chelspitzen, die sie vor dem Tierfraß schützen. Alle sind mit tiefgreifenden Wurzeln oder mit fleischigen Wurzel- stöckenodernährstoffspeicherndenKnol- len ausgestaüet, die sie zum Ertragen großer Trockenheit befähigen. Schon Ende März erscheinen die gro ßen, violettblauen Blütenglocken der Kuhschelle (kvllsLttlls vulAÄi-is - Anemone tlllls). Wie ihr zweiter Gattungsname verrät, ist sie eine nahe Verwandte des Buschwindröschens und des Le berblümchens, also aus der Familie der Hahnenfußgewächse (k-mummla- cssn). Im Volksmund heißt sie auch Küchenschelle, doch ist der Name zweifellos aus Kühchenschelle entstan den. Sie liebt die sonnigen Hügel, ist aber auch in den trockenen Kiefernwäl dern zu Hause. An den wasserarmen Standort ist sie vortrefflich angepaßt durch ihren mächtigen, fingerdicken, braunschwarzenWurzelstock,dermanch- Famr/ie.' Liuter-it: War. §eite 46