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X///' In dem vorliegenden Band ist die Auswahl so getroffen, daß der Naturfreund die schönsten und die wichtigsten Bäume, Sträucher und Kräuter in Wald und Flur kennenlernt. An Hand der ausgezeichneten Abbildungen, die nach Naturaufnahmen hergestellt wurden, wird es auch dem Laien und Anfänger nicht schwerfallen, die Pflanzen in der Natur wiederzuerkennen. Und wer erst einmal Freude daran gefunden hat, die Pflanzen, die ihm auf seiner Wanderung begegnen, nach Name, Art und Herkunft zu fragen, der wird nicht ruhen, noch tiefer in die Geheimnisse des Pflanzenlebens einzudringen. Das Buch ordnet die wildwachsenden Pflanzen einmal nach ihren natürlichen Standorten und innerhalb des Standorts wieder nach ihrer Blütezeit. Auf diese Weise lernt der Leser die'Lebensbedingungen der Gewächse kennen, die sich zu Pflanzenvereinen, sei es im Wald, auf der Wiese, auf dem Feld oder am Wasser, zusammengeschlofsen haben. Fast die Hälfte der Kapitel des Buches vereinigt die Pflanzen nach Familien, z. B. Weiden und Pappeln, Heidekrautgewächse, Nachtschattengewächse usw. Diese Gruppierung gibt dem Leser einen Einblick in die wissenschaftliche Ordnung der Botanik. Da bei jeder Pflanze im Text und beim Bild die Familienzugehörigkeit regelmäßig berücksichtigt ist, kann der Naturfreund durch Vergleichen der Bilder derjenigen Pflanzen, die derselben Familie angehören, seine botanischen Kenntnisse nicht unwesentlich erweitern. Denn die Familie faßt alle Pflanzengattungen und -arten zusammen, die im Blütenbau übereinstimmen. Auch das Register am Schluß des Buches gibt in vielen Fällen über die Verwandtschaft der Pflanze Auskunft, sowohl bei den Familiennamen als auch bei den wissenschaftlichen Gattungsnamen. Es erscheint notwendig, an dieser Stelle einmal kurz das Gerippe der wissenschaftlichen Botanik zu beleuchten, um dem Leser einen Überblick über die Pflanzenwelt zu geben. Um ihn nicht zu verwirren, haben in der nachstehenden Übersicht nur diejenigen Pflanzenfamilien Berücksichtigung gefunden, die auch im Buch wiederkehren. Die Wissenschaft ordnet die gesamte Flora, auch die in Versteinerungen erhaltenen Pflanzen aus früheren Erdzeitaltern, nach dem Natürlichen Pflanzensystcm. Mil den unvollkommensten und ältesten Pflanzen beginnend, bietet dieses System folgende Übersicht über das gesamte Pflanzenreich: I. Sporenpflanzen (LrFxtoAärnsn): Farne, Bärlappe, Schachtelhalme und Moose. II. Blütenpflanzen (kttänsroZämen). Innerhalb dieser Abteilung sind zwei Gruppen vorgesehen: Nacktsamige (O^m»o8perinsn): sämtliche Nadelhölzer. ö. Bedecktsamige (^nxiospei-En): Laubhölzer, Sträucher, Kräuter. Die Bedecktsamigen Blütenpflanzen werden wieder in zwei Klaffen eingeteilt, und zwar in: 1. Einkeimblättrige «Monoootzllsäonsu): Gräser, Froschbißgewächse, Froschlöffelgewächse, Aron- gewächse, Liliengewächse, Amaryllisgewächse, Schwertliliengewächse, Knabenkrautgewächse. 2. Zweikeimblättrige (Oicor^lLäöiEn): alle anderenBedecktsamigenBlütenpflanzen der Gruppe II. Die Einkeimblättrigen erkennt man am leichtesten daran, daß sämtliche Blattnerven parallel im Bogen vom Grunde zur Spitze verlaufen. Die Zweikeimblättrigen haben netzadrige Blätter und treten mit zwei Keimblättern ins Leben, wie z. B. die Bohne. Durch eine weitere Unterteilung nach den Verwandtschaftsgraden in Reihen, Familien, Gattungen und Arten ist es möglich, jeder Pflanze ihren Platz im botanischen System zuzuweisen. Die deutsche Flora umfaßt rund 2500 Arten. Wir haben das Glück, daß seit Beginn unserer Zeitrechnung noch keine Pflanze der deutschen Flora ausgestorben ist. Noch wachsen die gleichen Blumen, Sträucher und Bäume auf deutschem Boden wie zu Zeiten unserer germanischen Vorfahren. Einige Pflanzen sind allerdings recht selten geworden, und um die gefährdeten Pflanzen auch kommenden Geschlechtern zu erhalten, hat die Reichsregierung durch die neue Naturschuhverordnung, die auf Grund des Reichsnaturschutzgesehes vom 18. März 1936 erlassen wurde, den Schutz zahlreicher Pflanzen einheitlich für das ganze Reich geregelt. Die Liste der geschützten Pflanzen umfaßt drei Abteilungen. Die I. Liste verzeichnet die vollkommen geschützten Pflanzen, im ganzen 24, zum Teil in mehreren Arten. Die II. Liste enthält die teilweise geschützten Pflanzen. Es sind neun, auch wieder in mehreren Arten, bei denen nur die Wurzelstöcke oder Zwiebeln oder die grundständigen Blattrosetten Schutz genießen. Die m. Liste umfaßt 22 Pflanzen in mehreren Arten, die zum Sammeln für gewerbliche Zwecke oder für den Handel nicht freigegeben sind. Da die Naturschutzbestimmungen für jedermann, also auch für den wissenschaftlichen Sammler Geltung haben, ist es wichtig, daß der Naturfreund die geschützten Pflanzen kennt. Soweit es sich bei den im Buch abgebildeten Gewächsen um geschützte Pflanzen handelt, ist bei den Bildunterschriften durch die Zeichen I, II oder III auf die entsprechende Liste der geschützten Pflanzen hingewiesen. Wenn den Bäumen, Sträuchern und Blumen des Waldes in diesem Buch ein besonders breiter Raum eingeräumt wurde, so ist diese Bevorzugung gerechtfertigt, denn der Wald, der rund 16,8 Millionen Hektar, also mehr als ein Viertel (28,8"/») des großdeutschen Bodens (ohne das Protektorat Böhmen und Mähren) bedeckt, ist ein kostbarer Besitz unseres Vaterlandes, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Lieblinge unserer Kindheit: Frau Holle, Hänsel und Gretel, Rotkäppchen, Schnee wittchen, die sieben Zwerge und die anderen Helden unserer Märchen, sie alle wohnten und lebten im Walde, in dem die Wurzeln des deutschen Volkstums verankert sind. Zahllose Volkslieder der Liebe und Sehnsucht, vom Scheiden und Meiden besingen den Wald. Lr ist uns Sinnbild der Heimat und der Unvergängiichkeit unseres Vaterlandes.