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Karl XII., König von Schwelen (1682—1718) Nach einer Miniatur von Axel Sparre Zar Peter die schwedischen Ost seeprovinzen be setzt, Karl aber drang mitten in Rußland ein bis in die Ukraine. Hier stellte und schlug ihn Peter vernich tend bei Poltawa, so daß Karl auf türkisches Gebiet flüchten mußte. Er hetzte die Türken gegen Rußland und versuchte, als die erste Unterneh mung bald beige legt war, dieTürkei in weitere Kriege gegen Peter d. Gr. hineinzutreiben,bis diese ihn schließ lich gefangen setz ten. Karl befreite sich aber, ritt ver- Paul I., Kaiser von Rußland (17)4—1801) Nach einer anonymen französischen Miniatur des 18. Jabrh. (Jugendbildnis) kleidet in 16 Tagen ununterbrochen bis Stralsund und setzte, als die Stadt von den Sachsen und Preußen erobert wurde, nach Schweden über. Bei einem Angriff auf Norwegen traf ihn eine wahrscheinlich schwedische Kugel tödlich. Er war ein wahres Feldherrngenie von großer Entschlossenheit und persönlicher Tapferkeit, ja Tollkühnheit, aber sein Starrsinn riß ihn und sein Land ins Unglück. Schweden ging durch seinen Leichtsinn der Großmachtstellung für immer verlustig. In Rußland war auf Katharina I. zunächst ein Enkel Peters I. gefolgt; nach drei Jahren bestieg Anna, eine Tochter des schwachsinnigen Iwan V., den Thron; erst 1741 folgte Elisa beth, die Tochter Katharinas I., die unvermählt 1762 starb und die Krone an den Sohn ihrer Schwester Anna, Peter IIL, abgab. Dieser wurde bereits nach zwei Monaten unter Mitwissen seiner Gemahlin gestürzt und dann ermordet, und wieder trat an die Spitze des gewaltigen Reiches eine Frau, Peters IIL Witwe Katharina II. (1729—1796), die den Namen Sophia Augusta (von Anhalt-Zerbst) gleichzeitig mit ihrer Religion ablegte, als sie töjährig den russischen Thronfol ger heiratete. Ihre Ehe mit dem immer betrunkenen Peter war un glücklich. 34 Jahre lang war sie Alleinherrscherin desRiesenreiches und hat in diesen Jahren das ganze Land einer durchgreifenden Re form im Sinne des aufgeklärten Absolutismus unterzogen. Sie gründete Schulen, Akademien und Krankenhäuser, zog fremde Kolo nisten in ihr Land, u. a. die Wolga deutschen, beseitigte die Folter, nicht aber die Leibeigenschaft, die im Gegenteil unter ihrer Re gierung sich am schlimmsten aus wirkte. Sie war eine kluge und tatkräftige Frau, stand mit den bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit in regem Briefwechsel, dichtete eine Anzahl Theater stücke, schrieb pädagogische Abhandlungen und ihre sehr interessanten Memoiren. Außenpolitisch trat sie bei den Teilungen Polens, die ihr Werk waren, hervor. Gegen die Türken wie gegen die Schweden kämpften ihre Truppen mit Erfolg. Berüchtigt war sie wegen ihrer Günstlingswirtschaft, ihrer ungezügelten Leidenschaft, wegen des schnellen Wech sels ihrer zahllosen Liebhaber. Auf Katharina folgte ihr (aber wahrscheinlich nicht Peters) Sohn, Paul I. (1754—1801), den sie bis zu seinem 42. Lebensjahre von jeder Betätigung im Staatsdienst fernzu halten verstand, der als Großadmiral der russischen See macht nicht einmal die Flotte im Hafen von Kronstadt besuchen durfte, und dem sie nur einmal erlaubte mit seiner Gemahlin, einer deutschen Prinzessin, eine längere Auslandsreise zu machen. Das strenge Regiment seiner Mutter hatte ihn so verbittert, daß er nach ihrem Tode sofort ein Thronfolgegesetz erließ, das der männlichen Nach kommenschaft vor der weiblichen stets den Vorrang gab. Im übrigen machte er die Maßnahmen seiner Mutter rückgängig, wo er konnte, und ließ sich in unglückliche aus wärtige Unternehmungen, wie ge gen die französische Republik, ein. Auch sein Eintritt für den Mal- theserorden und gegen England zeigte seine sprunghafte,) ähzornige Natur, denn er forderte alle Könige, die sich nicht mit ihm gegen Englands Gewalttaten er klärten, zum Duell heraus. Sehr interessant ist sein Vorschlag der bewaffneten Neutralität, die Ruß land, bei kriegerischen Verwick lungen seiner Nachbarn unterem- ander, bewahren sollte; aber er drang damit nicht durch. Seine strengen Unterdrückungsmaßnah men gegen den Adel riefen eine Verschwörung herauf, der er 1801 zum Opfer fiel. Katharina II., Kaiserin von Rußland (1729—1796) Nach einer anonymen Miniatur des 18. Jahrhunderts