Volltext Seite (XML)
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, haben eigentlich nur zwei Lauobäume auf mich Eindruck gemacht. Der eine war die Eiche, deren Früchte die verschiedensten Verwendungsmöglich keiten boten; man konnte z.B. die Eicheln auf einer Schnur zu einer wundewollen Kette aufreihen. Und dann der Fruchtbecher! Wenn man ihn geschickt zwischenMittel- undZcigefinger klemmte, konnte man auf ihm so laut pfeifen, daß einem Hören und Sehen verging. Der andere Baum war der Ahorn, besten Früchte zu einer kleinen Maskerade geeignet waren, indem sie als „Nas hörner" auf die Nase geklebt wurden. Und ich glaube, das haben früher alle einmal genau so getan, wie es heute noch die Kinder machen. Vielleicht ist uns damals schon aufgefallen, daß es drei Formen dieser Früchte gibt; solche, deren Flügel einen spitzen Winkel bilden; andere, die in einem stumpfen Winkel und wieder andere, die sogar in einem überstumpfen Winkel zusammenstehcn. Diese drei verschiedenen Formen der Früchte entsprechen in der gleichen Reihenfolge den drei einheimischen Arten der Gattung Aesr: dem Bergahorn, dem Spitzahorn und dem Feldahorn, die sich noch an anderen Merkmalen leicht unterscheiden lasten. Der schönste von ihnen ist unstreitig der Bergahorn pskmäoplätsivis), der als echtes Gebirgskind zwischen 900-1700 m, besonders im Freistand auf den Alpenmattcn zu hoheitsvoller, malerischer Schönheit gedeiht, und der hier zu prachtvollen, starken Bäumen bis zu 25 r» Höhe heranwächst. Von den Bergwäldern steigt er mit der Buche, meist einzeln oder höchstens horstweise auftretend, in die Hügellandschaft und in die Ebene hinunter. Er ist aber im Norddeutschen Tiefland nur rechts der Elbe heimisch, während er westlich des Stromes meist angepflanzt ist. 2n der nordwest deutschen Landschaft und an der Nord seeküste fehlt er ganz, weil er die at lantische Regenzone meidet. Seine wesentliche Verbreitung außerhalb Deutschlands erstreckt sich vom mitt leren Rußland und Polen über Ost preußen und durch das mittlere Skan dinavien, immer in enger Gesellschaft mit der Buche. 2m Gebirge, wo er in den lichteren Beständen der Fichten- und Tannenwälder eingesprengt steht, erkennen wir ihn von weitem daran, daß der Stamm auf der Wetterseite bis hoch in die Aste hinauf mit dichtem Moospolstcr bedeckt ist. Der Berg ahorn fällt dann noch durch seine dünne Borke auf, die ähnlich wie bei der Platane an den älteren Bäumen in hellbraunen, flachen, breiten Schuppen abblättert und die darunterliegende weißgraue Rinde freilegt, so daß der Stamm ganz scheckig erscheint. Ende April, im Gebirge im Mai, ent falten sich die gegenständigen, lang gestielten, glänzend dunkelgrünen, auf der Unterseite hcllgraugrünen Blätter, deren fünf grobgesägte spitze Lappen durch mehr oder weniger tiefe Ein schnitte voneinander getrennt sind. 2n den Nervenwinkeln der Unterseite sind die Blätter mit weihen, flaumigen Här chen bedeckt. Wenig später, im Mai oder Juni, er scheinen dann die grüngelben, kleinen Blüten, die an der Spitze der Laub triebe in hängenden Trauben zusam menstehen. Die Blüten sind entweder zwittrig oder auch getrenntgeschlechtig, indem einmal die männlichen, ein an dermal die weiblichen Blütenteile ver kümmert sind. Da auch bei den zwitt rigen Blüten, die beide Geschlechter vereinen, entweder erst der Pollen oder die Narbe reift, ist Selbstbefruch tung ausgeschlossen. Der Ahorn ist einer der wenigen Waldbüume, die pLeurioptÄanu;). Famitie.- Ltütereit.' ^uni