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Aufgaben betraut zu werden, 1798 heiratete er die Schwägerin Joseph Bonapartes, die Tochter eines reichen Marseiller Kaufmanns. Als Napoleon sich zum Kaiser ausrief, ging er in Opposition, wurde aber schon tags darauf zum Reichs marschall ernannt und machte den Siegeszug des Kaisers durch Deutschland und gegen Österreich bis zur Schlacht bei Wagram mit, worauf er sich, vom Kaiser beleidigt, wieder zurückzog. 1810 wählten ihn die Schweden auf Vorschlag ihres Königs Karl XIII., der ihn adoptierte, zu ihrem König. Er bestieg als König Karl XIV. Johann 1818 den schwe dischen Thron, den er bis 1844 innehatte, stellte sich, als Napoleon Schweden bedrohte, in die Reihen der Verbündeten und trug zur Niederwerfung des französischen Kaisers wesent lich, aber nicht sehr tätig bei. Eine der menschlich sympathischsten Gestalten unter den Offizieren Napoleons war Jean-Baptiste Kleber (1753 bis 1800), der, als Sohn eines deutschen Gärtners in Straßburg geboren, in Paris als Architekt, in München als Kriegsschüler ausgebildet, erst österreichischer Offizier, dann Bauinspektor in Belfort wurde und sich als Freiwilliger der Revolutions General geworden. Auch er begleitete Napoleon auf seinen Siegeszügen und errang ihm die größten Erfolge, besonders in der Schlacht an der Moskwa, die ihm vom Kaiser den Ehrennamen des „Bravsten der Braven“ eintrug. Als alles verloren war, überredete er Napoleon, dem Thron zu ent sagen, und bot sich sofort dem Bourbonenkönig Ludwig XVIII. an, der ihn dann gegen den von Elba her anmar schierenden Napoleon schickte, um ihn in einen eisernen Käfig zu stecken, wie Marschall Ney prahlte. Aber der „Bravste der Braven“ ging jetzt wieder zu Napoleon über und kämpfte bei Waterloo persönlich tapfer in den Reihen der Soldaten. Nach dem endgültigen Sturz des Kaisers wurde Ney verhaftet und zum Tode verurteilt. Er gab bei seiner Er schießung selbst das Kommando. Von den Zeiten Ludwig XVI. bis zum Juli-Königtum hat es in Frankreich keine Macht gegeben, der nicht Charles Maurice Herzog von Talleyrand (1754—1838) seine Dienste zur Verfügung gestellt hätte. Dieser Mann hat in der Tat alle Umwälzungen dieser Epoche überstanden, hat unter jedem neuen Machthaber eine entscheidende Rolle ge- Jean-Baptiste Bernadotte (Karl XIV., König von Schweden) (1764—1844) Nach einer Miniatur von Jacob Axel Gillberg nach dem Gemälde von Girard Armee zur Verfügung stellte. Bei der Bekämpfung des royalistischen Vendee-Aufstandes, hatte er sich besondere Verdienste erworben und war bereits General, als ihn Na poleon auf seinem ägyptischen Feldzug mitnahm. Nach der Abreise Napoleons nach Frankreich leitete er die Operationen in Syrien und Ägypten selbständig und schlug die Türken vernichtend. Seine Erfolge machten Napoleon bedenklich, so daß eine Entfremdung zwischen ihnen eintrat. Als Kleber dann von einem fanatischen Türken ermordet wurde, war Napoleon einen seiner fähigsten Generäle, aber auch einen gefährlichen Konkurrenten los. Kleber machte 1792 den damaligen Rittmeister Michel Ney (1769—1815), den späteren Marschall von Frankreich und Fürsten von der Moskwa, zu seinem Adjutanten. Dieser war, geboren als Sohn eines Böttchers, als einfacher Husar einge rückt und ist nach acht Jahren Kriegsdienst bereits Brigade- Jean-Baptiste Kleber (177}—1800) Nach einer Miniatur von Jean Guirin spielt und dabei eine diplomatische Geschmeidigkeit be wiesen, die an Raffinement die aller seiner Zeitgenossen bei weitem übertrifft. Vor der Revolution ist Talleyrand Bischof von Autun, nach der Umwälzung segnet er die Fahnen der Nationalgarde und weist auf die Kirchengüter zur Deckung der Staatsschulden hin. Er wechselt nun den Beruf wie die Gesinnung und unterstützt nach kurzem Aufenthalt in Amerika Napoleon. Die Durchführung des ägyptischen Feld zuges findet seine ganze Unterstützung, denn Talleyrand hofft, daß er scheitert. Kritisch verfolgt der schlaue Diplomat Napoleons Siegeszug und sieht bereits 1807 nach der Schlacht von Preußisch-Eylau das Ende dieser großen Laufbahn voraus. Nichts ist daher diesem von keinem Gewissen beschwerten Manne naheliegender als die Anknüpfung von Beziehungen mit den künftigen Machthabern, den Bourbonen, die ihre Rückkehr vor allem seinen Bemühungen verdanken. Talley- rands ungewöhnliche Fähigkeiten retten auf dem Wiener Kongreß aus dem unerhörten Zusammenbruch seines Landes, was nur irgend zu retten ist. Als Außenminister und Ge sandter in London ist Talleyrand bis fast an sein Ende tätig, nachdem er inzwischen seine Gesinnung abermals gewechselt hat und am Sturz der Bourbonen hervorragend beteiligt gewesen ist.