IAUAVI) im 18. Jahrhundert Mit der „glorreichen“ Revolution von 1688 endete der fürstliche Absolutismus in England. Die Thronbesteigung Georgs I. aus dem Hause Hannover 1714 bedeutete die endgültige Einführung eines parlamentarischen Regierungs systems und damit den Beginn des bis auf den heutigen Tag geführten Streites der Tories und der Whigs oder der konservativen und liberalen Partei. Es beginnt jetzt die Zeit der großen Parlamentsführer. Die Philosophie des ausgehenden 17. Jahrhunderts, besonders Lockes Deutung aller Vorgänge aus der menschlichen Erfahrung heraus, Newtons natur wissenschaftliches Weltgebäude, die zur Prosa übergehende Entwicklung der Literatur, die Ereignisse auf der politischen Bühne Europas, dazu die Anfänge religiöser Duldsamkeit, sie alle führten in England das Zeitalter einer vernunftgemäßen Betrachtung der Dinge, kurz das Zeitalter der Aufklärung herauf. Im Gegensatz zu Frankreich wandelt sich das eng lische Leben zur Ausprägung eines betont bürgerlichen Ge sichtes. Dem Bürgertum entstammen die geistigen Führer; der gewaltige Aufschwung des öffentlichen Lebens, der Literatur und Kunst liegt in seinen Händen. Das englische Rokoko trägt einfachere Züge, es hat nicht die leuchtenden Farben des Festlandes, nicht die Hingabe an grenzenlose Genußsucht und Üppigkeit. Aus England kommt Europa der mächtige Antrieb der Aufklärung. Die Literatur von der politischen Satire bis zum vielbändigen Roman — diese Literaturgattung nimmt ihren ruhmvollen Ausgang von hier — wird zur beherrschenden Macht des Jahrhunderts, das im Wesen literarisch wie kein zweites ist. Die Blüte der Geistes wissenschaften fördert gleichzeitig die bildenden Künste und das Theater. In dem Maler Hogarth findet die bürgerliche Gesellschaft ihren ersten großen Kritiker, und am Ende des Jahrhunderts stehen Porträt- und Landschaftsmalerei auf einem Georg II., König von England (168)—1760) Nach einer Miniatur von Christian Friedrich Zincke, 1717 kaum wieder erreichten Gipfel. Außenpolitisch ist dieser Zeit abschnitt erfüllt von der großen Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Aufsaugung des französischen Kolonial besitzes durch England und der Begründung des englischen Weltreichs endet. Es folgt die durch eine kurzsichtige Handels politik hervorgerufene Loslösung der amerikanischen Kolo nien, die von nun an als selbständiges Staatswesen auftreten. So ist im 18. Jahrhundert England im europäischen Staaten- Robert Walpole (1676—1747) Nach einer Miniatur von Christian Friedrich Zincke gefüge der gebende Teil; seine geistige Haltung verleiht ihm hohe Festigkeit in den Stürmen der Zeit, wenn es sich gegen die französische Revolution, mit deren Grundgedanken es sympathisiert, abschließt, sobald ihre Wendung zur Gewalt tätigkeit das englische Volk abstößt, und wenn es ab 1800 die Seele des Vernichtungskampfes gegen Napoleon wird. Den beiden ersten Königen aus dem Hause Hannover Georg I. und Georg II. (1683—1760) gelang es nicht, sich das Ver trauen des von ihnen beherrschten Landes zu erwerben. Das Volk empfand sie als Ausländer, denen die deutschen Län dereien mehr am Herzen lagen als das neue Reich, das ihnen durch die Gunst der Erbfolge zugefallen war. 1715 und 1745 machten die letzten Nachkommen des Hauses Stuart erfolg lose Versuche zur Rückgewinnung der Macht. Nach langer Friedenszeit führte von 1742 an Georg II. England der großen europäischen Koalition gegen Frankreich zu und kämpfte zeitweilig persönlich auf den Schlachtfeldern des Kontinents. Es sei erwähnt, daß in seine Regierungszeit Händels Berufung nach England fällt, und daß er die Universität Göttingen gründete. Der führende Staatsmann während der Regierungszeit dieser beiden Herrscher war Robert Walpole (1676—1745), der sich 21 Jahre lang als Leiter der englischen Politik behaupten konnte. In mannigfachen Staatsstellungen vorgebildet, in allen Kabinettsintrigen erfahren, brachte ihn das Jahr 1721