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Olk. kkllUS5I§cbILbl k^blI^L>I > -k c>. cV (Fortsetzung aus Seite ro) Aj O LL Ä ^KLU55LI^ LrA zto>E EüM ^Sss- ^k? l-W L .MW Um die wende des ;s. ;um )s. Jahrhundert vollzogen sich unter dem Eindruck der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der fran zösischen Revolution grundlegende Wandlungen im Leben der Natio nen. Nach außen gab sich das dadurch kund, daß jetzt jeder ehrenhafte Bürger seinen Hut mit einer Bandschleise in den eben entstehenden Farben seiner Nation schmückte. Nicht nur das Verhältnis des Ein zelnen zur Nation, zu der er sich durch das Tragen der Rokarde viel nachdrücklicher als bisher bekannte, veränderte sich, sondern auch das Wesen des Heeres, das nun eine Angelegenheit des ganzen Volkes wurde. Deutlich zeigt dies die Entwicklung der Fahnen. Hatte früher jedes Regiment eine besondere bunte Fahne gehabt, so wurden jetzt nach der Reorganisation der preußischen Armee 1S07 nur noch Fahnen in den preußischen Nationalfarben verliehen (s. Bild si). Die Fahnen waren damals mit Ölfarbe auf einfache Seide gemalt und infolgedessen nicht dauerhaft, während aber früher zerstörte Fahnen für den nächsten Feldzug erneuert wurden, galt seit Anfang des IS-Jahrhunderts eine Fahne für um so ehrwürdiger, je eindringlicher ihr Aussehen von überstandenen Rümpfen erzählte. Die Folge war, daß nach einer gewissen Zeit von den Tüchern häufig überhaupt nichts mehr übrig war. Die Fahnen bestanden vielfach nur noch aus Stange, Spitze und Rriegsbändern. Die preußischen Fahnenstangen waren im allgemeinen schwarz, für die Gardetruppen gelb, für Garde-Grenadiere, Linien-Grenadiere und Eisenbahntruppen aber weiß. Sic maßen, die Spitze inbegriffen, un gefähr 3 m. Die Spitzen zeigten den Namenszug des zur Zeit der Verleihung der Fahne regierenden Rönigs. An seine Stelle trat bei den Fahnen, die 1813 während der Befreiungskriege ins Gefecht ge- kommen waren, das Eiserne Rreuz (siche ;. B. S. y, linke Randleiste) in einer neuen, schlanken Spitze, welche Fahnen diese Spitze haben, ist in den Ehrentafeln unter der Rubrik „1813" durch Eintragung eines Eisernen Rreuzes vermerkt. Das für den Feldzug 1870/71 verliehene Eiserne Rreuz steht in einer breiteren Spitze, wie sie aus dieser Seite 11 dargcstcllt ist. In den Fällen übrigens, wo die Spitze durch feind liches Feuer beschädigt worden war, wurde sie nicht durch die erwähnte Eiserne-Rreuz-Spitze ersetzt, sondern das Rreuz wurde auf den Namens zug FWR (Friedrich Wilhelm Rex) — vgl. S.33 links — aufgelegt. Das war der Fall bei den Fahnen der folgenden fünf Infanterie- Bataillone: 111/24,1/43,1/55,11/85,1/88 und des Landwehr-Bataillons Allenstein sowie bei der Standarte der 6. Ulanen. Die Spitze mit dem Monogramm der Rönige Friedrich Wilhelm III. und IV. kam bei der aktiven Armee nur noch ganz selten vor; häufiger war sie bei den Landwehrfahnen. Seit dem Regierungsantritt Rönig Wilhelms I. I8öi blieb der Namenszug für neu zu verleihende Fahnen WR (Wil helm Rex). Zu jeder Fahne gehört mindestens ein Fahnenband, das sie bei der Verleihung bereits trägt. Dieses 37 mm breite Band, die Banderole genannt, ist in den Landesfarben gestreift und um die Spitze gcschlun- gen. Hatte nun eine Fahne einen Feldzug mitgemacht, so erhielt sie statt der Banderole ein Rriegsband, und zwar in den Farben der Bänder, an denen die Feldzugsteilnchmer ihre Rriegsdenkmünze für den betreffenden Feldzug trugen. Die in den Befreiungskriegen ver liehenen Fahnen hatten schon bei der Verleihung das Rriegsdenkmünz- band kür )8)3, 1814 und 1815. welche Farben dieses Band und die späteren Bänder haben, teilt die bunte Ehrentafel auf S. 18 mit. wie man dort findet, haben folgende kriegerische Ereignisse zur Stiftung von solchen Erinnerungszeichen Anlaß gegeben: die Befreiungskriege 1813—1815, der Rrieg gegen Dänemark 1884, der Sturm auf die Düppeler Schanzen (18.4.1884), die Eroberung der Insel Alfen (rs. 8. 1884), der deutsche Bruderkrieg von 1888 und der deutsch-fran- zösische Rrieg 1870/71. Für die Fahnen der Truppen, die zur Nieder werfung der allenthalben in Deutschland während der unruhigen Jahre 1848 und 1840 aufflackernden Aufstände verwendet wurden, kam kein besonderes Erinnerungszeichen in Betracht; sie wurden (erst I880) mit dem Militärehrenzeichen dekoriert. Ein besonderes Rriegsband muß noch erwähnt werden. Diejenigen Fahnen nämlich, die sich schon im Jahre 1813 das Eiserne Rreuz in die Spitze verdient hatten, wuroen 1872, als wiederum Verleihungen Eiserner Rreuze an die Fahnen der im Felde gewesenen Truppen er folgten, dadurch besonders ausgezeichnet, daß ihnen ein breites Band in den Farben des Eisernen-Rreuz-Bandes zuerteilt wurde, auf dessen untere Enden das Großkreu; vom Eisernen Rreuze aufgeheftet ist. Über die Paradebänder und Orden, die die Ehrentafeln im einzelnen verzeichnen, und die die bunten Bilder fast vollzählig zeigen, wird auf S. 52 noch einiges zu erzählen sein. wie schon gesagt, gerieten die preußischen Fahnen in einen ziemlich traurigen Zustand, wenn auch aus einem sehr ehrenvollen Grund. Bei Paraden bot sich statt des farbenprächtigen Bildes der wehenden Tücher der Anblick leerer, nur mit Stoffresten und einigen Rriegs- bändcrn behangener Stangen. Nach dem Regierungsantritt Raiser Wilhelms II. wurde daher an eine völlige Erneuerung des preußischen Fahnenbestandes herange- gangen, die bei Rriegsausbruch fast beendet war; es waren nur noch drei Fahnen bei der Fußartillcrie, drei Fahnen der Eiscnbahntruppen und eine größere Anzahl von Landwehrfahncn nrcht erneuert. Die erste erneuerte Fahne erhielt das I. Bataillon des 1. Garde-Regi ments zu Fuß. Damals waren die Grundsätze für die Erneuerung der Fahnen noch nicht bestimmt. So kommt cs, daß diese Fahne noch 140 cm im Geviert mißt. Ihr wegen der Stickerei auf doppeltem Seidenstoff beträchtliches Gewicht war der Grund, weshalb künftig die Größe der Fahnen auf 128 cm im Geviert beschränkt wurde. Zu erst bekamen Fahnen in den neuen Mustern von 1800 die 1804 neu errichteten IV. Bataillone, deren leuchtende gold- (auch zuweilen si'lber-) gestickte Tücher vorteilhaft von den leeren Stangen und zer rissenen Fahnen abstachen. wie diese neuen Fahnen aussahen, das zeigen die Bilder. Hier ist nur noch zu erklären, wie die Verteilung der Muster an der Linieninfante rie erfolgte: Die gesamte Armee gliederte sich in Armeekorps, vor Rriegsausbruch waren es 25. Die Linien < Infanterie - Regimenter unterschieden sich je nach ihrer Armeekorps-Zugehörigkeit durch die Farbe der Achselklappen, welche für das I. und II. Armeekorps weiß, für das III. und IV. rot, das V. und VI. gelb, das VII. und VIII. blau, für das IX. und X. wiederum weiß, dann für das XI. und XV. rot, XVI., XVII. gelb, schließlich für das XVIII. und XX. blau waren (die fehlenden Nummern sind keine preußischen Rorps). Für das 1012 entstandene XXI. Armeekorps wich man von der Reihenfolge ab und wählte Grün.