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I«anrr/re.' Oa/rk-i/o/iaceen. L/üterert? Lnkie ^unr, ^u/r Schlingsträucher, die sich an dünneren Bäumen und herab hängenden Asten und Zweigen 5 «i und höher spiralig hinauf winden. Wenn sie auch keine baumwürgenden Lianen sind, so ist doch ihr Holz so zäh und stark, daß ihre windenden Stämme durch das Dickenwachstum der Bäume nicht auseinanderge- riffen werden können. Durch die innige Verschlingung wird aber der gleichmäßige Zuwachs der Jahresringe der Bäume an beschäftigen. Wie bei allen Geißblattgewächsen sind die Blüten in Kelch, Krone und Staubblätter fünfzählig. Vier Zipfel der gelblichweihen, manchmal purpurn überlaufenen Krone sind nach oben aufgebogen, einer ist nach unten gerichtet. Fünf lange, herausragende Staubfäden und der wenig längere Griffel füllen die fast 3 am lange Kronröhre aus, deren Schlund so reichlich Honig absondert, „daß die Kronröhre oft bis zur Hälfte angefüllt wird". Die köpfchenartig in Büscheln an geordneten Blüten bilden einen recht ansehnlichen Blütenstand. Ls ist die Zeit der Hellen Nächte, Ende Juni, die schönste des Jahres. DieblauenSchattenderDämmerung senkensich über den Wald; ein kühler Abendwind, der der untergegangenen Sonne nachzieht, mildert die Schwüle des Sommertages. Hell leuchten aus dem Dämmer des Abends die Geißblattblüten hervor und verströmen einen Duft, so süß und betäubend, so lockend ... Bienen und Wespen sind längst in ihre Stöcke und Nester heim gekehrt, und auch die bummeligen Hummeln, die es auf dem Heimflug nicht so eilig haben, sind in ihren Crdröhren ver schwunden. Wen könnten die Blüten mit ihrem Duft noch locken? Da kommen sie schon im pfeilgeschwinden Fluge heran gestürmt - dicke, plumpe Schwärmer (8xttinAtäsn), mit dichten Pelzen angetan zum Schutz gegen die Nachtkühle. Aus weiter Ferne haben sie den Duft gespürt und sind ihm mit unfehlbarer Sicherheit nachgegangen. Ohne sich auf der Blüte niederzu lassen, führen sie, im Fluge schwebend, ihren mehrere Zentimeter langen Rüffel in die Blütenkrone ein, um aus dem Schlund der tiefen Kronröhre den Honig zu saugen. Da Narbe und Staubbeutel nicht gleichzeitig, sondern in zwei aufeinander folgenden Nächten ihren Reifezustand erlangen, wird die Selbst bestäubung der Blüten, die bei den stürmischen Besuchern durch aus gegeben wäre, wirksam verhindert. Nur Nachtschmetter linge mit ihrem langen Rüffel können den tief geborgenen Honig erreichen, und nur in den kühlen Abendstunden locken die Geißblattblüten, die sich zwischen 6 und 8 Uhr abends in drei oder vier aufeinanderfolgenden Nächten öffnen. Insekt und Blüte sind wunderbar einander angepaßt, und während der ganzen Zeit, in der die Nachtfalter schwärmen, blüht auch das Geißblatt ohne Unterlaß von Ende Juni bis August. Im Herbst schmückt sich der Strauch mit korallenroten, glänzenden, in Köpfchen zusammenstehenden Beeren. Liner der schönsten und häufigsten Sträucher an den feuchten Stel len der Waldränder, in Gebüschen und an Bachufern ist der den Berührungsstellen gestört, so daß die Geißblattlianen im Laufe der Zeit - sie können übrigens rund 50 Jahre alt werden - tiefe spiralige Schnür furchen im Stamm hinterlassen. Unsere wilde UoiUosrs - nach dem Arzt und Kräuterbuchverfaffer Ad. Lonicer be nannt, der um 1600 gelebt hat - geht nordwärts noch etwas überdieBuchen- waldgrenze hinaus, doch ist ihre Ver breitung auf Europa beschränkt. Wir finden sie meist an Waldrändern und Gebüschen auf fruchtbarem Boden, in den östlichen Landesteilen ist sie aber ziemlich selten. Die gegenständigen, ganzrandigen, ovalen Blätter sind beim Wilden Geißblatt stets getrennt und nie paarweis e zusammeng ewachsen wie die unterhalb der Blüten stchcn- denHochblüttcr des Echten Geißblattes. So prosaisch der Name der Pflanze klingt, so poetisch sind ihre Blüten, und mit ihnen wollen wir uns etwas näher §c?!neeöatt O^utur). Famttie.' La^i/o/r'aceen. Ltütereit.' Atai, Zum