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Unsagbar schön sind die ersten warmen Sonnentage des Jahres; nach den trüben Wintermonaten leuchtet uns das Himmelslicht strahlender als je zuvor, und in der flimmernden Lust, die die zauberhafte Lichtstimmung des Vorfrühlings hervorrust, schraubt sich die Feldlerche jubilierend empor. 2n der Niederung des Flußtales. erstreckt sich der Auwald in wechselnder Ausdehnung an den Ufem des träge fließenden Wassers; manchmal von einer naßen Wiese unterbrochen oder von einem Feldstück, das durch einen Graben entwässert wird. Ein ausgefahrener Forstweg führt in den Wald, und wir folgen den tiefen Wagenspuren, in denen sich das Regenwasser der letzten Tage gesammelt hat. Eichen stehen hier mit weit aus ladender Krone, die knorrigen Aste raumfordernd in die Breite gereckt. Als Lichtholzart liebt die Eiche einen offenen Stand, der ihrer unregelmäßigen Krone einen möglichst großen Licht ¬ genuß verschafft. Sie bildet daher mit ihresgleichen kein ge schloffenes Kronendach, wie es die Buche tut, die mit ihren Asten weit in die Nachbarbäume greift. Großmütig gewährt die Eiche auch anderen Waldbäumen Lebensmöglichkeit, und so sehen wir den Auwald mit Pappeln, Feldulmen und Eschen durchsetzt, die wie die Eiche Bodennässe gut vertragen. An den Ufern des Flusses und an den Waldtümpeln stehen Weiden, Erlen und Haarbirken, diemoorigen, nassen Untergrund lieben. Scheinbar planlos windet sich unser Weg durch den Wald, die tiefen Boden senken meidend, die im Frühjahr und Herbst ost unter Wasser stehen. In Anpassung an das Gelände folgt er meist den höher gelegenen Bodenwellen, die eine trockenere Lage bedingen. Hier sind auch Hainbuchen, Spitzahorn und Hängebirken eingestreut. Dichtes Unterholz, an demzumTeilnoch vertrocknetesvorjähriges Laub hängt, füllt die Lücken, die die Waldbäume freigeben. pe-iuncutÄ-r). N-m-'tte.- F-rK-rceen. Ma-, Seit- 2/ Durch die noch unbelaubten Kronen der Laubbäume flutet das Licht fast un gehindert in den Wald. Die starke Sonneneinstrahlung unter demWind- schutz der Bäume und Sträucher führt zu einer raschen Erwärmung des Bo dens, und bald regen sich überall die Spuren des erwachenden Lebens in der Natur. Als erste öffnet das Schneeglöckchen seine blendend weißen nickenden Blü ten, manchmal schon Ende Februar. Es hat natürlich auch einen wissenschaft lichen Namen, und der ist: Oal-liuüus ulvälis. Wer will, mag ihn sich mer ken; und damit er auch richtig aus gesprochen wird, ist die betonte Silbe mit einem Akzentstrich versehen. Der erste Name bezeichnet die Gattung, der zweite die Art. Nahe verwandte Pflanzen derselben Gattung haben immer den gleichen wissenschaftlichen Namen. Das erleichtert uns die Auf gabe, die Zugehörigkeit oder Ver wandtschaft einer Pflanze zu erken nen. Merkwürdigerweise kommt das Schneeglöckchen in Deutschland nur in bestimmten Gebieten vor, so in den Auwäldern Schlesiens,Westpreußens, am Rhein, in der Donauebene und einigen anderen Gegenden, dort aber in unermeßlicher Menge. Ls hat den Anschein, daß sich das Schneeglöckchen, das in Südosteuropa als Steppen blume in zahlreichen Arten auftritt, bei uns in Deutschland noch auf der Wanderung nach dem Westen und Norden befindet, wobei es im wesent lichen den großen Stromtälern Mittel europas folgt. Dort, wo es fehlt, tritt meist eine ver wandte Pflanze an seine Stelle: das wohlriechende GroßeSchneeglöck- chen, auch Frühlingsknoten blume genannt, das inden Vorgebir gen an gleichen StandortenQalsiuttus