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Lze/ze ////// Lr/e/re Die Naturreligion der alten Germanen fand ihren Ausdruck in einem Gottesdienst, der im Walde gefeiert wurde. 2n hohen, geheiligten Eichenhainen, den Unberufenen bei Todesstrafe ver schlossen, wurden den Göttern Opfer dargebracht. Im Schatten uralter Eichbäume wurde Gerichtstag gehalten, und auf den Thingplätzen, die meist in einer Waldlichtung errichtet waren, fanden die Beratungen und Versammlungen der Sippen und Stämme statt. Die Eiche war ein Symbol der Ewigkeit, denn sie erreicht ein Alter, das 30 Generationen überdauert. Und 30 Menschenalter, das ist eine lange Zeit, das sind rund 1000 Jahre, und im Leben eines Volkes schon ein Stück der Ewigkeit. Der heilige Baum war dem Donar oder Thor ge weiht, der seinen Willen durch Blitz und Donner kundtat, der in den Sturmnächten auf einem Ziegengespann über den Himmel brauste und seine funkensprühenden Pfeile auf die Erde schmetterte, daß sie erschütterte und erbebte, und der so ost die Eiche zum Ziel seiner Blitze erwählte. Die alten Germanen waren gute Naturbeobachter, denn tat sächlich wird die Eiche unter allen Waldbäumen am häufigsten vom Blitz getroffen. Die Ursachen dieser Naturerscheinung sind uns heute bekannt. Wir wissen nach den Blitzspuruntersuchungen des Botanikers Ernst Stahl, daß die Bäume mit rauher, rissiger Rinde am schwersten unter Blitzschlag zu leiden haben. An erster Stelle die Eichen; aber auch Pappeln, Birnbäume, Fichten, Kiefern und Tannen sind besonders stark dem Blitz ausgesetzt, weil der Gewitterregen nicht schnell genug die borkige Rinde durchfeuchtet. Bei den Bäumen mit glatter Rinde, wie Rotbuche, Hainbuche, Birke, an der das Regenwaffer rasch herabströmt und eine Leitungsbahn bildet, ist der Einschlag fast immer un schädlich. Das Sprichwort, das im Volke lebt: „Meide die Eiche, suche die Buche", hat also durchaus seine Berechtigung. Die große Verehrung, die die Eiche im germanischen Altertum genoß, hat sich bis in unsere Tage erhalten, wenn wir ihr auch keine göttlichen Ehrungen mehr zollen. Bewundernd stehen wir vor den kraftvollen Bäumen, in deren Schatten vielleicht die Ritter der Kreuzzüge gelagert haben, und die die Landsknecht scharen der Religionskriege, die Heere Friedrichs des Großen und der Befreiungskriege vorüberziehen sahen. Die Eiche kann ein Alter von 1000 Jahren und mehr erreichen, ja bei Kent in England grünt eine Eiche, der schon der große schweizerische Bo taniker de Landolle ein Alter von 2000-3000 Jahren einräumte. Im allgemeinen wird aber das Alter unserer Eichenveteranen stark überschätzt, und selbst die stärksten Bäume werden kaum mehr als 600-700 Jahre zählen, wenn ihnen auch der Lokal patriotismus ein tausendjähriges Alter beimißt. Ost sind sie in diesem Alter bereits durch Blitzschlag, durch Frost und Schnee bruch stark beschädigt und im Innern des Holzes kernfaul und morsch. Ein wirklich tausendjähriger Baum dürfte die Eiche bei Ivenack in Mecklenburg sein. Nach der Überlieferung war sie schon ein berühmter Baum, als dort im Jahre 1252 ein Kloster gegründet wurde. Das Geschlecht der Eichen, das der Familie der Näpfchen- früchtler (tmpuliksrsn) oder Buchengewächse (kUZaessn) ange hört, umfaßt etwa 200 Arten in Europa, Asien und Zentral amerika. Unsere einheimischen Arten, die Stieleiche und die Traubeneiche, die sich botanisch nur wenig unterscheiden, sind keineswegs auf Deutschland beschränkt. Die Stieleiche reicht im Norden bis zur alten norwegischen Stadt Drontheim und in Rußland bis zum heutigen Leningrad. 2m Osten ist der Ural die Grenze ihrer Verbreitung, und im Süden finden wir sie in Spanien, in Griechenland und selbst noch in Sizilien. In den Alpen steigt sie bis 1000 m hoch empor, im mitteldeutschen Berg land etwa bis 450 m und im Schwarzwald durchschnittlich bis 600 m. Etwas begrenzter ist die Ausbreitung der empfindlicheren Traubeneiche. 2m Norden gedeiht sie etwa his zum 60. Breiten grad, also bis zur Höhe von Oslo, und auch im Osten geht sie über die Krim nicht hinaus. Dafür klettert sie aber in den Alpen auf der Sonnenseite noch 350 m höher als die Stieleiche, auch in den Mittelgebirgen geht sie höher als ihre Schwester. Die Stieleiche (Ouöi-vus xeäimcmlstiO, auch Sommereiche genannt, bevorzugt in Deutschland den Osten und hauptsächlich die Ebenen und Fluß auen. Das Überschwemmungsgebiet der Stromniederungen von Rhein, Donau, Elbe und Oder sagt ihr besonders zu, da sie frischen und tiefgründigen Boden liebt, und hier bildet sie die prächtigen Auwälder. (Großbild Seite 5.) Der Höhenwuchs der Sommereiche ist im allgemeinen mit 120-200 Jahren abgeschloffen. Sie erreicht dann etwa 20 m, selten 30-35 m Gesamthöhe bei einem Stammdurchmeffer von 1 Hs-2 m. Das Dickenwachstum hält aber während der ganzenLebensdauer des Baumes an, und Eichen von 2 hz-3 m Stammdurchmeffer hei einem Alter von 500-600 Jahren sind in Deutschland glücklicherweise noch keine S eltenh eit. 2mFreistand ist das Höhen wachstum geringer, aber sie bildet dann um so dickere Stämme mit tief herab reichender mächtiger Krone. Die Be wurzelung der Eiche ist außerordentlich sturmfest. Bis zum 6. oder 8. Lebens jahr besteht sie hauptsächlich nur aus der bis 2 m langen Pfahlwurzel. Erst vom 30. Jahre an, mit der Ausbrei tung der Krone, wachsen auch die teils flachstreichenden, teils schief abwärts gerichteten Seitenwurzeln. 2n der §tieZeic/re FamiZr'e.- Fa§aceen. BZüreseit.- Mitte ^riZ, Mai 1 ^Veidliolie Blüten. 2 lVlännliotie LlütenkätLctien. 3 LriebspitLe mit Blättern unü drückten.