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Wenn in den Wipfeln der Laubbäume die schwellenden Knospen die ersten gelbgrünen Blättchen entfallen und den Boden erst wenig, bald aber in zunehmendem Maße beschatten, verschwinden langsam die lichthungrigen Frühlingsblumen im Walde. Die wenigen Wochen des ungehinderten Sonnengenufses sind vor über; immer dichter wird der Schatten, den das Laubdach der Bäume auf die Vorfrühlingsblumen senkt, und damit wird ihre kurze Vegetationsperiode abgeschlossen. Ihre Blätter vergilben und sterben ab. Die Früchte und Samen sind meist schon aus gereift und ausgestreut, und die Pflanze zieht sich auf ihre unter- irdischenTeile zurück, um einerneuenBlumenpracht, derSommer- flora, Platz zu machen. Die Sommerblumen des Waldes können mehrSchattenvertragen als dieFrühlingskinder, vielevon ihnen gedeihen noch im dunklen Dämmer des Dickichts, aber die meisten brauchen doch einen Strahl Sonne, der sich durch die Kronenlücken der Waldbäume stiehlt. ren. Die Frucht ist eine kleine, kugelige Kapsel, die mit sechs Klappen aufspringt. Die Sternmiere gehört zur Familie der Nelkengewächsedie sich durch die sogenannte „dekussierte" Blattstellung auszeichnet. Die Blätter stehen immer paarweise gegenüber in der Weise, daß die nächsthöheren im rechten Winkel versetzt sind. Von oben gesehen bilden die übereinanderstehenden Blätter also ein Kreuz (3-). Zur gleichen Familie der Nelkengewächse zählt auch die hübsche Rote Lichtnelke (lVIslänär^um rübrurri), eine Tagfalterblume, die in das lang- halmige zarte Waldgras vom Mai bis Juli viele leuchtend.rote Tupfen sät. Sie heißt auch Tagnelke oder Waldnelke und wächst an Waldrändern und im Gebüsch an feuchten Stellen ost in großen Mengen. Der 60-100 am hohe, weichbehaarte Stengel Ein gütiges Geschick schenkt uns die schönsten Waldblumen unmittelbar am Wege, der durch den dichtenForst führt, und überall dort, wo das Himmelslicht durch die Fenster des Vlätterdaches bis auf den Waldgrund dringt. 2n den breiten Waldschneisen, in den Lich tungen und Schonungen und in den Bachtälern, wo die Feuchtigkeit des Bodens und der Luft die Krautflora begünstigt, entzücken uns überall die schönen Kinder der Sommerwaldflora. 2m Auwald eröffnet den Reigen die Sternmiere (8tMäris Ilolösiea), die im grasigen Gebüsch der Sträucher und an den Böschungen der Wege und Bachläufe aufweiteStreckendenBodenmit einem dichten Teppich ihrer weißen Blüten sterne bestickt. Die 18-30em langen, aufsteigenden, vierkantigen Blüten stengel, die mit lang zugespitzten schma len, gegenständigen Laubblättern be setzt sind, tragen am Ende eine lockere, ziemlich reichblütige Trugdolde, deren Blüten nicht gleichzeitig, sondern nach und nach abblühen, so daß sich die Blütezeit von Ende April bis Ende Mai erstreckt. Fünf bis zur Hälfte tief gespaltene, reinweiße Blumenblätter stehen in den Lücken der fünf grünen, etwa halb so langen Kelchblätter. Die 2 em große Blüte besitzt meist zehn Staubgefäße und einen oberständigen Fruchtknoten mit drei langen Griffeln. Nur bei sonnigem Wetter sind die Blumen sternförmig ausgebreitet, um Bienen, Fliegen, Käfer und Schmetter linge anzulocken. Bei kühlem, trübem Wetter, bei Regen und des Nachts bleiben die Blüten geschloffen. Wenn die Besucher ausbleiben, tritt auch Selbstbestäubung ein, wie bei den meisten Blüten, die durch Öffnen und Schließen Eigenbewegungen ausfüh- TÄ-tu/mLN (tHnE kamttie.- k/lmaceen. Stütere-t-' ^»1. T'e-rt